Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 81
Zu 3: Sie haben
bereits im August 2000 von den Grünen
schriftliche Unterlagen erhalten, die den Leiter der MA 21B schwer
belasten. Welche Schritte haben Sie daraufhin eingeleitet?"
Mir
wurden zu jenem Zeitpunkt in der Tat Unterlagen übermittelt, die die Grünen bei einer Pressekonferenz im
August 2000 auch den dort anwesenden Journalisten übergeben haben. Diese
Unterlagen wurden vom Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien unter
anderem auch dem Herrn Kontrollamtsdirektor zur Verfügung gestellt. Daher
prüfte auch das Kontrollamt der Stadt Wien seit diesem Zeitpunkt.
Faktum
ist übrigens auch, dass seitens der Grünen
gegen den damaligen Leiter der MA 21B massive persönliche Vorwürfe erhoben
wurden. Der damalige Leiter der MA 21B hat daher gegen GR Günter Kenesei
eine Klage eingebracht. Diese endete im April 2001 auf Wunsch des Beklagten mit
einem Vergleich, in dem sich der Beklagte verpflichtete, all diese
vorgebrachten Behauptungen des Inhalts, die klagende Partei sei ein korrupter
Beamter, der gegen Geschenkannahme für Bauträger oder andere Personen in Wien
Flächenwidmungen oder Umwidmungen durchführt, die klagende Partei pflege gute
Kontakte zu Baufirmen und Architekten zum Nachteil der Öffentlichkeit, die
klagende Partei wäre ein leitender Beamter, dem man nicht vertrauen könne und
der in seine eigene Tasche zum Nachteil der Bevölkerung wirtschaftet, die
klagende Partei hätte Bauträgern den Tipp gegeben, Flächen anzukaufen und er
würde dafür sorgen, dass eine Umwidmung erfolge, die klagende Partei hätte
800 000 S oder andere Geldbeträge erhalten, um Gefälligkeitswidmungen
vorzunehmen, die klagende Partei erhalte vom Bauträger Reisen, Golfklubmitgliedschaften
und so weiter sowie die Verbreitung sinngleicher Behauptungen bei sonstiger
Exekution zu unterlassen.
Weitere
Unterlagen, die einen Skandal belegen sollten, haben Sie bereits in Ihren
Pressekonferenzen im August und September 2000 angekündigt. Mir liegen bislang
keine vor. Sollte es demnach welche geben, so erwarte ich mir, dass sie
unverzüglich der Disziplinarbehörde und der Staatsanwaltschaft vorgelegt
werden.
Zu 4:
"Wann haben Sie den Bericht des Kontrollamts erhalten?"
Der Bericht
des Kontrollamts erging gemäß den Bestimmungen der Wiener Stadtverfassung an
den für die geprüfte Stelle zuständigen amtsführenden Stadtrat.
Zu 5:
"Wann wurde ein Disziplinarverfahren gegen den Leiter der MA 21B
eingeleitet?"
Seit Vorliegen
der Kontrollamtsberichte führt die dafür zuständige MA 2 die notwendigen
Erhebungen durch. Sobald der Sachverhalt ausreichend klargestellt ist, wird von
der Dienstbehörde über die Einleitung eines Disziplinarverfahrens oder
sonstiger rechtlicher Schritte gegen den ehemaligen Leiter der MA 21B
entschieden werden.
Zu 6:
"Welche Zugeständnisse wurden dem Leiter der MA 21B gemacht, damit er
vorzeitig in Pension geht?"
Entgegen der
Anfrage wurde der ehemalige Leiter der MA 21B nicht vorzeitig pensioniert,
er wurde vielmehr auf Grund seines Antrags gemäß § 68 Abs. 1 Z 1
der Dienstordnung 1994 in den Ruhestand versetzt, da er zum Zeitpunkt der
Antragstellung bereits das 60. Lebensjahr vollendet hatte. In diesem Fall
hat der Beamte einen Rechtsanspruch auf die Ruhestandsversetzung. Es wurden ihm
daher auch keinerlei Zugeständnisse gemacht.
Zu 7:
"Schließen Sie aus, dass der Leiter der MA 21B Sonderzahlungen,
Vorrückungen oder andere Begünstigungen im Zuge seiner Pensionierung erhalten
hat?"
Der ehemalige
Leiter der MA 21B hat im Zuge seiner Pensionierung keine Begünstigungen,
sondern nur jene Zahlungen erhalten, die jedem anderen Beamten nach den
besoldungsrechtlichen Vorschriften zustehen.
Ich hoffe
sehr, Ihre Fragen ausreichend beantwortet zu haben. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke für die Beantwortung und darf die Debatte nun eröffnen, wobei ich
feststellen möchte, die Debatte darf maximal 180 Minuten dauern.
Als Erster hat
sich Herr GR Mag Chorherr zum Wort gemeldet. Ihre Redezeit beträgt maximal
20 Minuten. - Bitte.
GR Mag
Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Herr Bürgermeister!
Gerade weil
ich Ihnen in einer Kernaussage Recht gebe oder Ihnen glaube, dass Sie daran
interessiert sind, dass diese Dinge aufgeklärt werden, lassen Sie mich schon
noch bei unserer ersten Frage bleiben. Ich möchte sagen, dass ich mit dieser
Beantwortung nicht zufrieden bin.
Wir haben
gefragt: "Wie war es möglich, dass über viele Jahre hinweg alle
Kontrollmechanismen versagt haben?" - Jetzt bin ich nicht der Stenografie
mächtig, aber sinngemäß haben Sie gesagt, es hat dann ohnehin das Kontrollamt
auch geprüft und in dem gegenständlichen Fall, den wir zitiert haben, ist es zu
keiner Widmung gekommen, also kann man daraus schließen, dass die Kontrollmechanismen
nicht versagt haben.
Lassen Sie mich schon
das ganze Bild dessen zeichnen, wo am Ende in der Geschichte der Wiener Flächenwidmung
einmalig als Ausnahmefall Kontrollamtsberichte vorliegen, worüber in vielen
Gesprächen, Pressekonferenzen und auch Debatten geredet wurde. Das pfeifen
längst, seit Jahrzehnten, die Spatzen von den Dächern. Der Kern von dem Vorwurf
an mangelnder politischer Kontrolle, der jetzt in diese Richtung geht (Der Redner deutet in Richtung der ÖVP.),
weil es unter Ihrer Ressortführung war, aber auch in diese Richtung geht (Der Redner deutet in Richtung der SPÖ.),
liegt darin, dass man vieles von dem, was jetzt in den Kontrollamtsberichten
aufgedeckt wurde, wo ich dann das eine oder andere noch zitieren möchte,
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