Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 90
im ersten Amtsjahr sichtbar geworden sind. Es ist dies die
Zwischenbilanz dieses Pakets, das die Wienerinnen und Wiener alleine im ersten
Amtsjahr dieser absoluten Mehrheit verkraften müssen.
Es kann im nächsten Jahr bereits, Gott sei Dank, die
erste Etappe dieser Steuerreform in Kraft treten (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Noch ist sie nicht da!),
weil die österreichische Bundesregierung erstmals seit 30 Jahren den
Staatshaushalt wirklich saniert, wirklich in Ordnung gebracht hat. (GR Heinz Hufnagl: Mit der höchsten
Abgabenquote aller Zeiten!) Es kann jene Steuerreform in Kraft treten, die
den Menschen dann auch die Vorteile aus dieser Sanierung zurückgibt und eine
Steuerreform, die die Sanierungsdividende an die Steuerzahler dann eben auch
ausschüttet. (GR Heinz Hufnagl: Sie
sackeln die Leute aus und geben dann Brosamen zurück!) Man sollte die
Wählerinnen und Wähler nicht unterschätzen.
Ich glaube, die Wähler kennen auch dieses Wiener
Modell, von dem in diesem Haus ja so oft gesprochen worden ist, mittlerweile
zur Genüge. Sie kennen dieses Wiener Modell, das etwa in Wien 30 000
verlorene Arbeitsplätze bedeutet, im Gegensatz zum Bundestrend. Sie kennen
dieses Wiener Modell, das die Bundeshauptstadt im Vorjahr als einziges
Bundesland in die wirtschaftliche Rezession geführt hat. Während es im Vorjahr
in allen anderen Bundesländern ein Wachstum gegeben hat, war nur die Wiener
Wirtschaft in der Rezession. Dieses Wiener Modell, das Wien dadurch auch an die
Spitze der österreichischen Arbeitslosenstatistik gebracht hat. Jenes Modell in
Wien, von dem man sieht, dass es nichts anderes als die uralte und gescheiterte
sozialistische Belastungspolitik ist.
Und, meine Damen und Herren, wir sind daher zuversichtlich,
dass diesem Modell schon bei der nächsten Nationalratswahl eine deutliche
Abfuhr erteilt wird! (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster ist Herr GR Hufnagl zum Wort
gemeldet. - Bitte.
GR Heinz Hufnagl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine
sehr verehrten Damen und Herren des Wiener Gemeinderats!
Nachdem
der Kollege Schock hier einen sehr weitausholenden Diskurs und einen irrsinnig
großen Bogen von fiskalischen Betrachtungen aus der gefärbten freiheitlichen
Sicht gebracht hat, möchte ich einige wenige unausweichliche Richtigstellungen
treffen.
Fürs Erste, Kollege Schock, um gleich mit dem eigentlichen
Thema zu beginnen: Es gibt keine Müllsteuer in Wien und es wird auch nach der
Erhöhung keine Müllsteuer geben! Erstens wird nur die indexnotwendige Nachbesserung
nach neuneinhalb Jahren unveränderter Müllabgabe vorgenommen. (StR DDr Eduard Schock unterhält sich mit GR
Kurth-Bodo Blind.) Kollege Schock gibt mir nicht die Gunst seiner Aufmerksamkeit.
Ich muss das also dem übrigen Auditorium mitteilen.
Das, was aber dazukommt und was natürlich vom
Kollegen Schock in seiner Querschau zwischen Wien und dem Bund bewusst
übersehen wurde, sind die Alsag-Erhöhungen, und das sind Bundesentscheidungen,
die gewaltig sind.
Die Altlastenbeiträge im Sinne der Deponienverordnung
und des Altlastensanierungsgesetzes werden ab 1.1.2004 von 43,60 EUR auf
65 EUR ... (Heiterkeit des StR DDr
Eduard Schock.) Und das ist nicht zum Lachen, Kollege Schock, weil ab
1.1.2006 die Altlastenbeiträge des Bundes auf 87 EUR geradezu verdoppelt
werden! Das ist der Hauptgrund, warum wir heute eine derartige Gebührenerhöhung
vornehmen und warum der Prozentsatz keine Steuer, sondern nur eine Indexanpassung
plus Bundesabgaben ist, die Wien hier zu entrichten hat und die für Wien
keinerlei budgetwirksame Vorteile bringen werden. Das einmal zum Ersten zu der
fälschlich bezeichneten Müllsteuer.
Das Zweite: Es ist ebenso falsch, von einer Kanalsteuer
zu reden. Gerade Kollege Schock ist als Bankkollege aus dem gleichen Konzern
durchaus kundig, Rechnungsabschlüsse zu lesen, Bilanzen zu lesen und Erfolgsrechnungen
auch richtig zu interpretieren. Wenn Sie sich den Rechnungsabschluss der 30er -
Kanal - anschauen, dann sehen Sie genau, dass dort maximal eine ausgeglichene
Bilanz zwischen Einnahmen und Ausgaben, zwischen Aufwendungen und Erträgen zu
sehen ist. Es gibt also auch keine Kanalsteuer in Wien!
Und die größte Verfälschung haben Sie bei der Interpretation
der Kindertagesheime in Wien vorgenommen. Jawohl, meine Damen und Herren, wir
bekennen uns dazu, dass wir in Wien eine gestaffelte, sozial geförderte
Unterstützung unserer jungen Mütter, unserer jungen Familien haben und dass wir
mehr als einem Drittel der Wienerinnen und Wiener einen Gratiskindertagesheimplatz
zur Verfügung stellen. Was Sie auch nicht gesagt haben, ist, dass der bisherige
Freibetrag Nettofamilieneinkommen von 654 S, pardon 654 EUR, auf
1 000 EUR angehoben wurde, also eine zusätzliche große Gruppe hier in
die Freigrenze hineinfällt. Ein weiteres Drittel zahlt einkommensadäquat
gestaffelte Beiträge, die noch lange keine Kostendeckung ausmachen, und nur das
letzte Drittel der Bestverdienenden, die offensichtlich Ihre Klientel ist, für
die Sie sich stark machen und das werde ich Ihnen am Bundesbeispiel noch
dokumentieren, zahlt den Vollbeitrag. Und die können sich das als Doppelverdiener
mit gutem Einkommen auch wahrlich leisten! Da braucht die Stadt wirklich nichts
dazuzahlen! (Beifall bei der SPÖ.)
Was machen Sie im Bund? - Sie haben jede Menge von
Abgaben, Steuern und Gebühren, die die breite Masse der Bevölkerung betroffen
hat und die sich nicht dagegen wehren konnte, erhöht!
Wir haben mittlerweile mit EU-Rechnung 47 Prozent
Abgabenquote, die höchste unseres Landes in der Zweiten Republik. Und von
diesen geraubten Geldern werden in einer bis jetzt nur angekündigten Steuerreform
des Bundes großzügig Brosamen wieder zurückgegeben! Dort, wo die Gelder in
Österreich zu Hause sind, wo der wirkliche Wohlstand beheimatet ist, bei den
Milliardären und bei den Multimillionären, haben Sie vorbeigeschaut.
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