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Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 37 von 70

 

gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!

 

Ich wollte mich eigentlich nicht zu Wort melden, aber jetzt sind doch einige Anmerkungen, glaube ich, notwendig.

 

Zum Auersperg: Weil jetzt so lange und mit einer geradezu ungeheuren Anzahl von Krokodilstränen über das Auersperg gesprochen wird. Es steht überhaupt nicht zur Debatte, wenn es gute Konzepte gibt, wenn es eine interessante inhaltliche Positionierung gibt, wird man diese Konzepte selbstverständlich genauso wie alle anderen in der Stadt prüfen und auch unterstützen. (StR Dr Peter Marboe: Die gibt es doch!)

 

Da wir jetzt eine halbe Stunde lang mit ungeheurer Dramatik über das Auersperg, einen Theaterraum, gesprochen habe, würde mich im Übrigen interessieren, wie viele von Ihnen, meine Damen und Herren, kürzlich oder in den vergangenen Jahren im Theater im Auersperg waren. Wenn man das schon einmal aufgreift, hätte ich ganz gern einmal eine inhaltliche Position gehört. Wenn Herr StR Marboe meint, er hat so tolle Konzepte und er wüsste genau, womit man das bespielt, dann ist das wunderbar, nur her damit. Ich habe gegenwärtig drei Anfragen. Ich habe sie da. Das sind jeweils drei Seiten. Wir werden uns das gerne anschauen.

 

Das ist auch keine Frage, dass man das jetzt zusperrt oder nicht, sondern das ist ganz einfach eine inhaltliche Frage. Herr StR Marboe hat uns jetzt eine halbe Stunde lang Dinge erzählt, er hat aber keine einzige Andeutung gemacht, was darin stattfinden soll. Wir werden uns das anschauen. Im Übrigen geht es natürlich schon auch darum - das muss man einmal ganz deutlich sagen -, Wien leidet nicht an mangelnden Spielstätten. Wien leidet auch nicht darunter, dass die Leute sagen, wir haben keine Spielstätte, wo man etwas verwirklichen könnte, sondern ganz im Gegenteil, es gibt eine Ausbreitung, die Theaterlandschaft entwickelt sich, und wenn jemand ein schlüssiges, gutes Konzept für das Auersperg hat, wird man sich das anschauen und wird es dann selbstverständlich auch finanzieren. Aber zuerst müssen wir über die Inhalte sprechen und nicht so tun, als würde jetzt ein Theater geschlossen. Es wird in Wien kein Theater geschlossen, weil die Stadt Fördermittel nicht bezahlt. Es wird in Wien kein Theater geschlossen, weil es von der Stadt kein Geld gibt. Es wird auch in Zukunft so sein. Im Übrigen - das habe ich mir nämlich aufgeschrieben - hat es geheißen: "Kürzungen müssen bekämpft werden, wo sie auftreten". - Wie wahr! (StR Dr Peter Marboe: Richtig!)

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren, zumindest von dieser Seite der Opposition! Die Kürzungen - ich kann das nur wiederholen -, die alleine im Bereich der Theatergruppen der Stadt Wien in den letzten beiden Jahren eingetreten sind, noch in Schillingen gesagt, damit man das auch weiß, über 400 Millionen S. Wenn es in Wien ein Problem mit den Theatern oder mit den Kulturschaffenden gibt, dann ist das ausschließlich und einzig deshalb begründet, weil der Bund permanent seine Beiträge kürzt. Außer Schweigen - das haben Sie von Ihrem Herrn Bundeskanzler gelernt - habe ich dazu überhaupt noch nichts gehört. Wenn Ihnen die Theatersituation in Wien am Herzen läge, dann hätten Sie schon längst etwas zu diesen existenziell bedrohenden Vorgangsweisen sagen müssen! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Ein Beispiel unter vielen: Wie geht der Bund mit Wiener Theatern um? Herr StR Marboe, Herr Kultursprecher Salcher, die Frau Unterreiner ist gar nicht da ... (GR Ernst Woller: Doch, hinter dir, als Vorsitzende!) Ach ja, entschuldigen Sie, ich habe Sie nicht gesehen. Sie sind zwar nicht in Ihrer Funktion als Kultursprecherin, aber Sie werden es trotzdem hören. (StRin Karin Landauer: Sehr witzig!) Der Bund schreibt Folgendes ans Ensembletheater. Das bekommt einen Brief, in dem steht "... wurde eingehend diskutiert. Sie werden ersucht, noch folgende Unterlage nachzureichen ...". - Dann wird wieder einmal gesagt, detaillierte Kalkulation da und dort, obwohl alles schon längstens abgeliefert gewesen ist. - "Darüber hinaus wird mitgeteilt, dass der Bund ab 2003 keine Jahresförderung vorsieht." - Der Bund sieht keine Jahresförderung für ein besonders wichtiges, besonders traditionsreiches, besonders gutes Theater in Wien vor. Im Übrigen ist das nur ein Brief von vielen, die jetzt alle hinausgehen.

 

Lieber Kollege Marboe, ihr habt noch acht Wochen Zeit, um eure Glaubwürdigkeit noch halbwegs zu retten! Irgendwann einmal wäre ein Wort dazu, glaube ich, ganz gut. Darauf warten nämlich die Wiener Kulturschaffenden mehr, als auf irgendeine vorgebliche Wahlkampfgeschichte, die jetzt ausgetragen wird. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Zum Rabenhof, meine Damen und Herren, in aller Kürze: Jawohl, ich stehe dazu und vertrete es kulturpolitisch, dass der Rabenhof als ein Theater, das zweimal in der deutschen, international angesehenen Zeitschrift "Theater Heute" zum Theater des Jahres gewählt wurde, der wieder einmal eine Nominierung für den Nestroypreis bekommen - im Übrigen eine Jury, die noch vor mir eingesetzt wurde, und auch der Preis wurde noch vor mir initiiert - und für die Stadt etwas Neues gebracht hat, eine ausreichende Subvention bekommt. - Punkt. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Dritte Sache: Ich wiederhole, in Wien werden Theater nicht auf Grund von Budgetkürzungen geschlossen oder auf Grund von politischer Missliebigkeit, weil auch das ist die Methode schwarz-blauer Kulturpolitik, dass missliebige, kritische Initiativen gekürzt werden, und zwar um 12 Prozent oder noch mehr oder überhaupt gestrichen werden, so wie in diesem Brief an das Ensembletheater.

 

Wir werden, meine Damen und Herren - ich verstehe schon, das passt jetzt überhaupt nicht in einen Wahlkampf hinein -, die Wiener Kulturpolitik wird auch in Zukunft davon gekennzeichnet sein, dass sie auch finanziell expandiert, dass sie den Kulturschaffenden, die die entsprechenden Konzepte vorlegen, wo man das inhaltlich vertreten kann, die ausreichenden Mittel zur Verfügung stellt, und dass auch der Umgang mit diesen

 

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