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Gemeinderat, 14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 57 von 81

 

hier eine Debatte abhalten, dann ist es auch richtig, sachlich darüber zu sprechen.

 

Ich habe mich aber auch zu Wort gemeldet, weil ich mich in meiner Funktion und auch persönlich ausdrücklich von dem distanzieren möchte, was Frau GRin Unterreiner über den österreichischen Film im Allgemeinen und über einzelne Filme wie "Die Klavierspielerin" im Besonderen gesagt hat. Ich glaube, das kann, darf und soll man hier nicht unwidersprochen lassen. (StRin Karin Landauer: Wir haben aber schon noch Meinungsfreiheit?) Das sind Disqualifizierungen, die vielleicht Ihrer persönlichen Meinung, die ganz offensichtlich Ihrer persönlichen Meinung entsprechen, mit Sicherheit aber nicht dem, was die internationale Filmkritik und die Expertise insgesamt dazu gesagt haben.

 

Frau GRin Unterreiner! Wenn Sie behaupten, der österreichische Film wäre nicht erfolgreich, so ist das auch, glaube ich, Ihre persönliche Meinung (StRin Karin Landauer: Meinungsfreiheit gibt es in Österreich, ja!) - selbstverständlich Meinungsfreiheit, natürlich! -, aber jedenfalls auch nicht nachvollziehbar. Wenn man in ernst zu nehmenden Publikationen, insbesondere in Deutschland, aber auch anderswo - und ich kann es Ihnen gerne zukommen lassen -, nachliest, so ist in der Tat von einem österreichischen Filmwunder der letzten Jahre, insbesondere des letzten Jahres, die Rede. Sogar mehr noch: In Deutschland wird darüber nachgedacht, wie dieser Erfolg zustande kommen konnte und wie das System der österreichischen Filmförderung offensichtlich ein anderes als beispielsweise jenes in Deutschland ist, das es ermöglicht, dass trotz nach wie vor mangelnder Förderungsgelder ein qualitätvoller Film herauskommt.

 

Daher glaube ich, dieser Erfolg des österreichischen Films, der im Übrigen sehr viele junge österreichische Filmemacher und vor allem Filmemacherinnen umfasst, wird auch durch solche Reden nicht schmäler gemacht, und ich glaube, dass wir da insgesamt auf einem guten Weg sind.

 

In der Tat ist es höchst bedauerlich - und ich möchte hier nicht wiederholen, was ich schon vorgestern an dieser Stelle gesagt habe -, dass es von Seiten der Bundesregierung gerade in so einen Aufschwung hinein plötzlich eine im Grunde unbegründete Kürzung der Filmfördermittel gibt. Die einzige Begründung, die ich selbst - das war damals bei der "Diagonale" im Jahr 2000 - mitbekommen habe, war, dass man die Fördergelder deshalb kürzt, weil man doch die Hand, die einen füttert, nicht beißen soll. Damals ist dieser berühmte Spruch entstanden, der ganz offensichtlich wie ein Motto über der Kulturförderung der österreichischen Bundesregierung steht.

 

Wir haben in der Tat in Wien diese Kürzungen selbstverständlich nicht mitgemacht, sondern es wurden noch von der Vorgängeradministration die Mittel zusammengefasst, konzentriert und erhöht.

 

Ich habe mich - und damit hoffe ich auch die Frage des Herrn Klubobmanns Chorherr beantworten zu können - dafür eingesetzt, dass wir diese Gespräche, die bis vor zwei Jahren ganz erfolgreich gelaufen sind und die zwischen den unterstützenden Gebietskörperschaften und dem ORF stattgefunden haben, fortsetzen werden. Ich werde jetzt noch einmal dazu einladen, weil wir in der Zwischenzeit, wie ich auch hier berichten konnte, eine Studie vorbereitet haben, die ein branchenübergreifendes Konzept für den Medien- und Filmstandort Wien zum Inhalt hat. Ich möchte gerne die Studie, die wir einmal intern mit den Filmschaffenden, mit der Filmwirtschaft diskutiert haben, jetzt mit den anderen Partnern diskutieren - jetzt, da der ORF sozusagen wieder fähig und in der Lage ist, auch personell auf der einen Seite dazuzustoßen.

 

Ich hoffe, dass die österreichische Bundesregierung und der zuständige Kunstminister, der Herr Bundeskanzler und sein mittlerweile als Entwicklungshilfesekretär in Monterrey tätige Staatssekretär ... (GR Mag Christoph Chorherr: Aufgefallen!) Das ist ein bisschen ein Symbol: Der Herr Staatssekretär für Kunst ist in Entwicklungshilfeangelegenheiten unterwegs. Da denke ich mir, wahrscheinlich ist das eh die richtige Jobbeschreibung, aber dann könnte er doch der darbenden österreichischen Kunst endlich ein bisschen mehr Entwicklungshilfe geben. Dazu muss er aber nicht nach Monterrey fahren, sondern das kann er auch in Wien machen.

 

Also vielleicht dann, wenn er aus Mexiko zurückkommt - und Herr GR Salcher hat sich ja erbötig gemacht -, rührt er sich einmal und meldet sich zu den dringenden Problemen der österreichischen Kulturschaffenden, unter anderem auch denen der Filmschaffenden, und ist so freundlich, sich dazu zu äußern und nicht einfach immer nur zwischen China und Mexiko in Entwicklungshilfeangelegenheiten unterwegs zu sein.

 

Das ist also eine Sache, die wir vorhaben und die wir machen, weil es darum geht, letztendlich genau diesen branchenübergreifenden nächsten Schritt - ich habe es hier auch schon erläutern können - für die Filmförderung zu setzen. Da ist jetzt selbstverständlich auch einmal der Input - und Sie werden es wohl irgendwann einmal wahrhaben müssen - von Seiten des Bundes gefordert.

 

Wir haben aber darüber hinaus - und auch das ist ein Thema, bei dem ich mich freuen würde, wenn wir nicht nur lustige Zwischenrufe hörten, sondern vielleicht auch ein bisschen Engagement erkennen könnten - von Seiten der Stadt Wien trotzdem noch einige Initiativen gesetzt. Ich erinnere an das Filmmuseum, das ein ganz wichtiger Teil des österreichischen Filmerbes ist. Aber wie man weiß, sagt jeder, der dort hingeht, und sagen all jene, die jetzt so erfolgreich im Film tätig sind, unisono, sie haben dort eigentlich das Sehen, das Filmsehen gelernt. Das Filmmuseum haben wir massiv unterstützt, auch in Kenntnis der Tatsache, dass der Bund da bereits Zusagen getätigt hat, was das Programm anbelangt. Kein Wunder, auch dort passiert auf einmal nichts.

 

Wie sonderbar: Kaum engagiert sich die Stadt Wien, dann ist es geradezu die Retourkutsche - wie mir auch der Leiter des Filmmuseums berichtet -, es ist geradezu die Retourkutsche, quasi wenn Wien etwas tut, dann darf gewissermaßen als Strafe der Bund nichts mehr tun, dann soll oder möchte der Bund nichts mehr tun. Aber

 

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