Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 70
Ich sage Ihnen, Sie werden sich noch täuschen, und Sie
werden am 24. November noch mit langen Gesichtern dastehen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Meine Damen und Herren! Ich verstehe natürlich die
Emotionen da im Plenum, aber auch bei den Debattenrednern, die dieses Thema der
Aktuellen Stunde hervorruft. Das ist keine Frage - zwei Monate vor dem
24. November. Aber Sie alle wissen, laut Geschäftsordnung bin ich
verpflichtet, für die Aufrechterhaltung der Ordnung zu sorgen, und ich ersuche,
die Erregung etwas zu drosseln.
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Dipl Ing Margulies. Ich
erteile es ihm.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Nach den bislang gehörten Redebeiträgen, vor allem
von ÖVP und FPÖ, wird eines ganz klar: Es ist höchste Zeit! Entlassen wir am
24. November die blau-schwarze Regierung aus ihrer
Verantwortungslosigkeit! (Beifall bei den
GRÜNEN und bei der SPÖ.)
Jeder Tag - das stellt sich jetzt heraus, entgegen
der landläufigen Meinung -, an dem die Bundesregierung gestritten hat und
untätig war, war ein Glücksfall für Österreich. Jeder dieser Tage war ein Tag,
an dem die Bundesregierung nichts anrichten konnte. Jeder Tag, an dem die
blau-schwarze Bundesregierung gearbeitet hat, war ein Tag, an dem die
Österreicher und Österreicherinnen belastet wurden.
Wir Grüne
lehnen das ab. Und daher noch einmal: Entlassen wir am 24. November die
blau-schwarze Bundesregierung aus ihrer Verantwortungslosigkeit! (Beifall bei den GRÜNEN sowie der GRin Mag
Sonja Ramskogler.)
Machen wir einen Sprung zurück. 16 Jahre sitzt
nun die Volkspartei kontinuierlich in der Regierung, 16 Jahre, in denen
sie auch schon vor den letzten beiden Jahren am Sozialabbau kräftig mitgewirkt
hat, in denen sie aber, um den österreichischen Sozialstaat zu zerschlagen,
nicht davor zurückgescheut ist, sich mit dem Rechtsextremismus in ein Boot zu
setzen. Die Volkspartei hat die Rechtsextremisten salonfähig gemacht. Und aus
diesem Grund haben weder die Freiheitlichen noch die Österreichische
Volkspartei in einer nächsten Regierung irgendetwas zu suchen. Nehmen Sie
einmal Platz auf der Oppositionsbank!
(Beifall bei den GRÜNEN. - GR Gerhard Pfeiffer: Mit dem Gusenbauer wird sich
Rot-Grün nicht ausgehen!)
Sie haben gezeigt, dass Sie Ihrer persönlichen
Vorgabe des - ich sage immer dazu: unsinnigen - Nulldefizits in Zeiten einer
Rezession mit null Verantwortung nachgekommen sind, dass Ihre Politik der
vergangenen Jahre den Menschen null Chancen eröffnet hat. Und eines ist
vollkommen klar: Diese Politik hat null Zukunft! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Daher: Entlassen wir gemeinsam am 24. November
die blau-schwarze Bundesregierung aus Ihrer Verantwortungslosigkeit!
Verantwortungslos gegenüber den Studierenden - Studiengebühren -,
verantwortungslos gegenüber den kranken Menschen - Ambulanzgebühren -,
verantwortungslos gegenüber den PensionsbezieherInnen - minimale
Pensionserhöhungen.
Und was das Wort der ÖVP wert ist, erkennt man - ich
erinnere mich noch daran - anhand der Debatte über die Pensionsanpassung der
Gemeindebediensteten, wo beteuert wurde: Selbstverständlich wird es eine
Inflationsanpassung für die Bundesbediensteten geben. Und jeder erinnert sich
daran, dass das nichts als leere Versprechungen und leere Worte waren. Die Frau
Vizekanzlerin hat gesagt, das kommt nicht in Frage, bestenfalls für 2003.
Sie haben die Österreicherinnen und Österreicher von
vorne bis hinten belogen, indem Sie gesagt haben, Sie übernehmen Verantwortung
für dieses Land. Sie haben die Österreicherinnen und Österreicher von vorne bis
hinten in eine Situation gebracht, in der wir international angepatzt waren. (Empörte Zwischenrufe bei der ÖVP und bei
der FPÖ.) Sie haben durch Ihre Politik den Rechtsextremismus salonfähig
gemacht, und diese Politik lehnen wir ab! (GR
Johannes Prochaska: Anpatzer! Denunziant! - Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP
und bei der FPÖ.)
Wer daher sicherstellen will - und diese Aussage
würde ich mir auch von den Sozialdemokraten wünschen, nur kommt sie leider
nicht -, wer daher sicherstellen will, dass weder die ÖVP noch die
Freiheitliche Partei in der nächsten Bundesregierung drinnen sitzen, hat eine
Möglichkeit, die Zukunft Österreichs zu gestalten, und das ist: Grün wählen! -
Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.
- GR Gerhard Pfeiffer: Das ist ja unglaublich! Da müssten zwei Joschka Fischer
kommen!)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Neuhuber. Ich
erteile es ihm.
GR Mag Alexander Neuhuber
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Nachdem wir ja anschließend die Kulturdebatte haben, lassen Sie mich zu einer
kurzen künstlerischen Wertung des bisher Dargebotenen kommen.
Man sieht an dem, was wir jetzt gehört haben, den
Unterschied zwischen Stars und Sternchen. Herr Margulies war eher eine
verglühende Sternschnuppe vom Unterhaltungswert her (Heiterkeit bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.), Herr Kopietz hat uns
heute zu einer echten Sternstunde in diesem Haus verholfen. Das war wirklich
Kleinkunst vom Feinsten, Herr Kollege Kopietz - ich sehe ihn momentan nicht -,
das war Kabarett vom Allerbesten. Ich würde sagen, er ist ab heute - es ist ja
eine Zeit der Ehrungen für ihn -, er ist ab sofort für mich der Stefan Raab der
Wiener Innenpolitik, meine Damen und Herren.
Allerdings - und das ist der Unterschied von einem
Stefan Raab, der halt doch ein bisschen durchschaubar ist, zu einem großen
österreichischen Kabarettisten wie dem Karl Farkas -, der Stefan Raab ist
durchschaubar, und auch der Herr Kollege Kopietz ist durchschaubar. Wir haben
100-prozentig damit gerechnet, dass er mit dem neuen Schüssel-Plakat auftauchen
wird. Das war ja klar, das war ja aufgelegt, würde man in der Fußballersprache
sagen. Es war klar, dass er mit dem kommt.
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