Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 99
hauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Zweifellos ist das Klangforum wirklich ein
renommiertes österreichisches Orchester zeitgenössischer Musik. Es hat gerade
erst vor wenigen Tagen zum Beispiel auch ein sehr positives Echo bei der
Eröffnung des Kulturinstituts in New York geerntet, und zwar zu Recht geerntet.
Und weil es in diesem Haus üblich ist, sich über
positive kulturelle Leistungen dieses Landes auch zu freuen, möchte ich das
auch an dieser Stelle einmal sagen. Ich glaube, wir können nach diesem wirklich
nicht ganz einfachen Kampf, der mehrere Bundesregierungen und Finanzminister
überdauert hat, sagen, dass es uns jetzt gelungen ist, in einem der wichtigsten
Länder der Welt an prominentester Stelle ein architektonisches Meisterwerk zu
eröffnen, nämlich das Kulturinstitut von New York, das für Österreich, aber
sicher auch für Wiener Künstler an einer ganz prominenten Stelle eine große
Chance bieten wird, sich in diesem Land der Kultur zu präsentieren. Ich glaube,
das ist ein großer Erfolg, der uns mit Freude erfüllen sollte, und es ist
bezeichnend dafür, dass das Klangforum ausgewählt wurde, bei der Eröffnung einen
wesentlichen Teil zu übernehmen.
Wir werden daher auch dem heutigen Akt zustimmen. Ich
sage allerdings dazu: sehr wohl auch mit einem weinenden oder sehr kritischen
Auge, und zwar gar nicht so sehr, was die Höhe des Betrags betrifft, sondern
was wieder einmal die Vorgangsweise betrifft. Die Problematik des Klangforums
ist bereits seit langem bekannt, und ich verstehe daher einfach nicht, dass wir
uns hier wieder mit Teilentschuldungen, Entschuldungen und unklaren Konzepten
hinüberretten müssen. Das, was ich hier mit aller Vehemenz einfordere, ist ein
mittel- bis langfristiges Konzept für das Klangforum, damit dessen Mitglieder
einmal wissen, welches Budget ihnen zur Verfügung steht und sich daran
orientieren können. Dieses Dahintaumeln von Budget zu Budget über
Teilentschuldungen und Halbentschuldungen ist gerade einem renommierten
Orchester wie dem Klangforum einfach nicht weiter zuzumuten. (Beifall bei
der ÖVP.)
Überhaupt fällt mir, wenn ich mir die Akten so
ansehe, auf, dass der Begriff der Entschuldung mittlerweile schon wieder fast
in jedem dritten Akt vorkommt, und das scheint mir einfach keine richtige
Kulturpolitik zu sein. Richtige Kulturpolitik heißt, Dreijahresverträge
abzuschließen, langfristige Finanzierungen aufzustellen - und daran haben sich
dann aber auch alle zu halten: Daran hat sich der Subventionsempfänger zu
halten, aber auch der Subventionsgeber. Das Konzept nach dem Motto: Wir werden
euch schon helfen, macht einmal weiter, macht einmal Schulden, und dann werden
wir euch teilweise entschulden!, ist schon in der Vergangenheit gescheitert.
Ich verstehe daher nicht, warum man jetzt wieder damit anfängt, sogar bei so
renommierten Institutionen wie dem Klangforum.
Daher: Wir werden diesem Akt heute selbstverständlich
zustimmen. Ich sage aber auch dazu: Wir erwarten uns, dass, wann immer der
nächste Akt zum Thema Klangforum vorgelegt wird, dieser ein klares,
langfristiges Finanzkonzept enthält. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Unterreiner. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Teilentschuldung und Entschuldung sind eine Sache,
die sich wie ein roter Faden durch die Kulturpolitik zieht. Wie mein Vorredner
gesagt hat, ist es leider so, dass wir in Wien in dieser Hinsicht wirklich kein
richtiges Konzept entwickelt haben. Wir haben diesbezüglich einmal eine Anfrage
gestellt und haben gefragt, wie denn das so geht: Während man auf der einen
Seite, haben wir gesagt, gönnerhaft Großzügigkeit demonstriert, werden auf der
anderen Seite Daumenschrauben angesetzt. Wir haben gefragt, wie nun diese
Kriterien aussehen könnten.
Die Antwort hat gelautet, dass die Kulturverwaltung bei
Vorliegen von Verschuldung anhand künstlerischer und wirtschaftlicher Kriterien
die Situation prüfe, und dabei werde die Entwicklung sorgfältig abgewogen, und
es würden aber auch die Zukunftschancen des Theaters beurteilt und
berücksichtigt. - So weit, so gut.
Man muss sich aber dann wundern, wenn man einen Akt
vorgelegt bekommt, in dem einfach nur steht, man möge einer Teilentschuldung an
das Klangforum - dann wird die Höhe noch hineingeschrieben - zustimmen. Erstens
einmal ist hier von Teilentschuldung die Rede und man weiß nicht, wie groß der
ganze Schuldenberg ist. Es ist aber auch eigenartig, wenn man die Begründung
liest, warum man das Klangforum überhaupt subventionieren soll. Es steht hier
nämlich, dass man beim Publikum erst die Hemmschwelle überwinden müsse,
zeitgenössische Kunst näher kennen zu lernen. - Diese Hemmschwelle gibt es seit
1985.
Jetzt finde ich Folgendes sehr eigenartig: Frau
Kollegin Ringler hat ja gesagt, es tue ihr sehr Leid, dass die Freiheitlichen
nicht zustimmen würden, und man würde unsererseits die Qualität des Klangforums
nicht erkennen können. - Das stimmt natürlich nicht. Unsere Argumentation geht
nicht dahin, dass wir gegen die Qualität des Klangforums sprechen wollen,
sondern es geht darum, dass hier ganz einfach eine falsche Unterstützung
erfolgt und eine falsche Subventionspolitik betrieben wird.
Wenn man sich ansieht, was das Klangforum in den
letzten Jahren bekommen hat, so ist auch das interessant, denn es fällt auf,
dass immer wieder Subventionsnachträge erfolgen, dass immer wieder
Entschuldungen verlangt und dann auch gewährt werden. Und dass das Klangforum
wenig Geld bekommen würde, stimmt auch nicht: 1992 waren es noch
2,1 Millionen S. Es hat sich gesteigert: 1995 waren es
3,5 Millionen, 1998 waren es 3,7 Millionen. Am 27. November hat
man das letzte Mal mit 4,8 Millionen von Seiten Wiens eine Unterstützung
gewährt. Natürlich kommt vom Bund auch noch Geld dazu.
Jetzt könnte man doch meinen, dass man mit diesen
Steuergeldern, die gewährt werden, ganz einfach sorgsam
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