Gemeinderat,
18. Sitzung vom 26.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 74
werden soll durch Personen, die meinen, Stakkato bringt Inhalt
- das war hier nicht der Fall -, sondern ich möchte hier eine korrekte
Vorgangsweise, wie wir sie bisher gepflogen haben, auch als solche aufrechterhalten
und nicht dem Kollegen Driemer vorwerfen lassen, er hätte zurückgezogen. (GR Dr Wilfried Serles: Was ist das für eine
tatsächliche Berichtigung?
Die tatsächliche Berichtigung liegt darin, dass nicht
die SPÖ von sich aus den Rückzug ihres Redners gemacht hat, sondern ersucht
wurde, dieses auch im Interesse der anderen so zu tun. (StRin Karin Landauer: Das ist aber nett!) Das ist die tatsächliche
Berichtigung. Ich sage das deshalb, weil Sie vielleicht nicht aufpassen, was
Ihr eigener Redner sagt, wir nicht wollen, dass eine Praxis, die sich gut ausgewirkt
hat in der Vergangenheit, künftighin durch solches Zerreden nicht mehr funktioniert.
Wir müssen nicht auf unseren Redner verzichten, das
will ich damit sagen. Der Kollege Driemer hat sich - so wie der Kollege Aichinger
und wahrscheinlich auch der Vertreter der FPÖ - sehr gut auf diese Rede vorbereitet,
aber über Ersuchen hat er verzichtet. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin
Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Reindl gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag Thomas Reindl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr
Berichterstatter! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Also zum Thema Cross-Border-Leasing heute hier einen
Rechnungsabschlussdebattenbeitrag zu hören, hat uns wohl alle sehr überrascht.
Wahrscheinlich hat der Kollege Schock gestern nicht die Chance bekommen in
seinem Klub oder er hat sich nicht durchgesetzt in seinem Klub, dass er an das
Rednerpult durfte. Wir haben Ihre Ausführungen zur Kenntnis genommen. Ich werde
natürlich auch ein paar Kommentare dazu abgeben. - Das war die eine Sache.
Die andere Sache ist, dass Sie offensichtlich schon
voll im Gerangel um die Nationalratsliste in Wien stehen (StRin Karin Landauer: Mein Gott!), weil manches Thema, das Sie da
vorgebracht haben, wahrscheinlich eher ein paar Meter weiter von hier ins
Parlament gehören würde und nicht hier ins Haus. Denn ob die Steuerreform, die
Sie so jetzt hier vollmundig angekündigt haben, auch wirklich für alle
Österreicherinnen und Österreicher etwas bringt, ist fraglich. Ich persönlich
glaube, wir können uns in Zeltweg die neuen Abfangjäger anschauen, bevor die
Österreicherinnen und Österreicher mehr im Geldtaschel haben.
Sie wissen, eine große Leistung Ihrer Bundesregierung
ist ja, dass wir mit mehr als 47 Prozent die höchste Abgabenquote in der
EU und auch weltweit haben, und mit dieser hohen Abgabenquote - und dafür
können Sie nicht die Stadt verantwortlich machen - entziehen Sie der Bevölkerung
Kaufkraft, was wieder zur Folge hat, dass, wenn weniger eingekauft wird, der
Handel darunter leidet. Gerade auf den Einzelhandel hat das laut den letzten
Zahlen, die wir gesehen haben, bereits massive Auswirkungen.
Die Regierung hat ihre Investitionen massiv zurückgefahren,
was sich einerseits auf die Arbeitsplätze auswirkt und andererseits auch auf
andere Investitionen, denn jede Investition, die getätigt wird, hat auch einen
Multiplikatoreffekt, etwa auf Anlageninvestitionen. Zum Beispiel beim Kanal in
Wien jetzt durch die Cross-Border-Finanzierung ist der Multiplikator 1,55. Das
heißt also, jede Milliarde, die hier eingespart wird, ist in Wirklichkeit
1,55 Milliarden. Und das haben Sie zu verantworten.
Meine Damen und Herren! Wien vorzuwerfen, dass die
Arbeitslosigkeit auf die verfehlte Stadtpolitik zurückzuführen ist, ist
lächerlich, denn die 230 000 Arbeitslosen in Österreich - da sind auch die
Wiener dabei (GR Dr Helmut GÜNTHER:
40 000 in Wien!) - sind ein Produkt der österreichischen Bundesregierung,
unter anderem auch deshalb, weil sie die Arbeitslosenmittel, die in den Töpfen
liegen, lieber für die Sanierung des Budgets beziehungsweise für die
Konsolidierung des Budgets verwendet und dem Dogma Nulldefizit nachläuft. Das
ist die Wahrheit und nichts anderes. (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich möchte hier
auch ein Thema bringen, wie die neue Bundesregierung Beschäftigungspolitik
versteht, und zwar absichtlich anhand eines Unternehmens, das nicht in Wien angesiedelt
ist, sondern in der Steiermark, nämlich Semperit. (GR Günter Kenesei: Das ist in Niederösterreich!) Also ich kann
mich noch erinnern, als in Semperit vor ein paar Wochen die Diskussion war, zusperren
oder nicht, da hat der Herr Bundeskanzler - und da nehme ich auch die ÖVP in
die Pflicht ... (GR Günter Kenesei:
Semperit ist in Niederösterreich!) Niederösterreich, Traiskirchen. Danke! (StRin Karin Landauer: Steiermark und
Niederösterreich sollte man nicht verwechseln!) Ich habe in Geographie
maturiert. Das war jetzt ein Freud'scher Aussetzer.
Bei Semperit hat
der Herr Bundeskanzler mit dem schmalen Mund reagiert und gemeint, dass hier
ein paar 1 000 Arbeiter freigesetzt werden (GR Dr Helmut GÜNTHER: Reden Sie über Österreich, das wäre einigermaßen
redlich!), und der Herr Wirtschaftsminister - oder Ständeminister kann man
auch sagen, denn wenn man sich das Ministerium anschaut, erinnert das ja an so
etwas - hat gesagt: Na ja, das ist halt der Lauf der Zeit, damit muss man
leben, dass Unternehmen zusperren und dass es Arbeitslose gibt.
Und ich sage Ihnen, in der letzten Regierung und auch in der
vorletzten - das war die rot-schwarze Regierung - hat es noch funktioniert,
dass man in Österreich um Arbeitsplätze kämpft. Da haben sich vom Bundeskanzler
über den Finanzminister bis hin zum Wirtschaftsminister alle eingesetzt (GR Dr Helmut GÜNTHER: Und haben nichts
zusammengebracht!) und haben damals - Sie wissen ja, dass das Thema schon
seit acht, zehn Jahren auf dem Tapet ist - durchgesetzt, dass der Standard
erhalten wird, dass die Arbeitskräfte beschäftigt werden. Die heutige Regierung
kümmert sich nicht darum, sondern sagt: Na ja, das ist halt der Lauf
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