Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 70
Theaterlandschaft ist. Dann werden wir das fördern. Wenn es
nur heißt, dass altes Theater nach alten Konzepten fortgesetzt werden soll,
dann werden wir dem nicht zustimmen und werden stattdessen lieber etwas Neues,
egal wo auch immer das in dieser Stadt geplant ist, fördern.
Wir werden daher diesem Antrag der ÖVP nicht zustimmen.
Insgesamt ersuche ich um Zustimmung zum Akt. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Dr Salcher zu einer tatsächlichen Berichtigung
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine
Damen und Herren!
Herr GR Woller hat gesagt, ich habe im Zusammenhang
mit der Besetzung von Gratzer und Kos von parteipolitischer Besetzung
gesprochen. - Das habe ich nicht getan, weder hier im Gemeinderat noch
öffentlich. Ich habe den Vorwurf der parteipolitischen Besetzung immer nur spezifisch
auf den Rabenhof angewendet. In der Causa "Kos" und in der Causa
"Gratzer" habe ich, so wie eigentlich die gesamte Öffentlichkeit und
auch die Oppositionsparteien im Gemeinderat, die Intransparenz, den
Vergabemodus und den Ausschreibemodus insgesamt kritisiert.
Mir ist nicht bekannt, welche parteipolitische Überzeugung
der Herr Gratzer oder der Herr Kos hat. Das ist mir auch egal. Wir haben
bekanntlich auch für den Herrn Kos im Stadtsenat gestimmt. Beim Herrn
Welunschek kenne ich seine parteipolitische Überzeugung, dass er Mitglied der
SPÖ ist, nur deshalb, weil er sich immer wieder in den Zeitungen selbst erhoben
hat. Deswegen weiß ich das, sonst würde ich das auch nicht wissen.
Ich möchte ausdrücklich feststellen, dass sich der
Vorwurf der parteipolitischen Besetzung ausschließlich auf den Rabenhof
bezieht. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr StR Marboe gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
StR Dr Peter Marboe: Frau Vorsitzende!
Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Ich habe mich deshalb zum Wort gemeldet, weil ich
glaube, dass doch ein paar Klarstellungen angebracht sind, nicht zuletzt im
Interesse der Entscheidungen, die in Zukunft getroffen werden müssen.
Ich muss dir, Andi, schon einen leichten Vorwurf machen,
was sozusagen den Umgang mit dieser Debatte betrifft. Da haben sich die Frau
Ringler und der Herr Salcher wirklich bemüht, auf einem ruhigen, wie ich meine,
durchaus ernst zu nehmend hohen Level einen Beitrag zu leisten. Das muss man ja
ernst nehmen. Dabei wird hinten herumgestanden und teilnahmslos geplaudert, als
ob das vollkommen uninteressant wäre. Wenn sich der SPÖ-Kultursprecher Woller
zum Wort meldet, kommt man schön brav in parteipolitischer Disziplin in die
erste Reihe, setzt sich hin und hört ihm zu, aber wenn er aufhört, ist man
schon wieder weg. (GRin Renate Winklbauer: Das hat damit zu tun, was er
gesagt hat!) - Lassen Sie mich ausreden! - Ich glaube, dass dir das nichts
nützt, deshalb erwähne ich es hier. Ich glaube, es würde dir mehr nützen, der
Frau Ringler, dem Herrn Salcher und den Kultursprechern der anderen Parteien zuzuhören,
die etwas zu sagen haben und auch etwas sagen wollen. Denn so egal kann einem
die kulturpolitische Debatte nicht sein, dass man immer glaubt, man macht
selber alles richtig und die anderen machen immer nur alles falsch.
Deshalb möchte ich noch einmal wiederholen, was hier
sehr klar und deutlich hinübergekommen ist: Die gemeinsame Kritik aller
Parteien in der Opposition - Herr Stadtrat, das muss man ernst nehmen -,
richtet sich am Allerwenigsten gegen den Rabenhof und gegen sein Management.
Die sind, wie ich glaube und Herr Salcher richtig gesagt hat, eher ein Opfer
einer zunehmend unglückseligen Kulturpolitik, die wir hier, wie ich meine,
vollkommen zu Recht und ganz offen in Debattenbeiträgen kritisieren. Ich habe
vom Herrn Welunschek - ich bin ihm auch dankbar dafür - schon vor vielen Jahren
eine Reihe von wirklich herrlichen unvergesslichen Inszenierungen in vielen
Theatern dieser Stadt erlebt, und ich kann diesem Theater und der künstlerischen
Begegnung in diesem Theaterraum nur viel Erfolg und Glück wünschen.
Herr Woller, tun Sie doch nicht so! Was heißt
"altes Kabarett"? Tun Sie doch nicht den Bronner, die Ott, den Muliar
und all die anderen in die alte Ecke stellen. Das sind doch Künstler, die seit
Jahrzehnten und für Tausende Menschen in dieser Stadt wichtig sind. Ich
erinnere mich an die damalige Wortmeldung des Gerhard Bronner gegen Sie. Ich
will sie jetzt Ihnen zuliebe nicht wiederholen, aber Sie setzen sich so sinnlos
der Kritik von Tausenden Menschen aus, die einfach diese Leute und Künstler
unendlich respektieren. Mit welchem Gefühl werden Sie in den nächsten Tagen,
wenn der Bronner seinen 80. Geburtstag im Konzerthaus feiert, dort sitzen,
wenn Sie ihn hier gerade öffentlich als "altes Kabarett", mit dem man
in Wien nichts zu tun haben will, bezeichnet haben? - Das ist doch keine
gescheite Kulturpolitik, seien Sie mir nicht böse!
Zu Ihrer Frage, was wir zu Kürzungen sagen: Je mehr
Geld für die Theater und die Kultur desto besser. Jede Kürzung muss man
bekämpfen, wo immer es geht, sie verhindern und anprangern. Aber wenn Sie den
Kampf um die Erhaltung von Theaterraum in dieser Stadt als konservative
Kulturpolitik bezeichnen (GR Ernst Woller: Das habe ich nicht gesagt!),
dann bin ich froh, dass der Herr Bürgermeister ein konservativer Kulturpolitiker
ist, dann bin ich froh, dass Herr StR Mailath-Pokorny ein konservativer Kulturpolitiker
ist. (GR Ernst Woller: Ich habe gesagt, dass wir neue Theater schaffen!)
Keiner will das alte Konzept des Auersperg-Theaters
weiterführen - das ist diese versuchte Irreführung, die ich in meiner
Aussendung angeprangert habe -, sondern hier tut sich eine unglaubliche Chance
auf, weil ein Theaterraum freigeworden ist, um ein junges, neues Theater zu
machen. (GR Ernst Woller: Dieses Theater, mit dieser
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