Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 94
Bezirk auch dieser Sache stellen. Entweder wir können
überzeugt werden, weil es wirklich objektiv korrekt ist, oder wir sind der
Meinung, unsere Auffassungen sind besser. Dann werden wir uns auch nicht
verschweigen. Genau nach dem soll es die Kriterien der Entscheidung geben.
Nur, Herr STEFAN, nur zu kommen und zu sagen:
"Bei mir nicht", aber Dreck produzieren - das wird nicht
funktionieren! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte
über die Beantwortung der dringlichen Anfrage ist somit beendet.
Es liegt ein Beschlussantrag der ÖVP vor. Ein
Beschlussantrag von Rudolf Klucsarits und Robert Parzer, betreffend Nachnutzung
des Areals der Müllverbrennungsanlage Flötzersteig.
Ich
bitte diejenigen Damen und Herren, die diesem Beschlussantrag zustimmen wollen,
die Hand zu erheben. - Dies hat nicht die erforderliche Mehrheit bekommen. Er
ist gegen die Stimmen der Sozialdemokraten abgelehnt worden.
Wir kehren nun zurück zur Tagesordnung.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 43 (00055/2002-GKU) der Tagesordnung zur
Verhandlung. Sie betrifft eine Betriebssubvention an die "Freie Bühne
Wieden".
Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Zankl,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Inge Zankl: Okay, zweiter Versuch.
Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Ringler. Ich
erteile es ihr.
GRin Marie Ringler
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Damen und Herren!
Wir haben ja im Zuge des ersten Teils der
Kulturdebatte heute zwei Anträge eingebracht, die sich immer um das Wort
"unabhängig" gedreht haben. Es ging um die Frage: Wie kann man sicherstellen,
dass in Zukunft Juryentscheidungen oder Kommissionsentscheidungen möglichst
transparent und nachvollziehbar gefällt werden?
Warum das so wichtig ist, dass man sich hier an klare
Vorgaben und Verfahren hält, möchte ich Ihnen an Hand einer Geschichte
erzählen. Einer Geschichte von der Wieden.
Sie kennen alle die Debatte um die "Freie Bühne
Wieden". Vor nicht allzu langer Zeit hatten wir hier schon die Subvention
für das letzte Jahr, wo wir auch nicht zugestimmt haben, weil wir gesagt haben:
Ja, mit diesen ungeklärten Verhältnissen können wir nicht zustimmen, dass die
"Freie Bühne Wieden" Geld bekommt.
Jetzt hat sich allerdings in den letzten Wochen die
Situation noch einmal aufs Neue, aufs Interessanteste, zugespitzt, und sagen
Sie hier nicht, die Verhältnisse sind geklärt, weil es sind tatsächlich
Verhältnisse, die sich da geklärt haben. Ich kann mir schon vorstellen, sehr
geehrte Herren von der ÖVP, warum Sie das jetzt auch alles so ungern hören. (GR Dr Matthias Tschirf: Wieso? - Aufregung
bei der ÖVP.) Am 6. Dezember, wie der Herr Stadtrat uns heute auch
noch einmal bestätigt hat, hat eine Jurysitzung stattgefunden, bei der die von
ihm aufgezählten Personen eingeladen waren, über die weitere Leitung der
"Freien Bühne Wieden" zu entscheiden. Zu dieser Jury gehörten Hilde
Sochor, Paul Blaha, Johanna Nittenberg, Carlos Springer und Herr Mag Stöphel
von der MA 7. Diese Jury, so hört man von durchaus prominenten
Mitgliedern, hat einen ganz interessanten Verlauf gehabt.
So hört man nämlich von Hilde Sochor, die, glaube
ich, über jeden Zweifel erhaben ist, dass sie Wochen vor dieser Jurysitzung
Anrufe von einem der anderen Mitglieder bekommen hat, nämlich von Carlos
Springer, der zufälligerweise der Ehemann der ehemaligen Leiterin Topsy Küppers
ist, ob sie eh auch für den Gerald Szyszkowitz stimmt. Hilde Sochor hat gesagt:
Na ja, Moment einmal, also bitte da gibt es eine Jurysitzung und ich möchte mir
die Konzepte anhören. Also, ich werde selbstverständlich erst auf Basis dieses
Hearings entscheiden.
So kam es zu diesem Hearing, bei dem die fünf
Bewerber ihre Konzepte vorgestellt haben. Und im Zuge dieses Hearings sagte
doch einer der Bewerber: "Na ja, wissen Sie, also Folgendes sind meine
Qualifikationen" - und dann zählte er auf - "und Folgendes sind die
Gründe, weshalb es wirklich gut wäre, wenn ich die Leitung übernehmen würde.
Aber abgesehen davon, sehr geehrte Damen und Herren, ganz unabhängig von diesen
inhaltlichen und sonstigen Qualifikationen, ich bin der Präsident des Vereins,
der dieses Theater leitet, und was immer Sie für eine Entscheidung treffen,
wenn es nicht mich trifft, dann werde ich dagegen ein Veto einlegen."
Jetzt frage ich Sie in aller Offenheit: Ist das die
Transparenz und die Nachvollziehbarkeit, die wir uns von Ausschreibungen
erwarten? (GR Gerhard Pfeiffer: Noch
transparenter geht es nicht!) Ich glaube nicht. (GR Gerhard Pfeiffer: Noch transparenter geht es nicht! - GR Dr Andreas
Salcher: Transparenter geht es nicht!) Ich glaube nicht! Und die Herren von
der ÖVP, die sich jetzt so furchtbar aufregen: Ich möchte von Ihnen (GR Gerhard Pfeiffer: Transparenter geht es
nicht mehr!) und vom StR Marboe hören, dass das ein Problem darstellt! Der
Grund, weshalb Sie vielleicht das alles plötzlich nicht so problematisch
finden, ist, dass der Herr Szyszkowitz ein ÖVP-Gemeinderat in Maria Enzersdorf
ist! (GR Gerhard Pfeiffer: Das ist ja
nicht wahr! Das ist ja ungeheuerlich, dass es so etwas gibt! - Aufregung bei
der ÖVP.) Ich würde mal sagen, das nennt sich Doppelbödigkeit, sehr geehrte
Damen und Herren von der ÖVP, die jetzt ein bissel rot im Gesicht werden! (GR Dr Matthias Tschirf: Es ist doch
Meinungsfreiheit und keine Anarchie!) Ich halte das für äußerst
problematisch. (GR Dr Matthias Tschirf:
Darf man nicht eine politische Überzeugung haben?) Herr Tschirf, was haben
Sie gesagt mit der Anarchie? (GR Dr
Matthias Tschirf: Nicht mehr wichtig!) Ach so, also plötzlich ist das alles
nicht mehr so wirklich wichtig. Wir werden Herrn StR Marboe beim nächsten Mal
daran erinnern! (GR Dr Matthias Tschirf:
Darf man keine politische
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