Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 99
setzt werden, als dies auch politisch sinnvoll und
zweckmäßig ist.
Es ist daher aus meiner Sicht kurzsichtig und verantwortungslos,
kommunale Einrichtungen, die der Daseinsvorsorge dienen, optimal funktionieren
und international anerkannt sind, aus rein politischer Willkür zu schließen.
Diese Anlagen sind wesentliche Elemente unserer kommunalen Entsorgung, sie
funktionieren, und daher sehe ich keine Notwendigkeit, auch nur eine dieser
Anlagen zu schließen.
Zurück zum SUP-Bericht: Die Müllverbrennung - das
wissen Sie - ist nur ein kleiner Bestandteil dieses gesamten Berichts. Die
Kreislaufwirtschaft bildet eine ganze Kette und diese beinhaltet auch unsere
moderne Kompostanlage, deren Umbau wir derzeit auch in Planung haben. Die
Kompostanlage bringt auch wieder Materialien in die Kreislaufwirtschaft, in die
Landwirtschaft zurück - das ist auch ein Schwerpunkt dieses SUP-Prozesses. Und
natürlich sind auch Abfallvermeidung und Monitoring Elemente dieses
SUP-Berichts. Diese nehme ich gerne an, diese gilt es umzusetzen, und die
Müllverbrennung ist auch ein integrativer Bestandteil dieses gesamten
Prozesses.
Kurz gesagt: Die
Müllverbrennungsanlagen Spittelau und Flötzersteig entsprechen dem modernsten
Stand der Technik. Die Emissionswerte sind weit unter den gesetzlichen Grenzwerten.
Würde man eine Erfüllung der Forderung, eine dieser beiden Anlagen zu
schließen, auch nur andenken wollen, dann müsste man auch dazu übergehen, auch
die zweite Anlage zu schließen - und das kann doch nicht in Ihrem Sinne sein: Anlagen,
die funktionieren, zu schließen!
Ich bin als Umweltstadträtin
und als Umweltexpertin stolz darauf, auf einen solch hervorragenden Hightech-Anlagenpark
zurückgreifen zu können. Andere Städte, andere Länder beneiden uns darum. Es
geht daher jetzt darum, diesen SUP-Bericht in Angriff zu nehmen - im Sinne der
Umsetzung einer zukunftsorientierten Abfallwirtschaft, und darin ist natürlich
auch die Müllverbrennung enthalten.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke,
Frau Stadträtin, für die ausführliche Beantwortung. - Die erste Zusatzfrage
stellt Herr GR Mag Gerstl. - Bitte.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Stadträtin!
Sie haben jetzt sehr
ausführlich alle Details der einzelnen drei Müllverbrennungsanlagen besprochen
und aus Ihrer Sicht dargelegt. Tatsache ist jedenfalls, dass die Müllverbrennungsanlage
Flötzersteig zwischen vier Spitälern eingebettet ist, dass sie von Grünland umgeben
ist und dass, auch wenn die Anlage dem neuesten Stand der Technik entspricht,
auf Grund der Nordwestwind-Wetterlage alle Wienerinnen und Wiener innerhalb
eines sehr großen Einzugsbereichs dennoch einer sehr, sehr großen Belastung
durch Abgase und Immissionen ausgesetzt sind.
Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Sie haben am 25. Juli 2001 erklärt, dass Sie für die Stilllegung
der MVA sind, da dies auch der SUP-Bericht vorgeschlagen hat. Sie haben das
damals unterstützt. - In Ihrer heutigen Wortmeldung hingegen haben Sie gesagt,
es sei kurzsichtig und verantwortungslos, nur aus politischen Gründen eine
Stilllegung zu verlangen.
Daher meine Frage: War das
kurzsichtig und verantwortungslos, als Sie damals die Stilllegung verlangt haben?
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau
Stadträtin, bitte.
Amtsf StRin Dipl Ing Isabella Kossina: Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Im Juli - lesen Sie nach! - habe ich gemeinsam mit
dem Expertengremium, mit dem SUP-Team, die Ergebnisse des SUP-Berichts
vorgestellt. Die Ergebnisse dieses SUP-Berichts waren als Grundlage für die
politische Entscheidung gedacht. Wenn ein Bericht vorliegt, der eine
Expertenmeinung wiedergibt - nicht mehr und nicht weniger ist dieser Bericht -,
dann ist es natürlich erforderlich, die politische Entscheidung auf der
Grundlage dieser fachlichen Meinung durchzusetzen. Das ist meine Aufgabe als
Umweltpolitikerin: Maßnahmen durchzusetzen, die politisch tragbar sind. Nicht
alles, was wissenschaftlich durchsetzbar erscheint, ist auch politisch durchsetzbar.
Daher: Wir haben - und das
wissen Sie sehr genau - einen Vertrag mit der Fernwärme Wien über unsere
Abfallmengen, und den gilt es einzuhalten. Meine politische Verantwortung ist
es, für die Daseinsvorsorge der Wienerinnen und Wiener zu sorgen.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön. - Zweite Zusatzfrage: Frau GRin Reinberger. - Bitte.
GRin Brigitte Reinberger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Ich frage mich nur, was die SPÖ dann mit ihrer
Zustimmung im Gemeinderat zum SUP-Bericht Abfallwirtschaft eigentlich
beschlossen hat. - Das war jetzt eine Frage, die ich mir selbst stelle und die
nicht an Sie gerichtet ist.
Meine Frage an Sie lautet
anders: Das Ergebnis der "SUP - Abfallwirtschaft" sieht die
Schließung des Flötzersteigs vor. Jetzt denke ich mir: Vielleicht war mit ein
Grund dafür nicht nur die Tatsache, dass eine Müllverbrennungsanlage nun einmal
Emissionen verursacht, sondern auch der Umstand, dass zusätzlich zu den durch
die Müllverbrennung selbst verursachten Emissionen auch die Vielzahl von
Lastkraftwagen, in denen der Müll dorthin anrollen muss, eine unheimliche
Belastung für die Bevölkerung in einem dicht verbauten Gebiet darstellt.
Faktum ist - wir haben
darüber diskutiert -: Es hat geheißen, dass die im Protokoll zum SUP enthaltene
Gegenmeinung der Fernwärme Wien, der Flötzersteig möge offen bleiben, keine
Wertigkeit hat und dass das SUP-Team vorschlägt, den Flötzersteig zu schließen.
Genau das wurde dem Gemeinderat vorgelegt und so beschlossen. - Jetzt zeigt
sich: Sie kapitulieren offensichtlich vor der Fernwärme Wien, denn jetzt bleibt
der Flötzersteig offen.
Meine Frage lautet
daher: Wie sehen die weiteren
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