Gemeinderat,
13. Sitzung vom 20.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 36
Wenn ich vorhin den neuen Planungsstadtrat zitiert habe,
dann möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass, wenn er sagt, das sei der
schlechte Stil oder der Stil der Sechzigerjahre, man sich vor Augen halten
muss, dass die amtsführenden Stadträte seit über 30 Jahren zugesehen
haben, wie dort in diesem Bereich gefuhrwerkt wurde. Da muss man sich natürlich
auch die Frage stellen: Warum ist eigentlich dagegen nichts geschehen? Warum
ist dagegen eigentlich auch nichts unternommen worden, weder von den
vorgesetzten Behörden, noch von den politischen Verantwortungsträgern?
Ich nehme jetzt einen Fall heraus, der nicht klein
ist, vor allem nicht in seinen Auswirkungen, aber weil er gerade aktuell ist.
Interessant ist, wenn man sich jetzt etwa bei dem Projekt Wien-Mitte darauf
zurückzieht, dass man sagt: Ja, die Bescheide sind aufrecht und rechtskräftig
und weil wir ein Rechtsstaat sind, muss das auch gelten. Soweit kann ich Ihnen
folgen ... (Amtsf StR Dipl Ing Rudolf
Schicker: Hoffentlich!) Natürlich, weil Sie sitzen ... (Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Hoffentlich!) Sie sitzen
nämlich in der Falle, weil wir seit 10 Jahren gesagt haben: Bitte so ein
Monsterprojekt, 750 Meter entfernt vom Stephansplatz, darf es nicht geben!
Und Sie haben sich darüber hinweggesetzt! Das ist jetzt einmal Ihr Fehler! (Beifall bei der FPÖ.) Aber wie die
Bescheide - und das ist ja das Entscheidende - zu Stande gekommen sind und dass
hier wirklich üble Tricks angewendet wurden, um die Anrainer ihrer
Anrainerrechte zu berauben, na, das ist noch Gegenstand von Verfahren bei den
Höchstgerichten! Und da werden wir sehen ... (Beifall bei der FPÖ.)
Sie haben sich zwar ... Der Herr neue
Planungsstadtrat hat sich zwar schon als Prophet und als Oberjurist über das
hinweggesetzt und hat gesagt: Da wird nichts dabei rauskommen. Ich weiß nicht,
welche Verbindung er zum Verfassungsgerichtshof hat. Beim
Verwaltungsgerichtshof, glaube ich, wird das schon noch anders gesehen. Ich weiß
nicht, wie es beim Verfassungsgerichtshof sein wird. Aber das ist auch die
Hoffnung all derer, die sagen, das Prädikat "Weltkulturerbe" ist so
etwas Wertvolles und Wichtiges für die Stadt Wien. Darum hat auch der
Bürgermeister gesagt: Bitte schauen Sie, Herr Planungsstadtrat, dass Sie noch
etwas zusammenbringen, dass das niedriger wird. Na ja, der Bauträger und
Bauwerber sagt jetzt: Schnecken, ihr habt's mir ja das genehmigt. Jetzt sitzt
ihr in der Falle drinnen!
Aber unabhängig davon hat man auch da gesehen, was es
bei den Umwidmungen für eine Vorgangsweise, auch an Tricks und so weiter,
gegeben hat, was hier eben auch an für die Stadt Negativem vor sich gegangen
ist. Wir können nur hoffen und wir werden auch alle Bürgerinitiativen
dahingehend unterstützen, dass man schaut, dass man da wirklich auch etwas zu
Stande bringt. Nur es gehört auch in dieses System hinein, wo eben
Malversationen und so weiter sichtlich oder scheinbar passiert sind.
Daher glaube ich jetzt abschließend, dass wir mit
dieser Premiere, nämlich mit der Einsetzung einer Untersuchungskommission, ein
weites Feld haben, das untersucht werden muss. Wir wollen keine
Vorverurteilungen machen. Wir wollen eine lückenlose Aufklärung. Es soll die
Untersuchungskommission sicher auch kein Tribunal werden und wir von der
freiheitlichen Fraktion und die Kollegen, die von uns nominiert werden, werden
sich bemühen, hier alles beizutragen, dass es zu einer lückenlosen Aufklärung
dieser Malversationen zum Besten unserer Stadt kommt! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Herr GR Reiter, bitte.
GR Günther Reiter
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Zuerst einmal zu den gestern in Pressekonferenzen von
den Oppositionsparteien künstlich erzeugten Aufregungen. Heute klingt ja das
alles schon viel moderater und viel ruhiger.
Dass die SPÖ und dass der Erste
Gemeinderatsvorsitzende hier sozusagen Oppositionsrechte beschneiden oder dass
da Maulkörbe verteilt werden, das ist doch lächerlich, meine sehr geehrten
Damen und Herren! Der Herr Bürgermeister hat ja gestern in seiner
Medienberichterstattung schon dargestellt, dass natürlich alles getan wird, um
eine rechtskonforme Einsetzung einer Untersuchungskommission zu ermöglichen.
Das ist doch klar! Und in weiterer Folge natürlich auch ein unbehindertes
Arbeiten dieser Kommission ist ja auch selbstverständlich!
Es ist auch selbstverständlich, dass die
Sozialdemokraten ein großes Interesse daran haben, dass dieser
Kontrollamtsbericht, dass diese im Kontrollamtsbericht geäußerten
Unzulänglichkeiten abgestellt werden, Herr Klubobmann Kabas. Wenn Klubobmann
Kabas da von Bremsen spricht, so ist das ja in keinster Weise - und da sind wir
ja d’accord - auch so zu sehen. (GR Mag
Hilmar Kabas: Okay!) Diese diversen Formulierungen, auf die da immer Bezug
genommen wurden, sind ein juristisches Problem.
Aber eines möchte ich schon sagen, weil da Kärnten als
Beispiel herhalten musste: Dort, meine sehr geehrten Damen und Herren,
boykottieren die Freunde des einfachen Parteimitglieds und Landeshauptmanns
ganz offen die Einsetzung dieser Untersuchungskommission! Ich verwahre mich
wirklich in diesem Zusammenhang vehement im Namen meiner Fraktion, das mit dem
demokratischen Vorgehen hier in Wien zu vergleichen! (Beifall bei der SPÖ.)
Der amtsführende Stadtrat Dipl Ing Schicker hat
selbstverständlich nach Bekanntwerden dieser fünf Fälle, die ja, und das ist ja
auch bekannt, lange vor seiner Zeit waren, gehandelt - dieser Stil der
Sechzigerjahre, den Klubobmann Kabas hier gemeint hat, ja bitte, es gibt auch
Siebzigerjahre, es gibt Achtzigerjahre, es gibt Neunzigerjahre und jetzt ist
das Jahr 2000 auch schon vorbei -, und es hat sich natürlich in der Planung
vieles zum Positiven geändert. Das ist doch klar. Er hat sofort reagiert. Er
hat die Konsequenzen gezogen. Er hat ge-
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