Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 122
nicht, meine Damen und Herren!
Der Vollzug des Budgets der Stadt Wien ist gekennzeichnet
von dem Bemühen, unserer Stadt, unseren Bürgerinnen und Bürgern beste
Serviceleistungen sowie humane und gesunde Lebensbedingungen zu bieten. Nicht zuletzt
sind wir auch in einem Ranking der Städte mit Zürich an erster Stelle. Chancen
für die Frauen und für die Jugend sowie für sozial Schwache sind in diesen
Zahlen deutlich festgemacht. Ich kann mit Recht behaupten: Wien ist eine
soziale Stadt. Das Wiener Ergebnis der Nationalratswahl hat auch gezeigt, dass
die Wienerinnen und Wiener der schwarz-blauen Politik gegen die Stadt eine
Abfuhr erteilt haben und dass die BürgerInnen der Politik, die für die Menschen
gemacht wurde, den Vorrang geben.
Für die Wiener Sozialdemokraten ist Arbeitslosigkeit
weder ein Mickey-Mouse-Thema noch ein Schönheitsfehler, sondern Auftrag und
Verantwortung, Maßnahmen zu setzen. StR Rieder hat diese Verantwortung wahrgenommen
und wir haben deutliche Maßnahmen gesetzt, die die Kaufkraft der Menschen und
auch die Investitionskraft der Wirtschaft steigern. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir sind aber auch in der
Lage, im kommenden Jahr mehr Geld für Sozialmaßnahmen, Alten- und Behindertenhilfe
aufzuwenden. Die Sozialausgaben steigen in Wien im kommenden Jahr um über
20 Millionen EUR. Während am Ballhausplatz und in der Himmelpfortgasse das
soziale Netz abgebaut wird, sorgen wir im Wiener Rathaus dafür, dass die
Menschen Hilfe bekommen, die sie brauchen. Wir werden vor allem unsere Anstrengungen
in der Pflege hilfsbedürftiger Menschen ausbauen, sowohl für jene, die in
stationärer Pflege sind, als auch für jene, die zu Hause betreut werden.
11,3 Millionen EUR sind ein ganz schönes Geld für diese nicht leichte
Aufgabe.
Wir setzen mit unserer
Sozialpolitik eine Tradition fort, die in der Zeit des Roten Wien begonnen hat
und die Österreich 30 Jahre lang durch die sozialdemokratische
Regierungsverantwortung erleben durfte. Wir wollen einfach, dass es allen, auch
den Konsumschwächsten in unserer Gesellschaft, besser geht. Demgegenüber steht
die Belastungspolitik des Herrn Karl-Heinz Grasser, aber auch seines
Staatssekretärs, Herrn Finz, der als Wiener ÖVP-Obmann dabei war und
mitgeholfen hat, dass ohne Ansehen der Person die finanziellen Belastungen und
in der Folge auch die Arbeitslosigkeit - die heute sehr oft angesprochen worden
ist - dramatisch angestiegen sind. Wir in Wien können sagen, dass die
Sozialausgaben pro Kopf in Wien am höchsten von allen Bundesländern sind, aber
zum Beispiel in Kärnten am niedrigsten.
Meine Damen und Herren, die derzeitige Bundesregierung
rühmt sich gerne mit dem Bereich der Familienpolitik, vor allem mit dem
Kindergeld. Ich muss hier die Frage stellen: Was haben die vielen Familien bekommen,
die kein Kindergeld bekommen? - Die Antwort ist: Diesen wurden die Steuern erhöht.
Diesen wurde die Kindergartenmilliarde gestrichen. Jenen, die von Arbeitslosigkeit
betroffen sind, wurde der Familienzuschlag zum Arbeitslosengeld gestrichen. Was
bei Schulen und Bildung eingespart wird, dafür müssen nun viele Eltern
aufkommen. Ich könnte diese Liste noch weiter fortsetzen.
Wir in Wien werden dagegen im kommenden Jahr den
Aufwand für die Kindertagesheime um fast 8 Millionen EUR erhöhen. Wir
erhöhen auch die Mittel zur Förderung von privaten und gemeinnützigen Kinderbetreuungseinrichtungen
um 3,5 Millionen EUR. Wir stellen damit sicher, dass die beste Kinderbetreuung
unter allen Bundesländern weiterhin in Wien sein wird. Dennoch ist es möglich,
dass 40 Prozent der Wiener Eltern die Kinderbetreuung gratis bekommen.
Damit wollen wir erreichen, dass noch mehr Frauen die Chance auf
Erwerbstätigkeit bekommen, weil es eine gute ganztägige Betreuung gibt, und
dass Kinder noch mehr spielerisch lernen können.
Ich muss daher Kritik daran üben, wie die Bundesregierung
mit den Frauen, die über 50 Prozent der Bevölkerung ausmachen, und ihren
Interessen umgeht. Nicht nur, dass die Erwerbstätigkeit der Frauen erschwert
wurde, es wurde schon jahrzehntelang nicht mehr so wenig für die Förderung von
Frauen getan wie unter dieser Bundesregierung. Nicht zuletzt sind auch die
atypischen Beschäftigungsverhältnisse gerade bei Frauen in der Zeit dieser
Bundesregierung erheblich angestiegen. Unter dem Motto "Wien lässt die
Frauen nicht im Stich" gibt es im nächsten Jahr ein Bündel an Maßnahmen
des Wiener ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds.
Ein Vergleich macht das sehr deutlich. Im Rahmen der
Frauenförderung gibt Wien doppelt so viel aus als die Regierung Schüssel für
ganz Österreich. Hier wird sehr deutlich, wie viel den jeweiligen Regierungen
Frauen und die Entwicklung ihrer Chancen tatsächlich wert sind. Wien hat die
Förderungen für Fraueneinrichtungen in den letzten Jahren um mehr als
40 Prozent erhöht und wird auch im kommenden Jahr wieder 7 Millionen
EUR für Frauenförderung zur Verfügung stellen. Das ist menschliche Politik,
meine Damen und Herren, und vernachlässigt nicht einen mehr als 50-prozentigen
Anteil der Bevölkerung.
Wo Sparen besonders dumm ist - das wurde heute schon
erwähnt -, ist die Bildung. Bildung ist in einem kleinen Land wie Österreich
der einzige Rohstoff, den wir selbst in fast unbegrenztem Maß herstellen
können. Und Bildung wird der Wettbewerbsfaktor der Zukunft sein. Gerade die ÖVP
war es, die den Rückschritt in der Bildungspolitik zu verantworten hat.
1,5 Milliarden S hat die Bundesregierung heuer bei der Bildung
eingespart, eine Maßnahme, die sich noch bitter rächen wird. In Wien können wir
nicht alles, was die Bundesregierung der Bildung wegnimmt, Herr Margulies, den
Schulen, den Kindern, den Jugendlichen und den Lehrerinnen und Lehrern
zurückgeben, aber wir tun viel. Die Menschen danken es uns auch, dass wir auf
ihrer Seite stehen. Das hat auch das Wiener Wahlergebnis am Sonntag eindrucksvoll
bewiesen.
Der Wunderwuzzi Karl-Heinz Grasser hat bis jetzt noch kein
Budget präsentiert, obwohl er es vor rund zwei
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