Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 99
Renovierung das Geld zur Gänze aus dem eigenen Budget zu
nehmen, und zwar gegen den Antrag, den wir damals hier gestellt haben, schafft
natürlich ungeheure Finanzprobleme, die nicht so leicht lösbar sind.
Die Beispiele der Renovierung des Konzerthauses oder
des Musikvereins haben ja gezeigt, dass es, wenn man geschickt mit dem
Finanzstadtrat verhandelt, möglich ist, sich den notwendigen Budgetspielraum zu
erhalten. (GRin Renate Winklbauer: ... geschickt verhandelt!) Da würde
es mich interessieren, vom Herrn Stadtrat einmal zu hören, wie die finanzielle
Situation wirklich ausschaut. Wir waren ja alle bei der Enquete der Freien
Gruppen und dort haben wir diese Antwort eigentlich nicht gehört. (GRin
Renate Winklbauer: Davon haben nur Sie nichts gehört!) Ich würde sie jetzt
gerne einmal hören. Denn dass dieser Akt hier ein Zufall ist - dass im Baubudget
zufällig etwas übrig geblieben ist und das nehmen wir jetzt für die Freien
Gruppen her -, kann ja niemand im Ernst glauben.
Herr Stadtrat! Eine letzte Bemerkung von mir: Sie
haben einmal angekündigt, dass wir uns im Kreis der Kultursprecher intensiv mit
den Fragen des Besetzungsmodus von Theater- und Intendantenpositionen
auseinander setzen wollen. Dazu möchte ich nachfragen, wann die Einladung dazu
ergehen wird. Meine Mobilbox ist täglich 24 Stunden lang eingeschaltet und
ich bin jederzeit bereit, darüber ein Gespräch zu führen. Ich sage das auch
deshalb, weil zum Beispiel das Volkstheater, ein ganz wichtiges Theater in
dieser Stadt, ansteht. Da sind wir alle schon sehr interessiert daran, dass wir
uns vielleicht über einen Modus einigen, bevor dort die Besetzung vorgenommen
wird. Dann ersparen wir uns die Problematik, die in der Josefstadt gegeben ist.
Sie haben das selbst gesagt, und ich sehe das auch
so: Es ist in Ihrem eigensten Interesse, hier zu einer gemeinsamen
Vorgangsweise zu kommen. Wir sind, glaube ich, als Partei immer dafür bekannt
gewesen, dass wir Handschlagqualität haben, wenn man mit uns etwas vereinbart.
Aber ich sage auch ganz offen: Sie sind der demokratisch legitimierte
Ressortführer, Sie können das natürlich auch - wie Sie es bei der Josefstadt
getan haben - mit Ihrer eigenen Kompetenz und mit Ihrer eigenen Erfahrung
durchsetzen, wie Sie wollen. Dann müssen Sie allerdings auch in der
Öffentlichkeit die Konsequenzen tragen.
Der Grund, warum wir als Volkspartei heute dagegen
stimmen, ist - und dafür bitte ich um Verständnis -, dass wir hier keine
Pauschalvollmacht erteilen können für Umverteilungen im Theaterbereich, die wir
im Vorhinein nicht kennen. Zweitens glauben wir, dass sehr wohl auch im Bereich
der Bauinvestitionen die Mittel benötigt werden würden. Unsere Theaterpolitik
hieße, dass man in härteren Verhandlungen mit der Finanz einfach dafür sorgt,
dass das Kulturkapitel die notwendige Flexibilität und den notwendigen
finanziellen Spielraum hat. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Klicka. Ich
erteile es ihr.
GRin Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Mit diesem
Akt, mit dieser Umwidmung von 300 000 EUR ist es uns möglich, der
Förderung im Bereich der Freien Gruppen nachzukommen. Es hat gerade im Jahr
2002 ein erhöhtes Ausmaß an Einreichungen gegeben und es ist daher auch für uns
sehr wichtig, dass wir den Empfehlungen, die durch die Beiräte an die MA 7
und an den Stadtrat herangetragen werden, nachkommen können.
Der Beirat tagt ja nicht nur einmal im Jahr, sodass
die Empfehlungen nicht vorhersehbar, nicht bereits im Frühjahr oder im Jänner
absehbar sind. Daher ist es notwendig geworden, noch einen Betrag übrig zu
haben, um auch für die Empfehlungen, die im Juni ausgesprochen werden, noch
Mittel zur Verfügung stellen zu können.
Durch die Umwidmung wird es im baulichen Bereich zu
keinen akuten Notlagen kommen. Es ist auch dort noch ein Polster vorhanden, um
für das laufende Jahr gewissen Bauinvestitionen nachkommen zu können. (GR
Gerhard Pfeiffer: Ihre Form der Arbeitslosenverhinderung!)
In Bezug auf die Pauschalvergabe möchte ich nur
feststellen, dass es auch in den vergangenen fünf Jahren unter Herrn StR Marboe
so war, dass für die Freien Gruppen ein Gesamtrahmenbetrag zur Verfügung stand,
der dann je nach Empfehlung vergeben wurde. (GR Gerhard Pfeiffer: Im
Baubudget?)
Ich ersuche Sie daher, dem vorliegenden Akt zuzustimmen.
(Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
- Zum Wort ist niemand mehr gemeldet.
Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Inge Zankl:
Meine Damen und Herren!
Zum vorliegenden Akt ist ohnedies schon genug gesprochen
worden, denke ich. Aber ich glaube, wir brauchen keine Angst zu haben, dass bei
uns jemand, der einreicht, kein Geld bekommt. (Heiterkeit bei der ÖVP und
bei den GRÜNEN. - GR Gerhard Pfeiffer: Ich melde mich an!) Die Freien
Gruppen sind bei uns bestens bedient.
Auch Kollegin Ringler hat gesagt, es gibt viele
Dinge, die man andenken muss. Ich denke, das kann jede Partei einmal für sich
andenken. (GRin Marie Ringler: Ach so! Ja, wenn Sie nicht mit mir reden
wollen ...!) Nein, aber ich denke, man muss zuerst einmal in den eigenen
Reihen abklären, was besprochen werden soll. (GRin Marie Ringler: Das heißt,
wenn man nicht mehr ...!) Dennoch kann man sich natürlich zusammensetzen
und sich überlegen, was gemeinsam für die Künstler zu tun ist.
Es ist nie perfekt, das wissen wir ganz genau. Aber
ich denke, man kann dieser Umwidmung ohne schlechten Gewissen zustimmen. Auch
die Behinderten werden in die Theater gehen können, daran soll es nicht mangeln.
Diese Sorge hätte ich nicht.
Ich ersuche nochmals um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke. -
Wir
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