Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 90
im Gemeinderat schon einmal diskutiert; es war eine Frage
der Finanzierung.
Eine derartige Finanzierung ist sicher mit den jetzt
im ÖPNV-Vertrag vorgesehenen Beträgen, die die Stadt Wien jährlich an die Wiener
Linien bezahlt, nicht abgedeckt, weil es hier nicht um Millionen, sondern um
Milliarden S, also um Millionen Euro geht, die notwendig wären, um in
diesem Bereich eine 100-prozentige Sicherheit zu gewährleisten.
Ich glaube allerdings, dass ein solches System vom
Aspekt der Finanzierung her sehr schwer zu realisieren sein wird. Daher kommt
es immer wieder zu Risken auf Grund von menschlichem Fehlverhalten derjenigen,
die dort ein- und aussteigen - denn in dem hier geschilderten Fall war kein
Fehlverhalten eines Fahrers festzustellen, sondern die Unglücksursache war das
Fehlverhalten der Passagierin, der es eben nicht gelungen ist, die U-Bahn zu
erreichen, wodurch es zu diesem schrecklichen Unfall gekommen ist. Dies zu
verhindern, wäre nur durch die Umstellung des Systems möglich. Ich glaube aber
nicht, dass es in Wien vorgesehen ist, Änderungen der Strukturen der großen
Wiener Stationen durchzuführen - wenngleich dies vom Standpunkt der Sicherheit
aus das Beste wäre.
Im Großen und Ganzen haben Sie in Ihrer Beantwortung
auf die von uns gestellten Fragen Antworten gegeben, die für uns auch durchaus
befriedigend sind. Die Frage ist, ob die Wiener Linien auf Grund der Finanzierung
- und jetzt auch der Besserdotierung auf Grund der höheren Preise - auch die Qualität
und die Sicherheit gewährleisten.
Ich glaube, dass der Vorwurf, den Sie angedeutet
haben - wenn die FPÖ sich Preiserhöhungen entgegenstellt, nimmt sie damit in
Kauf, dass die Sicherheit der Wiener Linien nicht gewährleistet ist -, in die
falsche Richtung geht. Im Zusammenhang mit dem ÖPNV-Vertrag wurde klar und
deutlich festgehalten, dass die Wiener Linien für die Sicherheit und Qualität
der Wiener Verkehrsbetriebe und der Wiener U-Bahnen aufzukommen haben. Jetzt zu
sagen, die Sicherheitsvorkehrungen können nur dann gewährleistet werden, wenn
sich die Preise erhöhen, ist, glaube ich, ähnlich kühn wie so manch andere
Behauptung, die Sie in Ihren politischen Aussagen treffen. Es ist eine
Behauptung, die man aus Ihrer Sicht durchaus auch begründen könnte. Ich glaube
aber, dass die Sicherheit der Wiener Linien nicht nur dadurch aufrechterhalten
werden kann, dass den Wienerinnen und Wienern massive Preiserhöhungen vorgeschrieben
werden und die ... (VBgm Dr Sepp Rieder: Sie haben ja in Ihrer Anfrage
darauf hingewiesen, dass ein Teil der Preiserhöhungen ...!) Dass ein Teil
der Preiserhöhungen auch dorthin fließen könnte. - Sie haben es nur umgedreht,
Herr Vizebürgermeister! So weit sind wir uns über die Unterschiedlichkeit
unserer und Ihrer Darstellung schon beide im Klaren. Ich verstehe schon, dass
Sie das dann aus Ihrer Sicht so beurteilen.
Ich hoffe, dass die Qualität der Wiener Linien in Zukunft
gewährleistet ist, wenn Sie schon den Wienerinnen und Wienern eine
Preiserhöhung bescheren - wobei die Entscheidung über deren Durchführung
natürlich seit 1999 in der Tarifhoheit der Wiener Linien liegt und Sie sich nur
auf Grund der ersten Preiserhöhung jetzt eingeschaltet haben. Sie haben uns
erklärt, diese Preiserhöhung wäre höher ausgefallen, wenn es nach betriebswirtschaftlichen
Gründen gegangen wäre, und nur Ihnen sei zu verdanken, dass die Preiserhöhung
nur in dieser Höhe ausgefallen sei. Darum glaube ich, dass die Aufrechterhaltung
der Sicherheit der Wiener Linien eines der nicht ganz treffenden Argumente für die
Preiserhöhung ist. Ich glaube, es gibt viele andere Gründe, die dazu bewogen
haben, die Preiserhöhung durchzuführen und den Wienerinnen und Wienern tief in
die Tasche zu greifen.
Ich glaube aber, dass es bei dieser Frage weder um
Aufgeregtheit noch um Angstmache oder sonst irgendetwas geht. Es geht schlicht
und einfach um Sicherheit für die U-Bahn-Benützer, ob sie jetzt national oder
international sind. Wir alle wissen, dass sich auf Grund des Tourismus auch ein
hoher Anteil von internationalen Gästen in Wien aufhält, die die U-Bahn
benützen, weil sie die Möglichkeit bietet, Wien ohne Auto zu erkunden, und weil
sie ein gut funktionierendes Verkehrsmittel darstellt, mit dem man weite
Bereiche von Wien gut erreichen kann. Deshalb glaube ich, dass die Sicherheit
uns allen am Herzen liegen muss, denn auch für den Tourismus wäre es nicht so
schlecht, wenn sich das Risikopotenzial innerhalb eines Bereichs bewegt, bei
dem die erforderliche Sicherheit des Verkehrs in der Stadt gewährleistet ist.
Ich glaube daher, wir sollten hier gemeinsam - und
das haben Sie in Ihrer Anfragebeantwortung auch durchaus in den Vordergrund
gestellt - für die Sicherheit der Wiener Linien, für die Sicherheit der Wiener
U-Bahnen und vor allem für die Sicherheit der Wienerinnen und Wiener kämpfen
und damit dem Sicherheitsbewusstsein aller Menschen in dieser Stadt Genüge tun.
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich
danke. - Als Nächster ist Herr GR Klucsarits zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihm.
GR Rudolf Klucsarits (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Herr Vizebürgermeister! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Kollege Madejski! Ich weiß, und ich schätze es auch,
dass dir die Sicherheit, egal ob in Tunnels oder in U-Bahnen, ein großes
Anliegen ist, und gerade wir beide haben darüber schon sehr viel diskutiert.
Dass die Sicherheit ein Thema ist, ist keine Frage. Die Frage ist, ob wir
dieses Thema jetzt jedes halbe Jahr hier diskutieren werden, ohne dass neue
Erkenntnisse dabei herauskommen. Sicherheit ist sicherlich das wichtigste Thema
überhaupt, mit dem wir uns hier befassen können, aber es ist auch ein sehr
sensibles Thema, und gerade nach den Unfällen von Kaprun und Galtür sollte man
damit doch auch vorsichtig umgehen.
Eines möchte ich hier feststellen, damit ja kein Missverständnis
aufkommt: Der Bürger hat ein Recht auf die größtmögliche Sicherheit, die es nur
geben kann. Und
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