Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 99
zuzeigen.
Ein weiterer Punkt, der uns sehr wichtig ist: die öffentliche
Diskussion vor der Widmung. Derzeit ist es ja meistens so, dass Widmungen
stattfinden, Projekte eingereicht werden und dann vor Baubeginn, meist nach
Erteilung aller Genehmigungen, erst eine öffentliche Diskussion geführt wird,
wo rechtsstaatlich nicht mehr viel zu ändern ist. Die wesentliche Entscheidung
ist vor der Widmung. Will man an diesem oder jenem Standort eine entsprechende
Hochhauswidmung? Wie sieht das aus? Welche Auswirkungen gibt es dadurch? Diese
öffentliche Präsentation soll vorher stattfinden, wird vorher stattfinden, und
das gibt auch eine neue Form der Bürgerbeteiligung, dass hier drinnen steht,
dass das in einer Weise zu präsentieren ist, dass es nachvollziehbar ist. Ich
wage in Frage zu stellen, dass alle Gemeinderäte im Detail einen
Flächenwidmungsplan lesen können, geschweige denn eine breitere Öffentlichkeit.
Hier bieten Animationen, hier bieten Visualisierungen eine gute Möglichkeit,
vorher zu wissen, was auf die Anrainer zukommt.
Beim letzten Punkt, um den ich lange gekämpft habe,
geht es noch einmal um den Widmungsgewinn. Ich darf das nur technisch vorlesen,
was jetzt herinnen steht. Das klingt irgendwie sehr nebensächlich. Unter einem
werden die Zuwächse an Kubatur und Bruttogeschossflächen im Vergleich zur
bisherigen Rechtslage dokumentiert. Was ist da so Besonderes dran? - Es ist
erstmals klargestellt bei einer Widmung, um welchen enormen Wertzuwachs es da
geht. Ich würde mir das nicht nur bei Hochhäusern wünschen. Ich würde mir sehr
wünschen, dass bei allen Widmungen - Stichwort Atzgersdorfer Friedhof - im Plandokument
drinnen steht, welche Zuwächse an Kubatur und Bruttogeschossflächen diese
Widmung mit sich bringt, damit wir erstmals erkennen, welche Geldmaschine
Widmung ist, und insofern, weil es ja auch durchaus sinnvoll sein kann und
sinnvoll ist, dass es Wertzuwächse gibt, wer davon profitiert.
Und das kann die Basis dessen sein, dass bei Hochhäusern
eine Umfeldverbesserung mitfinanziert wird von den privaten Investoren, dass Kultureinrichtungen,
dass viele notwendige öffentliche Einrichtungen, die der Stadt dienen, auch
privat mitfinanziert werden. Sonst geht es darum, dass die, die im Hochhaus
drinnen sind, den Ausblick haben, damit auch entsprechende Mieten lukriert
werden, also die Gewinne, wie es so schön heißt, privatisiert, die Lasten,
Beschattung, Verkehrschaos et cetera aber kommunalisiert werden. Wo sehen wir
das? Durchaus kritisch. Das sehen wir am Wienerberg, wo erst an einem falschen
Standort entsprechende Höhenentwicklung stattfindet und jetzt im Nachhinein die
öffentliche Hand U-Bahnen oder Straßenbahnen oder öffentliche Einrichtungen
nachbringen muss. Ich hoffe, dass mit diesem Hochhauskonzept jetzt ein neuer
Weg beschritten wird.
Geben wir uns aber keinen Illusionen hin. Das ist in
keiner Weise rechtsverbindlich. Kann auch nicht rechtsverbindlich sein. Es wird
darum gehen, in der konkreten Genehmigungs- und Widmungspraxis diese Dinge
ernst zu nehmen, die wir heute beschließen, die Transparenz ernst zu nehmen und
jenen 10 Punkten, die für mich ein deutlicher Fortschritt gegenüber der
bisherigen Widmung sind, dann auch wirklich in der Praxis zum Durchbruch zu
verhelfen. Wir werden uns darum bemühen.
Wir halten das für einen guten, richtigen Schritt, dieses
Hochhauskonzept, und werden dem auch deswegen zustimmen. - Danke schön (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster ist - es gibt einen Tausch in der
Rednerliste - zum Wort gemeldet: Herr GR Mag Neuhuber. - Bitte.
GR Mag Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Ich fahre
dort fort, wo Kollege Chorherr gerade aufgehört hat. Letzten Endes wird die
Widmungspraxis in den nächsten Jahren zeigen, ob das Wiener Hochhauskonzept,
das heute höchstwahrscheinlich hier beschlossen wird, greift oder nicht. Es
sind Richtlinien, und da bin ich in der Lagebeurteilung mit dem Herrn Stadtrat
und mit Chorherr einer Meinung, die ein Korsett für die Stadt wie auch für
Investoren und Developer vorgeben. Und es ist gut so, dass sich die
Stadtplanung und der Gemeinderat mit derartigen Fragen auseinander setzen und
auch ein gewisses Konzept vorgeben, weil Planen heißt für uns auch Gestalten.
Hochhäuser, meine Damen und Herren, sind ohne jeden
Zweifel Teil einer modernen Stadt. Wir alle kennen von Auslandsreisen, wie wir
selbst vor der Skyline von New York oder Hongkong oder Singapur stehen und
fotografieren. In einer modernen Stadt sind einfach Hochhausbauten nicht mehr
wegzudenken. Sie üben auch eine gewisse Faszination aus und sie sind auch,
gerade in urbanen Gebieten, der Inbegriff der Verdichtung. Weil es halt in
Innenstädten heutzutage fast nicht mehr möglich ist, leere Grundstücke zu
finden, müssen die wenigen, die es noch gibt - das ist in allen Großstädten auf
der ganzen Welt gleich -, bestmöglich, also das heißt dichtestmöglich verbaut
werden.
Das hebt natürlich die Bodenpreise, das ist völlig klar, und
das ist auch vom Herrn Stadtrat heute in der Früh schon einmal angesprochen
worden. Allerdings - und da bin ich in der Beurteilung vor allem mit dem
Chorherr nicht einer Meinung -verhindern gerade auch Hochhäuser die Abwanderung
von Betrieben und von Arbeitsplätzen ins Umland. Für manche Betriebe, gerade
für service- und dienstleistungsorientierte, wird es immer schwieriger, größere
Flächen in der Stadt zu finden und vor allem hochwertige Flächen in der Stadt
zu finden. Was tun sie? - Sie siedeln dann ins Umland ab. Wir alle kennen die
vielen Businessparks, also große Büroparks, die einstweilen rund um Wien an den
Stadtgrenzen entstehen, und ein Zurückdrängen der Hochhausverbauung, also von
einer dichten Verbauung, im Stadtgebiet bewirkt genau das Gegenteil von dem,
was Chorherr eigentlich möchte. Es kommt zu immer mehr Verkehr und vor allem
Pendelverkehr über die Stadtgrenze hinaus. Also in diesem Punkt - darauf werde
ich dann noch eingehen - sind wir wirklich konträr und keinesfalls einer
Meinung,
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