Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 90
einer Magistratsdienststelle sein? - Ich glaube nicht, ich
glaube, dass hier sehr wohl Absicht dahinter steckt und dass deshalb seitens
der Verantwortlichen auch niemand bereit ist, klar Auskunft zu geben: Wie ist
das Verfahren abgelaufen? Wie wurde das Verfahren durchgeführt? Wie wurde der
Bewerber ausgewählt? Warum wurde dieser Bewerber ausgewählt?
Dazu ist bisher niemand bereit, doch Sie und Ihr
Kollege Rieder werden Gelegenheit haben, darüber Auskunft zu geben, weil wir
hier, ebenso wie die Grünen,
einen Beschlussantrag auf Untersuchung durch das Kontrollamt einbringen, wobei
wir klar und deutlich wissen möchten, warum dieser eine Bewerber zu einem so
günstigen Vertrag kommt, wie ich ihn, wie gesagt, in anderen Fällen noch nie
gesehen habe, obwohl man schon viel Schlimmes von einer sozialistischen
Stadtregierung erlebt hat.
Ich bitte um Ihre Zustimmung zu unserem Antrag. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Strache. Ich erteile es ihm.
GR Heinz Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Fortsetzend bei den Ausführungen meines Kollegen GR
Wagner möchte ich sagen, dass es schon auch bezeichnend ist, dass sich, wenn
man die heutige Debatte und auch die Wortmeldungen ansieht, kein Vertreter der
Stadtregierungspartei zu diesem Akt zu Wort meldet. Schweigen im Walde!
Schweigen im Walde im Ausschuss (Zwischenruf
des GR Mag Andreas Schieder.), von Seiten der Landesregierung, überall wird
geschwiegen, und das ist für mich ganz klar ein Schuldeingeständnis, Herr
Kollege. Wenn man nichts sagen kann oder nichts sagen will, na, worauf ist das
zurückzuführen, Herr Kollege? - Darauf, dass man offensichtlich - und in diesem
Fall wahrscheinlich wirklich - Dreck am Stecken hat. Irgendetwas ist hier ganz
bewusst in eine nicht legitime Richtung gelaufen und ich werde Ihnen dann auch
sagen, woran wir das noch festmachen und wie wir das auch belegen können.
Herr StR Rieder hat in einer Presseaussendung
geschrieben, dass das eine Bereicherung ist in Zukunft, wenn das Steirereck die
Immobilie erhält. Das wäre ja prinzipiell, wenn es eine Ausschreibung gegeben
hätte, wenn es ein nachvollziehbares Verfahren gegeben hätte und wenn die
Steirereck GmbH auch wirklich Bestbieter gewesen wäre, etwas gewesen, was jeder
unterschreiben würde in diesem Haus. Aber es ist ja so vonstatten gegangen,
dass man sich von Seiten der Stadt Wien in keinster Weise irgendwelche Gedanken
gemacht hat in der Öffentlichkeit, was man überhaupt mit dem Objekt vorhat. Es
hat ja niemand in der Öffentlichkeit gewusst, ob man vorhat, dort in Zukunft
wieder zu verpachten, ob man vorhat, das Objekt zu verkaufen oder eine Art
Baurechtsvertrag, so wie er heute zum Beschluss steht, vorzunehmen.
Es haben sich deshalb neben der Steirereck GmbH auch
viele Topgastronomen dieser Stadt - viele Topgastronomen, die mit dem
Steirereck sicherlich ebenbürtig in Konkurrenz stehen könnten - auf Verdacht hinauf
von sich aus beworben. Sie haben sich gesagt, da wird irgendwann einmal etwas
anstehen in der Stadt, deshalb sind sie sozusagen rein präventiv rechtzeitig
schon an die Verantwortlichen in der Stadt herangetreten, um ihr Kauf- oder
auch ihr Pachtinteresse zu dokumentieren. Viele der Bewerber haben ja sowohl
Kauf- als auch Pachtinteresse zum Ausdruck gebracht, haben auch konkrete
Angebote auf den Tisch gelegt, haben auch Nutzungskonzepte auf den Tisch gelegt
und wurden dann von der MA 4 immer wieder vertröstet. Man hat ihnen
mitgeteilt hat: Kein Problem. Wir freuen uns, dass Sie sich gemeldet haben. Wir
werden uns bei Ihnen melden. Es wird eine öffentliche Ausschreibung geben - ich
zitiere; das wurde den Interessenten von der MA 4 bekannt gegeben -, Sie werden
angeschrieben, Sie werden eingeladen und können dann Ihr Angebot noch einmal
entsprechend konkretisieren.
So war die Vorgangsweise von Seiten der MA 4,
und dann müssen die Bewerber plötzlich erfahren, was los ist. Wir gehen bei den
Bewerbern jetzt von der Zahl 27 aus. Deshalb wird es dann auch spannend
sein, was überhaupt noch bei dieser Causa herauskommen wird. Wir haben von
einer Zahl 27 erfahren, und zwar auch aus der MA 4, auch wenn Herr
StR Rieder in einem Pressedienst plötzlich gesagt hat, es sollen doch nur 23
sein. Interessanterweise wurde uns von der MA 4 mitgeteilt, es seien 27.
Es haben sich in der Zwischenzeit auch 6 dieser 27 bei uns gemeldet und diese 6
haben uns auch das Procedere beschrieben, wie das abgelaufen ist.
Es ist heute schon vieles im Detail gesagt worden. Es ist
die Unglaublichkeit festgestellt worden, dass man in diesem Fall jemanden
begünstigt und klar und deutlich Günstlingswirtschaft betreibt. Ich sage das
auch ganz offen so, denn es ist ja so etwas Ähnliches bei der Steirereck GmbH
oder beim Besitzer des Steirerecks schon einmal passiert. Es hat ja schon
einmal auch in dieser Frage mit dem Unternehmen etwas gegeben, nämlich im Jahr
1998. Damals hat sich, wie wir ja wissen, das Steirereck in einem Gemeindebau
befunden. Im Jahr 1998 war das insofern interessant, als sich die
Gemeindebaumieter dieses Hauses in der Rasumofskygasse Hilfe suchend an die
Gemeinde Wien gewandt haben und nicht verstehen konnten, dass dort der
Unternehmer zusätzlich zu seinem Lokal, das er schon gehabt hat, noch einmal
sieben Gemeindewohnungen extra für Lagerräumlichkeiten und
Abstellräumlichkeiten bekommen hat. Da ist es zu gewissen Unruhen auf Seiten
der Bewohner gekommen, weil sie sich durch gewisse Dinge belästigt gefühlt haben
und eben an die Gemeinde herangetreten sind. Damals hat die Gemeinde das ganz
locker gelöst. Man hat die Gemeindemieter im Regen stehen gelassen und hat das
Haus gleich über ein paar Ecken einer Gesellschaft verkauft, wodurch wiederum
der Besitzer des Steirerecks dann zum Eigentümer geworden ist. Das war
sozusagen die Problemlösung der Gemeinde: Man verkauft das Haus, und zwar auch
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