Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 122
Dass auf der anderen Seite genug Geld da ist, haben wir in
der letzten Sitzung des Gemeinderats im Zusammenhang mit dem Institut für den
Frieden gesehen. Da waren auf einmal 95 000 EUR aus
Verstärkungsmitteln, die man sicher hätte anders einsetzen können, für ein
Projekt vorhanden.
Aus Sicht der Volkspartei gibt es viele Themen, die
man in Zukunft ansprechen sollte. Zwei Themen sind uns ein besonderes Anliegen;
eines davon betrifft die Musikschulen der Stadt Wien. Ich habe dieses Thema
schon in der letzten Ausschusssitzung angesprochen und ich werde das hier auch
öffentlich tun:
Wir haben ja beschlossen, eine Enquete betreffend den
Musikstandort Wien abzuhalten, um den Musiknachwuchs für diese Stadt zu
sichern. Ich glaube, dass es jetzt nach der Wahl höchst an der Zeit wäre, diesbezüglich
in die Planungen einzutreten, um diese Enquete dann im Jänner oder im Februar
durchzuführen.
Ich glaube zweitens, dass das Thema "Kunst im öffentlichen
Raum" ein ganz wichtiges Thema ist. Diesbezüglich ist man in den
Bundesländern auf gesetzlicher Ebene wesentlich weiter als in Wien. Es ist hoch
an der Zeit, dass wir in Wien auch entsprechende Beschlüsse fassen, um sicherzustellen,
dass sozusagen die öffentliche Ästhetik, die Ästhetik im öffentlichen Raum
gefördert wird und dass es mehr Kunstaufträge gibt, weil es ja bekanntlich, vor
allem für bildnerische Künstler, nicht einfach ist, in der Stadt entsprechend
präsent zu sein.
Ich erlaube mir noch einen kurzen Nachtrag betreffend
das an sich sehr begrüßenswerte Projekt der Leseförderung mit Frederic Mortons
"Ewigkeitsgasse". Ich bin darauf schon in der letzten Aktuellen
Stunde zum Thema Lesen eingegangen und ich möchte dies auch heute noch einmal
tun. Es ist ja wirklich sehr interessant, wie in dieser Stadt mit öffentlichen
Projekten und mit öffentlichen Ideen umgegangen wird und wie eine Partei in
dieser Stadt nach wie vor glaubt, dass ihr diese Stadt gehört.
Sehr "witzig" ist zum Beispiel Folgendes:
Es wurde über diese Idee ein eigenes Heft angefertigt - ich weiß nicht, ob es
alle Damen und Herren in diesem Haus kennen (Der Redner hält ein Exemplar
dieses Hefts in die Höhe.) -, und darin steht zum Beispiel: "Warum Wiener
Bezirksvorsteher hinter der Aktion für Frederic Morton stehen". Dann sind
die einzelnen Bezirksvorsteher abgebildet, und wenn man es nachzählt, kommt man
darauf: Es sind 14 Bezirke. - Wien hat meines Wissens ein bisschen mehr
Bezirke, nämlich 23. Wohin die restlichen Bezirke verschwunden sind, weiß ich
nicht. Ob sie in der Zwischenzeit verkauft wurden oder ob es dort keine Bezirksvorsteher
gibt, wissen wir nicht ganz genau. - Offensichtlich wurden einfach die
ÖVP-Bezirke weggelassen. Diese sind also, laut dieser Darstellung, nicht Teil
dieser Stadt.
Noch viel spannender ist aber Folgendes - und ich
darf dies hier als interessante Neuigkeit für die GRÜNEN schildern, so sie es
nicht bereits gesehen haben:
Unter dem Titel "Warum Wiener Bezirksvorsteher
hinter der Aktion für Frederic Morton stehen" ist hier für Neubau - ich
habe gar nicht gewusst, dass Herr BV Blimlinger zurückgetreten ist - auf einmal
ein Herr Rainer Husty als neuer Bezirksvorsteher oder Bezirksvorsteher-Stellvertreter
angeführt. Dass der Bezirksvorsteher ist, ist mir neu!
Das ist genau die Art und Weise, aus der deutlich
wird, wie die SPÖ (GR Dr Matthias Tschirf: Machtmissbrauch!) nach wie
vor glaubt, diese Stadt gehöre ihr. Wenn ein Bezirksvorsteher nicht von ihrer
Partei ist, sondern eben zum Beispiel von der ÖVP, dann gehört gleich der ganze
Bezirk nicht zur Stadt Wien, oder der Bezirksvorsteher wird einfach, wie im
Falle des grünen BV Blimlinger, durch den sozialdemokratischen Bezirksvorsteher-Stellvertreter
ersetzt.
Das sollte, glaube ich, auch eine Lehre des letzten
Sonntags gewesen sein: Egal ob auf Bundesebene oder auf Wiener Ebene - das ist
eine Art von Politik, wie wir sie uns nicht länger gefallen lassen werden! (Beifall
bei der ÖVP.)
Ich stelle daher auch gleich einen entsprechenden
Antrag:
"Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass
bei einer Wiederholung der Gratisbuchaktion die politischen Vertreter sich in
größtmöglicher Zurückhaltung üben und nicht das Buch als politisches
Werbemedium missbrauchen."
Das heißt: ein klares Ja zu dieser Aktion, aber ein
Nein zu dem Missbrauch!
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Zweitens bringe ich folgenden Antrag ein:
"Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, den Beamten
der entsprechenden Magistratsabteilung generell zu gestatten, Mandataren aller
Parteien für das Rechenwerk des Voranschlags und Rechnungsabschlusses sowie für
die Vorbereitung von Ausschüssen und Gemeinderatssitzungen neben der
Akteneinsicht die notwendigen Informationen zum Verständnis eines Vorgangs zu geben.
Mögliche Ausnahmen von dieser Informationspflicht an die Mandatare sind zu
begründen."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt.
Ich habe noch einen dritten Antrag, den ich hiermit
ebenfalls einbringe:
"Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, dem Theater
'Die Tribüne' eine angemessene Subvention zu gewähren, um dadurch die
Fortsetzung des Spielbetriebs zu ermöglichen."
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
verlangt.
Da wir uns in der Kulturdebatte befinden, ist
natürlich die Dramaturgie ein wichtiger Bereich. Daher möchte ich jetzt die
Spannung betreffend die Frage, wie sich die Österreichische Volkspartei bei der
Abstimmung des Kulturkapitels des Budgets verhalten wird, noch aufrechterhalten
und werde es meinem Nachredner, Herrn StR Peter Marboe, überlassen, darauf
einzugehen. (Beifall bei der ÖVP. - GRin Mag Sonja Wehsely: Die Spannung ist
groß!)
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