Gemeinderat,
18. Sitzung vom 26.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 74
Innenstadt unter einen Quargelsturz stellen.
Wir empfinden das als Anschlag auf unsere historische
Baukunst, und wir finden das eigentlich sehr schädlich für die Entwicklung auch
einer modernen Stadt, denn wir sind der Meinung, dass jede Stadt in Europa ihre
eigenen Charakteristika aufweisen, ihre eigene Eigenart, ihre eigene Baukunst
haben soll, und genau das soll gepflegt werden.
Wir Freiheitliche wollen nicht, dass alle Städte der
Welt gleich ausschauen, dass eine Nivellierung stattfindet, dass man die eigene
Stadt nicht mehr erkennt. Das ist ein Anschlag auf unser historisches Erbe, ein
Anschlag auf unsere Identität, und das ist der Grund, warum wir diesmal dem
Architektur Zentrum nicht zustimmen können. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. - Frau GRin Themel, bitte.
GRin Gerda Themel (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin!
In aller Kürze. Es hieße Eulen nach Athen tragen,
über das Architektur Zentrum und über die Erfolge des Architektur Zentrums und
damit des Leiters, Dietmar Steiner, der von Ihnen angesprochen wurde, zu sprechen.
Ich hätte ganz gerne, dass Frau Mag Unterreiner mir
zuhört, denn ich möchte betonen, dass Ihr Koalitionspartner, ein gewisser Herr
Morak, zuständig für Kunst und Kultur, gerade jenen von Ihnen angesprochenen
Herrn Steiner zum Leiter der Architektur-Biennale in Venedig berufen hat. Die
Argumentation war, dass es in Wirklichkeit um den Herrn Steiner und nicht um
das Architektur Zentrum geht, und die Begründung des Herrn Morak lautete:
"Mit der Wahl von Dietmar Steiner zum neuen Österreich-Kommissär der Architektur-Biennale
setzen wir einen neuen Schwerpunkt in einem so wesentlichen Thema für die
österreichische Kulturlandschaft. Weg vom Macher und Pragmatiker zum beschreibenden
Kommentator" und so weiter und so weiter.
Er bezeichnet den von Ihnen genannten Dietmar Steiner
als langjährigen Beobachter der österreichischen und internationalen
Architekturszene, der durch seine vielfältigen Tätigkeiten bewiesen hat, wie
sehr er das Thema Architektur besetzt hält, ein internationales Flair, das die
österreichische Architektur in einen internationalen Kontext gebracht hat.
Das ist möglicherweise das Einzige, worin ich jemals
einer Meinung mit Herrn Morak bin. Deswegen bitte ich die Damen und Herren,
diesem Akt zuzustimmen. - Danke. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke schön. - Zum Wort ist niemand mehr
gemeldet.
Die Frau Berichterstatterin verzichtet.
Wer ist für die Post 25? - Danke schön. Das ist
mehrstimmig, ohne die Freiheitlichen, so angenommen.
Post 26 (02602/2002-GKU), Subvention an Depot
- Verein zur Förderung der Diskurskultur in der Gegenwartskunst.
Es liegt keine Wortmeldung vor.
Ich komme zur Abstimmung.
Wer dafür ist, den ersuche
ich um ein Zeichen mit der Hand. - Mehrstimmig, ohne Freiheitliche, angenommen.
Postnummer 27 (02603/2002-GKU) betrifft einen
Rahmenbetrag für die Kinoförderung.
Frau GRin Winklbauer, bitte wiederum Platz zu nehmen.
Berichterstatterin GRin Renate Winklbauer: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke schön. - Als Erster ist Herr StR Dr
Marboe zum Wort gemeldet.
StR Dr Peter Marboe: Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
Da geht es ja wirklich um etwas. Es geht darum, ob
zumindest rudimentär in Wien noch Einzelkinos weiter bestehen werden oder
nicht. Im Grunde hat sich die Debatte der letzten Wochen und Monate zunehmend
auf den Erhalt der beiden für die Viennale wichtigen Kinos - Gartenbau und
Metro - reduziert.
Ich will da auch fair bleiben, gerade was den
jetzigen Stadtrat für Kultur und Wissenschaft betrifft, der ohnehin mit vielen
Problemen umzugehen hat und der irgendwo einmal geschrieben hat, dass er Altlasten
in niederschmetterndem Ausmaß oder in fast niederschmetterndem Ausmaß
übernehmen musste. Ich sehe zwar nicht, wo das sein soll, aber im Kinobereich
trifft das wahrscheinlich wirklich fast zu. Es sind allerdings Altlasten, die
Jahre und Jahrzehnte zurückgehen, und die Verantwortung dafür ist in all diesen
Jahren ausschließlich im Bereich der Sozialdemokratischen Partei gelegen, weil
nämlich die Kiba-Kinos nie im Bereich der Kultur - auch bei meiner Vorgängerin
nicht, auch bei mir nicht, auch bei meinem Nachfolger nicht - angesiedelt
waren, sondern immer im Bereich der Finanzen, weil die Kiba-Kinos ja, wie wir
alle wissen, an die Holding gegeben wurden und dann von der Holding an ein
Konsortium von Privatbetreibern, von denen zu hoffen war, dass sie die wirklich
heruntergekommenen Kiba-Kinos retten können. Die wurden damals von der Holding
verkauft, diese Gruppe hat sie übernommen - ich weiß nicht, die meisten von Ihnen
werden die Vorgeschichte ja kennen, weil sie auch veröffentlicht wurde -, um zu
schauen, ob man das zusammenbringt.
Es ist jedenfalls einmal im jetzigen Stadium nicht geglückt.
Die sind in Konkurs gegangen, und das konkrete Anliegen, das wir heute
behandeln müssen und auch beschließen werden, ist die Frage, ob es möglich ist,
einen Weg zu finden - da sind wir jetzt alle einig, dass es sich lohnt, dafür
zu kämpfen -, die zwei Kinos, Gartenbau und Metro, sozusagen unter dem Titel
der kulturpolitischen Verantwortung zu retten, meine Damen und Herren.
Wie bei vielen Dingen, die offene Fragen sind, geht es mir
jetzt auch nicht mehr darum, in der Vergangenheit zu wühlen, wer jetzt da
überall schuld war, wie sich das entwickelt hat. Ich glaube, dass das allgemein
bekannt ist. Die Geschichte der Kiba-Kinos ist eine traurige, und
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