Gemeinderat,
18. Sitzung vom 26.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 74
erwarte mir diese Argumentation heute im Zusammenhang mit diesem
Akt. Denn so einfach kann man es sich nicht machen, dass man jemanden, den man
aus irgendwelchen Gründen ablehnt, einfach junktimiert mit einer Ablöse. Wenn
wir das einmal zulassen, dann wäre das eine derartig dramatische Veränderung
des kulturpolitischen Klimas in dieser Stadt, mit der wir jedenfalls nichts zu
tun haben wollen.
Meine Damen und Herren! Ich habe es schon mehrfach
gesagt, da hat Herr Kollege Mailath-Pokorny Recht, das ist eine Wiederholung,
aber es muss auch eine Wiederholung sein, weil wir es nicht gehört haben sechs
Jahre in der Stadt. Wir haben in Wien den Satz "wer zahlt, schafft
an" sechs Jahre nicht gehört. Und wir hören ihn heute wiederholt. Einmal
heißt es "wer zahlt, hat Recht" in der Zeit im Bild. Einmal heißt es
"wer zahlt, schafft an" in Interviews, in Medien, in Publikationen.
Wollen Sie wirklich, dass das das Motto der neuen sozialdemokratischen
Kulturpolitik in dieser Stadt ist, meine Damen und Herren? Wir jedenfalls
werden, was immer wir tun können, das nicht unterstützen und zulassen.
Und jetzt hat Frau Ringler - wir haben es hier auch
angestrichen - immerhin ernsthafte Vorwürfe weitergegeben und in den Raum
gestellt. Bruch des Vereinsrechts. Bruch des Verfassungsrechts. Da kann man
sich nicht mit Lächeln drüberschwingen und sagen, na was ist das schon. Das ist
etwas, meine Damen und Herren, und das wird, solange wir etwas hier zu reden
haben, auch immer etwas bleiben.
Und deshalb haben wir uns die Anträge gut angeschaut.
Den Antrag von den GRÜNEN werden wir unterstützen, einfach weil er korrekt
formuliert ist. Da steht genau das drinnen, was Sie im Grunde auch spüren, weil
sonst würden ja nicht Sie einen Abänderungsantrag stellen.
Und deshalb bin ich auch enttäuscht, dass Sie nicht
den Mut haben und die Courage haben und wie ich meine etwas tun, was in
kulturpolitischen Auseinandersetzungen wirkliches Gebot ist, nämlich einfach
fair zu sagen: Das war ein Unsinn. Wir haben uns da geirrt. Wir hätten das
nicht so tun sollen. Wir glauben, dass das missverständlich war. Und wir wollen
mit dieser Art von politischer Arroganz nichts zu tun haben.
Na passen Sie auf, ob das alle verstehen. Dann lese
ich jetzt Ihre Begründung vor. Sie schreiben, und das ist für mich nichts
anderes als ein Weiterführen genau dieser Arroganz, von der Sie endlich Abstand
nehmen sollten. Sie schreiben in der Begründung - noch einmal: da steht der
Vorwurf des Verfassungsbruchs im Raum, des Bruchs des Vereinsrechts, der
Menschenverachtung und so weiter, das steht alles heute hier herinnen, und Sie
schreiben -: "Da durch die Formulierung des vom Gemeinderatsausschusses
Kultur und Wissenschaft beschlossenen Antragstextes die Magistratsabteilung 7
- Kultur eventuell" - eventuell - "an der Auszahlung des zu
beschließenden Betrags gehindert sein könnte, stellen die gefertigten GemeinderätInnen
gemäß § 27 Abs. 1 der Geschäftsordnung folgenden Abänderungsantrag."
Also, so ein Zynismus! Der wird nur dadurch überboten,
dass Sie im Kulturausschuss gesagt haben: Die Frau Klein kann sich ja wieder
bewerben, und der Herr Düriegl kann sich ja auch wieder bewerben. Das ist ein
Zynismus, den wir sechs Jahre nicht gehabt haben in unserer Stadt, meine Damen
und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)
Und der zweite Antrag ist ja noch skurriler. Wo ist
denn der Herr Stadtrat? Du, verehrter Herr Kollege, wenn du dir das gefallen
lässt, ich meine, dann kennt sich niemand mehr aus. Ist noch jemand da von den
Medien? Da lässt sich ein Stadtrat gefallen, dass ihm von der Partei - das muss
man sich vorstellen -, dass ihm von der Partei durch einen SPÖ-Antrag die Ermächtigung
erteilt wird, mit seinen Beamten zu reden.
(Oh-Rufe bei der ÖVP.) Ich habe so was Skurriles überhaupt noch nicht erlebt.
Lesen Sie doch das genau durch. Die Magistratsabteilung 7 - Kultur wird
beauftragt ... Als ob das nicht der Herr Mailath selber machen könnte. Ich habe
meine Beamten beauftragt, wenn ich wollen hab. Also Führungsschwäche - wollen
wir nicht davon reden: Du kannst doch nicht im Ernst, bitte, eine Ermächtigung
des Gemeinderats brauchen, noch dazu vermutlich nur deiner eigenen Fraktion, um
mit deinen Beamten einmal Tacheles zu reden, was sie zu tun haben, wenn es um
einen solchen skandalösen Subventionsakt geht. Na, lies dir das genau durch.
Ich kann nur hoffen, dass ihr das geschwind zurückzieht, weil das ist eine
Bankrotterklärung der politischen Autorität eines Ressortleiters, meine Damen
und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Und deshalb werden wir schon aus diesem Grund diesem
Antrag auch nicht zustimmen.
Was das andere betrifft, so wird jetzt sehr viel
davon abhängen, ob Sie es bei den Gerüchten, und an diesen wird schon was dran
sein, belassen oder ob wir jetzt bei den nachfolgenden Redebeiträgen einmal
genau erfahren können, worum es eigentlich beim kosmos.frauenraum wirklich geht
und was wir diesbezüglich zu erwarten haben. - Danke schön. (Beifall bei
der ÖVP und der GRin Dr Sigrid Pilz.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ernst Woller. Ich
erteile es ihm.
GR Ernst Woller
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Die Situation, wie der kosmos.frauenraum entstanden
ist, ist ziemlich klar. Es war dies eindeutig eine Initiative von
Bundeseinrichtungen. Es waren zugegebenermaßen SPÖ-Minister und
Ressortverantwortliche, die vor einigen Jahren die Idee, einen
kosmos.frauenraum einzurichten, unterstützt haben, initiiert haben und auch
Subventionen gewährt haben und weitere Zusagen gemacht haben. Es war die
Frauenministerin Barbara Prammer und es war der Kunststaatssekretär Peter
Wittmann, die diese Unterstützung seitens der Bundesregierung gegeben haben.
Ich verstehe schon, dass es der ÖVP heute unangenehm ist,
wenn man sagt: Der Bund, und zwar die schwarz-blaue Regierung, hat diesen kosmos.frauenraum
in Stich gelassen, hat nicht gezahlt
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