Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 85 von 99
Neuregelung der Elternbeiträge. Wir werden diesem
Geschäftsstück nicht zustimmen. Für uns sind, wie schon im Ausschuss auch
mitgeteilt, die Elternbeiträge für Kindergärten und Horte der Stadt Wien
grundsätzlich zu hoch. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass wir nach wie vor
der Meinung sind, dass man in die Berechnung der Elternbeiträge die Wohnkosten
miteinbeziehen sollte. Wir wissen alle, dass wir hier schon jahrelang
entsprechende Anträge gestellt haben, die von Seiten der SPÖ abgelehnt wurden
und es wird sich wahrscheinlich auch in dieser Hinsicht nichts ändern.
Es ist richtig, dass durch die Anhebung der
Bemessungsgrundlage auf 1 000 EUR, bis zu der keine Besuchsbeiträge
gezahlt werden müssen, die unteren EinkommensbezieherInnen entlastet werden.
Das ist richtig. Das ist auch gut so. Nur darüber hinaus bei einem Einkommen
von 1 225 EUR sieht es nämlich ganz anders aus.
Wenn man sich ansieht, was der durchschnittliche
männliche Arbeitnehmer im Jahr 2001 in Wien verdient hat, so waren das
1 245 EUR. Von den Frauen möchte ich hier ja nicht reden, weil die
fallen meistens, wenn sie Alleinerzieherinnen sind, unter die jetzt angehobene
Bemessungsgrundlagenerhöhung.
Schaut man sich diese mittleren, nicht wirklich hohen
Einkommen an, so stellt man fest, dass es hier eklatante massive
Preissteigerungen um einige Euro pro Monat gegeben hat. In diesem Akt ist dazu
nur ganz lapidar angemerkt - ich zitiere -: "Für den Ganztagesbesuch
liegen die Beiträge aus strukturellen Gründen etwas über einer Erhöhung gemäß
Verbraucherpreisindex 2001".
Für uns ist das keine soziale Staffelung, denn es ist
nicht einzusehen, warum es die mittleren beziehungsweise nicht wirklich hohen
Einkommen in diesem Ausmaß treffen soll.
Es ist auch nicht wirklich neu, dass wir und auch die
betroffenen KindergartenpädagogInnen schon seit Jahren darauf warten, dass sich
bezüglich Qualitätsverbesserung beim Betreuungsangebot in den Kindergärten
etwas tut. Nach wie vor haben wir in Wien die Situation, dass wir in dem
angeblich so kinderfreundlichen Wien 25 bis 28 Kinder in einer
Kindergartengruppe mit einer Fachkraft haben und nach wie vor ist das
Raumangebot nicht wirklich so, wie wir uns das vorstellen.
Dass diese Arbeits- und andere Bedingungen,
Spielbedingungen, für die Angestellten, für die PädagogInnen, für die Kinder
nicht wirklich das sind, was wir unter Qualität verstehen, ist klar und ich
würde das nicht als kinderfreundlich und auch nicht als
arbeitnehmerInnenfreundlich bezeichnen.
Unserer Meinung nach sind Kindergärten alles andere
als Aufbewahrungsstätten. Es ist durch Studien belegt, dass Kinder, wenn sie
sich in diesen beengten Verhältnissen einen ganz Tag lang aufhalten - wenig
Platz, viele Kinder -, in ihrer Entwicklung nicht wirklich gefördert werden,
sondern eher in ihrer Entwicklung behindert werden. Von Wohlfühlen ist dann
schon gar keine Rede mehr.
Es ist für uns auch notwendig, dass der Kindergarten
endlich als Bildungseinrichtung gesehen wird und hier auch endlich einmal
dementsprechend gehandelt wird. Wir warten ja schon einige Zeit darauf, dass
die Novellierung des Kindertagesheimgesetzes kommt, was ja durch Frau StRin
Laska angekündigt wurde. Aber bis jetzt ist auch hier davon nicht wirklich
etwas zu merken und es ist die Frage, ob sich in Bezug auf Qualität in dieser
Stadt in den Kindergärten demnächst etwas umsetzen, also verändern wird.
Unsere Vorschläge bezüglich Qualität - damit dann
nicht wieder kommt: Die GRÜNEN machen keine Vorschläge - sind bekannt, seit
Jahren bekannt. Es braucht wesentlich kleinere Gruppen, es braucht mehr
pädagogisch ausgebildete PädagogInnen, BetreuerInnen, die aber auch genügend
Zeit haben, sich weiterzubilden, sich fortzubilden, für Elterngespräche, für
Supervision, für Teamgespräche und alles andere, was jetzt zu kurz kommt. Es
braucht ein Berufsbild für die HelferInnen und es braucht mehr Platz und mehr
Freiraum, denn die 2 Quadratmeter pro Kind sind unserer Meinung nach ein
schlechter Scherz. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Zu den beiden Anträgen, die sich auch mit diesen
Elternbeiträgen beschäftigen und die dann wahrscheinlich eingebracht werden,
der eine ist von der ÖVP, der andere von der FPÖ:
Zum ÖVP-Antrag zum kostenlosen Vorschuljahr. Wäre
nicht die Begründung, so wie sie hier steht, könnten wir ja vielleicht
zustimmen, aber die sprachliche Entwicklung und die pädagogische Vorbereitung
erst ab dem fünften Lebensjahr anzusetzen, ist doch etwas spät. Wenn man sich
die Entwicklungspsychologie von Kindern anschaut, so fängt die sprachliche
Entwicklung a) im Mutterleib an und b) dann wirklich mit zwei Monaten, wenn die
ersten Laute gebildet werden. Sollte die sprachliche Entwicklung erst ab fünf
Jahren anfangen, dann hätten wir wahrscheinlich ein größeres Problem in diesem
Land. Also diese sprachliche Entwicklung kann es ja wohl nicht sein, die erst
ab fünf Jahren gefördert werden soll. Und die Ausrichtung, die in diesem Antrag
erkennbar ist, nämlich die Ausrichtung auf die Vorbildung, auf die Schule, das
heißt die Vorziehung der Schule in den Kindergarten, ist meiner Meinung nach
nicht sinnvoll, denn gerade die Kinder brauchen diese Zeit im Kindergarten vor
der Schule, um auch Kind sein zu dürfen und sich hier auch dementsprechend
verhalten zu können und nicht um schon diese Leistungsorientierung, dieses
Trimmen auf Leistungserbringung und darauf, die Besten, die Schnellsten zu
sein, kennen zu lernen. Es geht um die soziale Entwicklung und nicht um das
Vorziehen der Schulbildung. Deswegen können wir diesem Antrag nicht zustimmen.
Zum Antrag der FPÖ, der sehr populistisch die sofortige
Kostenfreistellung der Kindergartenplätze in Wien verlangt, nämlich ab dem
Herbst 2002. Die Begründung hier ist unserer Meinung nach richtig. Es geht
darum, dass der Kindergarten eine Bildungseinrichtung ist. Es geht darum, dass
die Erziehungsarbeit der Eltern ergänzt wird und damit auch die
Erwerbstätigkeit der Eltern ermöglicht wird. Und es ist auch von uns ein
langfristiges
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