Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 81
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als Nächster ist
Herr VBgm Dr Sepp Rieder zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm. (GR Mag Christoph Chorherr: Wir danken für
die Rechnerei und ziehen die Erhöhung mit Bedauern zurück! - Heiterkeit bei den
GRÜNEN.)
VBgm Dr Sepp Rieder: Es gibt doch Visionen in
dem Raum!
Frau Vorsitzende! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Es ist hier in der heutigen
Debatte doch einigermaßen auch Grundsätzliches angesprochen worden und ich
werde Sie daher um Verständnis bitten, dass ich weniger auf die Details der
jeweiligen Fragen eingehe, sondern eher versuche, die grundsätzlichen
Positionen zu diesem Thema herauszuarbeiten.
Natürlich kann man die Haltung
vertreten, dass man auch öffentliche Verkehrsunternehmen aushungern kann, bis
sie entweder schrottreif sind oder reif für die Privatisierung. Ich sage dazu:
Wir Sozialdemokraten wollen beides nicht. Wir wollen weder die Verkehrsunternehmungen
schrottreif machen, kaputt machen, noch wollen wir eine Privatisierung, weil
wir in den Wiener Verkehrsverhältnissen keine englischen Verhältnisse haben
wollen, sondern es dabei bleiben soll wie bisher: Gut, funktionierend, von der
Bevölkerung gut beurteilt.
Auch in ausländischen
Beurteilungen wird immer wieder gesagt - es ist heute schon die Rede davon gewesen
-, dass die Verkehrsverhältnisse in Wien nicht nur an sich, sondern
vergleichsweise super sind. Das an die Adresse insbesondere auch der
Österreichischen Volkspartei! (Beifall
bei der SPÖ.)
Ich möchte jetzt auch ein
bisschen auf das eingehen, was heute und in der vergangenen Pressekonferenz von
Seiten der Österreichischen Volkspartei gesagt worden ist. Ich habe nämlich in der Zeit auch aus der Phase vor der
letzten Wahl den Eindruck gewonnen, dass da
gegenüber öffentlichen Unternehmen eine Grundhaltung in der Österreichischen
Volkspartei immer mehr Platz gegriffen hat, die man eigentlich nur als glatte
Kindesweglegung bezeichnen kann.
Dr Görg hat mir einmal in einer Diskussion gesagt, er
sei keine Privatisierungsfetischist, sondern ein Effizienzfetischist. Fetischist
bleibt Fetischist, Klammer auf, Klammer geschlossen. Ich glaube, dass da kein
großartiger Unterschied ist. Das ist wirklich eine Fixierung auf die
Privatisierung, die spürbar gewesen ist, auch in der Phase vor dem Wahlkampf,
und die auch heute in einem Antrag wieder durchschlägt.
Ich erinnere daran, dass es die große Forderung der
Österreichischen Volkspartei war, die Teilprivatisierung bei den
Energieunternehmen der Stadt durchzuführen, und dass es als Bedingung für eine
Koalition auch die Forderung nach einer Teilprivatisierung gegeben hat. Dr Görg
hat noch im März 2001 bei einer Pressekonferenz öffentlich erklärt, dass die
Teilprivatisierung der Energieunternehmen eine Koalitionsbedingung ist.
Es hat eine Diskussion über die Privatisierung des
Wohnbaus gegeben und auch über die Privatisierung der Wasserversorgung der
Bevölkerung. Ich kann mich noch erinnern, dass Landesparteisekretär Gerstl das
gefordert hat. Es hat ihn dann kurz darauf Dr Görg, man kann das so sagen,
zurückgepfiffen. Aber heute liegt wieder ein Antrag vor, der den Passus
enthält, dass die Versorgungsunternehmen mittels privatwirtschaftlichen Beteiligungsmodells
und Kooperationsmodells quasi sozusagen wieder teilprivatisiert werden sollen.
Ich denke, da steckt schon ein bisschen eine Grundhaltung
auch gegenüber den Wiener Linien drinnen, die man unter diesem Aspekt sehen
muss.
Und weil heute auch vom Mag Maresch das Thema des
Kyoto-Protokolls angesprochen worden ist, dann muss schon klar sein, dass es
nicht nur ein Thema der Verkehrspolitik ist, sondern etwa auch ein Thema der
Energiepolitik. Dort spielt natürlich die Frage, ob man einen
"Ausverkauf" der Wiener und Österreichischen Wasserkraftenergie hinnimmt,
ob man sozusagen zum EON-Deal "Ja" sagt oder nicht, gerade unter dem
Gesichtspunkt des Kyoto-Protokolls, und die Erfüllung dieser Ziele eine
entscheidende Rolle. Denn die KWK-Kraftwerke leisten einen entscheidenden Beitrag
- das auch an die Adresse der Freiheitlichen - zur Erfüllung dieses
Kyoto-Protokolls. Ich bin eigentlich gespannt, ob es auch in diesem Kreis der
Wiener ÖVP Vertreter gibt, die so wie wir zu dem Thema sagen, dieser EON-Deal
des Verbunds zu seiner Wasserkrafttochter ist ein Problem, nicht betriebswirtschaftlich,
nicht so sehr unter dem Aspekt - das vielleicht auch - des
vermögensorientierten Umgangs mit Vermögen des Volkes, des Staates, sondern vor
allem auch ein Problem, ob man eine Lösung hat, wenn man derartige
Optionsrechte für die Wasserkraftenergie dem Ausland einräumt, und wie man dann
die 19 Prozent minus, zu denen wir uns im Kyoto-Abkommen verpflichten -
und da stimme ich mit allen überein, das ist eine ernst zu nehmende
Verpflichtung, die auch mit Sanktionen verbunden ist -, erreichen soll.
Wir wollen, und ich möchte das auch noch einmal
deutlich machen, den öffentlichen Verkehr fördern und ausbauen. Aber gerade
auch deshalb wollen wir die wirtschaftliche Substanz der Verkehrsunternehmen Wiener
Linien stärken. Wir wollen, dass die Wiener Linien in der Lage sind, das U-Bahn-Netz
in Wien weiter auszubauen und zusätzliche Straßenbahnlinien zu schaffen, und
wir wollen die Wiener Linien in die Lage versetzen, auch zusätzlich qualitative
Verbesserungen zu leisten, also nicht nur die Qualität herzustellen und
aufrecht zu erhalten, sondern hier auch zu Verbesserungen zu kommen. Dieses
Konzept einschließlich der Verbesserungen ist nur dann machbar, wenn den
Unternehmen auch zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Wir
wollen, dass auch in Zukunft die Benchmarking-Ergebnisse internationaler
Studien über Kundenzufriedenheit bestätigen, dass die Wiener Linien im
internationalen Vergleich zumindest, wenn nicht sogar, wie die Studie jetzt
bestätigt hat, besser sind. Und auch das ist eine Frage, die nicht ohne
finanzielle Mittel bewältigbar ist.
Dr Görg hat gestern auch dieses gute Ergebnis, das
Benchmarking, positiv beurteilt, hat aber gleich gemeint,
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