Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 81
(Beginn um 9 Uhr.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Einen
wunderschönen guten Morgen! Ich darf Sie alle recht herzlich zur heutigen
Sitzung des Wiener Gemeinderats begrüßen. Es ist auch die erste Sitzung, wo wir
den Schilling nicht mehr haben und der Euro endgültig gilt. (GR Gerhard Pfeiffer: Es ist aber nicht
mehr!)
Herr GR
Pfeiffer, über die persönliche Finanzsituation wollen wir hier nicht
diskutieren.
Ich darf die
Sitzung somit für eröffnet erklären.
Ich
darf bekannt geben, dass Herr GR Mag Ebinger sich bis mittags entschuldigt hat.
Ich darf weiters bekannt geben, dass die GRe Kreißl und Mag Reindl ganztägig
entschuldigt sind sowie Frau GRin Lettner.
Wir kommen nun
zur Fragestunde.
Die
1. Anfrage (FSP/01097/2002/0003-KGR/GM)
wurde von Herrn GR Günter Kenesei an den amtsführenden Stadtrat der
Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr gerichtet: Können Sie ausschließen, dass der Leiter der MA 21B einen oder
mehrere Konsulentenverträge für jene Bauträger hatte, für die er nicht
verfahrenskonforme Flächenwidmungen durchgeführt hat?
Ich bitte um
Beantwortung.
Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker: Sehr
geehrter Herr Gemeinderat!
Ich kann
ausschließen, dass der Leiter der MA 21B eine oder mehrere
Konsulentenverträge hat. Ich kann nicht ausschließen, dass es da und dort das
eine oder andere Mal zu nicht rechtskonformen Flächenwidmungen gekommen ist.
Ich bin kein Hellseher und ich kann auch nicht ausschließen, dass bei der Frage
der Interpretation der Bauordnung für Wien und des AVG da und dort Missinterpretationen
vorgelegen sind.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke
schön. - Die erste Zusatzfrage: Herr Kenesei, bitte.
GR Günter Kenesei (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Stadtrat!
Auch mir liegen keine Informationen vor, dass der jetzige
Leiter der MA 21B-neu, wie Sie es im Kontrollausschuss genannt haben,
irgendwelche Konsulentenverträge hat. Sie wissen aber sehr wohl, so wie alle
hier im Haus, wer mit dieser Frage gemeint gewesen ist und ich kann es nur noch
einmal präzisieren, wenn Sie es im ersten Anlauf nicht sagen wollen oder können:
Können Sie ausschließen, dass der ehemalige Leiter der
MA 21B, besagter Senatsrat, in fünf Kontrollamtsberichten bei
Unregelmäßigkeiten von Flächenwidmungen genannt - in Wien jetzt mittlerweile
auch als Widmungsskandal bekannt -, Konsulentenverträge während seiner Amtszeit
als Leiter dieser Dienststelle gehabt hat?
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker: Herr
Gemeinderat!
Ich möchte
eingangs das Wort "Widmungsskandal" zurückweisen. Es handelt sich um
keinen Wiener Widmungsskandal, sondern es handelt sich um Unregelmäßigkeiten,
die in einer von drei Abteilungen zutage getreten sind, die das Kontrollamt in
fünf Akten dokumentiert hat. Das möchte ich einmal richtig gestellt wissen.
Die Abteilung,
die Sie ansprechen, die MA 21B-alt, ist von einem Abteilungsleiter
geleitet worden, der zeitweise auch während seiner Abteilungsleitertätigkeit
einen Konsulentenvertrag hatte. Ich kann Ihnen aber versichern, dass bei den
fünf Akten, die das Kontrollamt vorgelegt hat und wo ganz bestimmte Grundstücke
aus diesen Plandokumenten besonders behandelt wurden, keines dieser
Grundstücke, wo ein Konsulentenvertrag des Abteilungsleiters vorlag, vom
Gemeinderat gewidmet wurde und dieses Unternehmen also, von dem er einmal einen
Konsulentenvertrag gehabt hatte, damit keine Widmung erhalten hat.
Ich
habe dafür gesorgt, dass dort, wo es der Fall gewesen wäre, beim Widmungsplan
Atzgersdorfer Friedhof, dieses Grundstück nicht mitgewidmet wurde.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke.
- Herr GR Mag Neuhuber.
GR Mag
Alexander Neuhuber (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Stadtrat!
Es ist natürlich etwas eigenartig und bedenklich, wenn
Beamte auf der einen Seite für Flächenwidmungen zuständig sind und auf der
anderen Seite für Bauträger als Konsulenten arbeiten.
Meine Frage jetzt an Sie: Gibt es weitere leitende Beamte
Ihres Ressorts, die Konsulentenverträge mit Bauträgern oder Immobilienfirmen
haben?
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dipl
Ing Rudolf Schicker: Es hat
auch dieser Abteilungsleiter während meiner Zeit als amtsführender Stadtrat
keinen Konsulentenvertrag gehabt. Das sei einmal festgestellt.
Das Zweite
kann ich Ihnen so vom Fleck weg nicht beantworten.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Die
nächste Zusatzfrage: Herr GR Dr Serles, bitte.
GR Dr Wilfried
Serles (Klub der Wiener Freiheitlichen): Also, Herr Stadtrat, das muss ich schon sagen: Ich komme mit Ihren
semantischen Unterscheidungen, die Sie hier treffen, wirklich nicht ganz mit.
Wenn es so ist, dass
der ehemalige Leiter der MA 21B einen Konsulentenvertrag mit der
"Wien Süd" hatte - eine Gesellschaft, die deswegen so heißt, weil sie
vorwiegend im Süden Wiens baut, und zur Erinnerung: Der ehemalige Leiter der MA 21B
war für Flächenwidmungen im Süden Wiens verantwortlich -, dann handelt es sich
nicht nur um einen Wiener Widmungsskandal, sondern dann handelt es sich um
einen Wiener Widmungsskandal der Sonderklasse, Herr Planungsstadtrat! Das ist
etwa gleich gelagert mit dem Faktum, und das soll es ja in Wien auch geben,
dass Beamte der Baupolizei auch Pläne für Baumeister zeichnen. Solche Praktiken
soll es im Bereich der Stadt Wien
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular