Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 90
ist schon zu viel gesagt, denn sie
wissen es ja auch nicht. Einige Leute haben sich das irgendwie ausgemacht. Es
wissen von den 100, die da herinnen sitzen, wahrscheinlich keine 15, was da
genau abgelaufen ist, denn die im Wohnausschuss von der Sozialdemokratie haben
es auch nicht gewusst. Das sind 9 Leute und die wissen es auch nicht,
wieso soll es dann jemand aus einem anderen Ausschuss wissen.
Was würden wir uns jetzt noch wünschen? - Nachdem Sie
sich darauf festgelegt haben, dass Sie dem heute zustimmen, werden wir jetzt
nicht lange appellieren und sagen, überlegt euch das noch einmal, aber wir
werden einen Beschlussantrag einbringen:
"Das Kontrollamt der Stadt Wien möge die Vergabe
der Meierei im Wiener Stadtpark überprüfen."
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung
dieses Antrags an den Kontrollausschuss.
Und jetzt kommt natürlich das Problem: Im
Kontrollausschuss braucht man eine Mehrheit dafür. Daher hoffe ich, dass
wenigstens die Sozialdemokratie, die ja über Aussendungen x-mal gemeldet hat,
dass ohnedies alles in Ordnung ist - Sie haben also Ihrer Ansicht nach nichts
zu fürchten -, im Kontrollausschuss für diesen Antrag der GRÜNEN ist und so
eine Mehrheit gefunden wird, das heißt, dass die Sozialdemokratie auch
zustimmt.
Ich kündige auch gleich an, dass wir auch den Antrag
der Freiheitlichen Partei diesbezüglich unterstützen werden. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Fuchs. Ich erteile es
ihm.
GR Georg Fuchs
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Es ist eigentlich ungeheuerlich, wie man mit
Gemeinderäten dieses Hauses umgeht. Wir haben schon gehört, dass im
Wohnbauausschuss auf Fragen nicht geantwortet wurde, dass im Inhalt eines
Vertrags die wesentlichen Punkte nicht zu finden waren. Als dann weitergebohrt
worden ist, hat man gesagt, jawohl, man wird einen Bericht machen, man wird
nähere Details liefern. Tatsache ist, dass bis zum heutigen Tag, bis zur
heutigen Stunde keine wesentlichen Informationen gekommen sind, weder von
Seiten der Finanz noch von Seiten des Wohnbaustadtrats.
Meine Damen und Herren! Keine Antwort bezüglich
Verfahren über die Interessentensuche, keine Antworten im Ausschuss, ob und
warum man vielleicht den einen oder anderen nicht beachtet hat und warum man
dieses Vertragswerk so gestaltet hat.
Prinzipiell sage ich, ist es positiv, wenn die Stadt
Privatunternehmen, Initiativen und Investitionen, die Gewinn bringend sind,
fördert, denn sie sind auch diejenigen, die für das Steueraufkommen sorgen.
Damit stehen wir im Gegensatz zu den GRÜNEN, die meistens jede Privatinitiative
untergraben und sie für absolut negativ erklären.
Meine Damen und Herren! Dieser Baurechtsvertrag mit
der Steirereck GesmbH ist ein Vertragswerk, das eindeutig zu Lasten der Stadt,
zu Lasten des Steuerzahlers geht. Wir haben schon solche Verträge gehabt. Wenn
Sie sich erinnern, so haben wir beim Kahlenberg einmal Verträge gehabt. Die
Unternehmen sind weg, und was ist übrig geblieben? - Eine Ruine ist geblieben.
Das ist eine Vorgangsweise, die nicht positiv gewählt worden ist. Das
wiederholt sich von Zeit zu Zeit, und Sie haben nichts daraus gelernt. Der
Steuerzahler ist im weitesten Sinne derjenige, der das gesamte Risiko trägt.
Es handelt sich hier um ein unausgegorenes
Vertragswerk. Kein Rechtsanwalt und auch niemand sonst würde so einen Vertrag,
wenn er so einseitig ist, akzeptieren. Zwei Wirtschaftstreibende würden so
einen Vertrag nicht abschließen, aber die Stadt, die macht das. Bei der Stadt
ist alles möglich, bei der Mehrheit dieses Hauses, die mit Macht alles
durchpeitscht, ist das möglich.
Es ist ein Faktum, meine Damen und Herren, dass die
Stadt einen Passus hineingebracht hat, der besagt: Wenn die Zufahrt nicht
gewährleistet ist oder wenn sie ab 19 Uhr erschwert wird, dann wird ein
Nachlass bis auf 25 Prozent gewährt. Nicht um 25 Prozent, sondern bis auf
25 Prozent! Und ein kompletter Nachlass erfolgt dann, meine Damen und
Herren, wenn noch mehr Erschwernisse auftreten und es fast unmöglich sein wird.
Derzeit ist eine Zufahrt kaum möglich. Es erfolgte
keine Klärung mit der MA 42, was mit dem Baumbestand geschieht. Auch das
bedarf sicherlich vor einem Vertragsabschluss einer entsprechenden Klärung. Die
Meierei wird außerdem kostenlos übertragen. Das heißt, der Baurechtsnehmer
bekommt eigentlich das gesamte Grundstück kostenlos oder fast kostenlos und hat
sogar die Möglichkeit, innerhalb von drei Jahren auszusteigen. Wenn er also
sieht, er macht dort keine Gewinne, dann steigt er aus, und die Stadt muss ihm
die Investitionen bis zu 75 Prozent vergüten. Es ist keine Höhe genannt, weder
wie hoch die Investitionen sind noch wie hoch die Vergütung sein wird. Auch das
ist ein Risiko der Stadt und eine Einseitigkeit.
Das Risiko ist also, wie gesagt, einseitig verteilt.
Bei so einem Vertragswerk sollte es doch so sein, dass das Risiko bei beiden
liegt, denn so ein Unternehmen hält es, glaube ich, sehr wohl aus, ein bisschen
Risiko zu tragen. Kommt es aber zu Gewinnen, meine Damen und Herren, so hat die
Stadt dann überhaupt keine wie immer geartete Beteiligung. Bei Garagen geht sie
her und sagt, sie wird sich prozentmäßig daran beteiligen, doch das fehlt zum
Beispiel in diesem Vertrag.
Natürlich kann man sagen, man ist froh, dass man das
wegbekommt, und man verzichtet darauf, aber ich glaube, im Sinne des
Steuerzahlers wäre es auch hier wichtig, darüber nachzudenken, ob diese
Vorgangsweise richtig ist, ob hier nicht vielleicht eine Erhöhung der Pacht
vorgesehen werden kann.
Meine Damen und Herren! Wo bleibt - wir haben es schon
gehört - das gesamte Nutzungskonzept? - So einen Vertrag, wie er hier vorgelegt
worden ist - ohne Nutzungskonzept und in einer Einseitigkeit, wie wir sie
eigentlich selten erleben -, den würde sich so mancher Geschäftsmann, so
mancher Unternehmer in anderen Bereichen gerne wünschen. Das ist eine
einseitige Be-
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