Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 93 von 99
Berichterstatterin GRin Martina LUDWIG: Ich wollte auf ein paar Punkte noch eingehen.
Frau Kollegin Korosec, Sie haben gefragt, worauf wir
stolz sind. Wir sind stolz darauf, dass drei Viertel aller Kinderkrippen
Österreichs in Wien sind. Wir sind stolz darauf, dass wir in Wien, im Gegensatz
zu allen anderen Bundesländern, bei den Kinderkrippen einen 50-prozentigen
Versorgungsgrad haben. Wir sind stolz darauf, dass wir in Wien 100 Prozent
Versorgungsgrad bei den 3- bis 6-Jährigen haben. Wir sind stolz darauf, dass
wir vor kurzem als kinderfreundlichstes Bundesland ausgezeichnet wurden und wir
sind stolz darauf, dass wir hier durch dieses Poststück noch mehr sozial
schwächere Familien bis 1 000 EUR Einkommen unterstützen können,
damit diese - und das ist, denke ich mir, auch das Herzstück des heutigen
Poststücks - in Zukunft in Wien keinen Beitrag mehr in Kindergärten zu zahlen
haben. Dass sie es sich in Niederösterreich leisten können, stimmt vielleicht
insofern ein Stückchen mehr, weil es dort keine gibt. Also, insofern erübrigt
sich diese Frage.
Der Kollege Tschirf hat es schon gesagt, es gibt ein
paar wenige, die ganztägig offen haben. Tatsache ist, in großen Bereichen
Österreichs sperren Kindergärten zu Mittag zu beziehungsweise sind überhaupt
nur halbtags geöffnet.
Zum Zweiten wollte ich noch
allgemein etwas anmerken, weil in der Diskussion Geldleistungen versus
Dienstleistung - Infrastruktur in Wirklichkeit eine der Hauptdebatten war. Wenn
man über die Grenzen Österreichs hinausschaut, ein bisschen einen europäischen
Vergleich anstellt und auch ein bisschen auf Geburtenraten und
Familienfreundlichkeit beziehungsweise Frauenerwerbsquoten schaut - darauf
legt, glaube ich, auch die ÖVP immer ganz großen Wert -, dann möchte ich nur
ein Beispiel bringen, nämlich Dänemark. Dänemark weist im europäischen
Vergleich die höchste Frauenerwerbsquote, die niedrigste Lohndifferenz zwischen
den Geschlechtern und das höchste Versorgungsniveau mit öffentlich finanzierten
Kinderbetreuungseinrichtungen auf. Gleichzeitig ist die Geburtenrate in
Dänemark eine der höchsten in Europa. Das ist kein Zufall. Ich denke mir, auch
die Daten des letzten Jahres haben, wenn man sich die Geburtenrate ansieht,
deutlich gemacht, dass finanzielle Zuckerln - das sage ich jetzt einmal dazu -
nicht das sind, was Familien in Österreich wie auch in Europa brauchen, um sich
zu entschließen, Kinder auf die Welt zu bringen. Es ist nämlich sicherlich kein
Zufall, dass im letzten Jahr die Geburtenrate in Österreich das erste Mal - und
zwar über 3 Prozent - wieder abgesunken ist.
Drittens wollte ich sagen, die Kindergartenmilliarde
war nicht eine Milliarde, die dann ohnedies wieder eingestellt worden ist - ich
glaube, die Kollegin Lakatha hat das gesagt -, sondern die
Kindergartenmilliarde wurde abgeschafft, und zwar zu dem Zeitpunkt, als die
blau-schwarze Bundesregierung angetreten ist. (GR Josef Wagner: Die war nie
auf Dauer bestimmt!) Das finde ich sehr schade. Die Kindergartenmilliarde ist
immer wieder über einen längeren, nämlich einen zweijährigen, Zeitraum
beschlossen worden und wurde, solange Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen
noch in der Bundesregierung waren, immer wieder für weitere Jahre erweitert. (GR Dr Matthias Tschirf: Edlinger!) Ich
glaube, seitdem Sie mit der FPÖ in der Bundesregierung sind - so viel steht
fest -, gibt es keinen Schilling für Kinderbetreuung in diesem Land und
100 000 Kinderbetreuungsplätze fehlen. (GR Dr Matthias Tschirf: Ich
bitte um Berichterstattung! Keine Rede halten!)
Vierter und abschließender Punkt ist die soziale
Staffelung, weil Sie es angesprochen haben, Kollegin Lakatha. Tatsache ist,
dass die soziale Staffelung im Zuge des Leistungszukaufs in allen
Kinderbetreuungseinrichtungen dieser Stadt möglich ist.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich stolz darauf
bin, dass wir Familien bis 1 000 EUR in Zukunft kostenlos
Kinderbetreuung in Wien zur Verfügung stellen können. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Frau GRin Jerusalem hat sich zu einer tatsächlichen Berichtigung gemeldet. Ich
erteile ihr das Wort. (GR Josef Wagner: Das geht nach der Berichterstatterin
doch gar nicht mehr!) Eine tatsächliche Berichtigung ist jederzeit möglich.
So ist es festgehalten. Deswegen habe ich ihr das Wort erteilt.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und
Herren!
Ich bin sehr froh, jetzt eine tatsächliche
Berichtigung zu dem zu machen, was die Frau Berichterstatterin gesagt hat. Es
mag nämlich schon so sein, dass es diese soziale Staffelung für Eltern, die
ihre Kinder in gemeinnützigen Kindergärten haben, auf irgendeinem Papier gibt.
Wir haben es vielfach auch in Aussagen der Frau StRin Laska schon gehört. Wir wissen
aber auch, dass die Praxis eine vollkommen andere ist. Das berichten uns nicht
nur viele private gemeinnützige Einrichtungen, sondern das berichten auch viele
Eltern. Viele Eltern rufen immer wieder bei der MA 11A oder dort, wo die
Plätze vermittelt werden, an und beschweren sich darüber. Sie werden nie
gehört, außer sie haben das große Glück und den guten Einfall, entweder mich
oder in Zukunft die Claudia Sommer-Smolik oder die Frau Lakatha oder die Frau
Korosec anzurufen und wir rufen dann bei der MA 11A an und machen Druck
und sorgen dafür, dass das tatsächlich auch so gemacht wird, wie es die Frau
Stadträtin versprochen hat.
Die Praxis funktioniert null. Darauf brauchen Sie
wirklich nicht stolz zu sein! Ich an Ihrer Stelle hätte das am Schluss nicht
noch erwähnt, denn Sie wissen ganz genau, dass das nicht richtig ist! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Die Frau Berichterstatterin hat mich gefragt, ob sie noch einmal ein
Schlusswort haben kann. Sie hat immer das Schlusswort. - Wollen Sie sich noch
einmal zum Wort melden?
Berichterstatterin GRin Martina LUDWIG:
Ja, danke. - Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Wir haben das schon öfters diskutiert. Sie haben
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