Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 94
Nächste ist Frau GRin Reinberger zum Wort gemeldet. Ich
erteile es ihr.
GRin Brigitte Reinberger
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Werte Damen und Herren!
Vor der Wahl hat die SPÖ den Wählerinnen und Wählern
sehr viel versprochen, unter anderem auch, dass es keine weiteren Belastungen
geben wird, aber wie sich herausgestellt hat, waren das weitgehend leere
Wahlversprechen. Wir haben im letzten Landtag am Mittwoch deutlich aufgezeigt,
wie nun die SPÖ mit ihrer absoluten Mehrheit umgeht. Die Belastungswelle rollt,
und zwar mit einer enormen sozialen Kälte, eine Belastungswelle, insbesondere
was den Müll anbelangt. Herr Kollege Gerstl hat das am Mittwoch als einen
"Zunahmi" bezeichnet und ich denke, gerade für den Müllbereich ist
das ein zutreffender Ausdruck.
Die Bevölkerung wird nämlich hier auf vielfältige Weise
belastet. Die Gebühren werden erhöht, also auch die Müllgebühren. Eine riesige
Müllverbrennungsanlage wird gebaut. Das heißt, eine Unmenge an Steuergeld muss
damit gebunden werden. Das Verkehrsaufkommen im Standortbereich wird enorm
steigen, von den Abgasen ganz zu schweigen.
Monatelang hat man uns im Vorfeld an der Nase
herumgeführt, was die Lösung des Wiener Abfallwirtschaftsproblems anbelangt.
Schon im vergangenen Sommer konnten wir in der Presse Eckpfeiler des SUP,
Abfallwirtschaft, lesen. Monate später erst haben wir das Papier im Ausschuss
in den Händen gehabt und es ist dann im Dezember des vergangenen Jahres mit den
Stimmen der SPÖ mit ihrer absoluten Mehrheit beschlossen worden.
Beschlossen wurde damit diese
450 000-Tonnen-Müllverbrennungsanlage, doch wenn man jetzt Ihre Antwort
gehört hat, hat man den Eindruck, das ist nun wieder ein bisschen ein
Rückzieher, denn an und für sich hätte ich gedacht, das wäre schon das Konzept,
jetzt höre ich in der Antwort, manche Fragen bleiben noch offen, bis das Gesamtkonzept
steht. Also, irgendwie weiß ich nicht, was jetzt noch alles kommen soll.
450 000 Tonnen wurden von Ihnen beschlossen. Von
Ihnen beschlossen wurde daher: zusätzliche Belastungen der Bevölkerung, keine
Möglichkeit der Diskussion und viele offene Fragen, mit einem Wort, viele
Gründe, dieses Monsterprojekt der Müllverbrennungsanlage in Frage zu stellen.
Braucht Wien wirklich eine derart große dritte Müllverbrennungsanlage?
- Auch wir Freiheitliche sagen Nein, denn auch hier hat sich wieder einmal
gezeigt, dass das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt wurde. Statt zuerst
alle Möglichkeiten der Müllvermeidung zu prüfen und auszuschöpfen, wird eine
horrend hohe zu entsorgende Menge festgelegt, also die Verbrennungskapazität
festgelegt, wozu auch Teilnehmer an dem SUP "Abfallwirtschaftsplan",
wie zum Beispiel das Ökobüro, sagen, es sollte zuerst eine Evaluierung der
Vermeidungsmaßnahmen gemacht werden.
Ich kann nicht anders, ich muss Herrn Prof Vogel neuerlich
zitieren, weil gesagt wird, das eine hätte mit dem anderen nichts zu tun,
nämlich Müllvermeiden hat mit der Müllverbrennung nichts zu tun. Herr Prof
Vogel hat wörtlich gesagt: "Jede vermiedene Tonne Müll erspart auf alle
Ewigkeit Anlagenkapazität und Geld." - Also insofern hat auch der Experte
sehr wohl einen Konnex hergestellt.
Darüber hinaus fehlt noch vieles, unter anderem auch
die im SUP angekündigte Studie über die Zusammensetzung und das Aufkommen von
Baustellenabfällen, und zwar eine Studie, die auch herausfiltern soll, wie weit
da noch eine Trennung und eine bessere Entsorgung stattfinden kann.
Aber offensichtlich diktiert hier die Fernwärme das
Geschehen, denn nicht nur bei der Menge, die da großzügig festgelegt wurde,
sondern auch bei der Art der Verbrennung hat die Fernwärme ein gewichtiges Wort
mitzureden gehabt. Bei der Verhandlung über das SUP - das heißt, wir durften
Fragen zur SUP stellen, wirklich diskutiert durfte es ja nicht werden - hat es
auf die Frage, warum beispielsweise nicht ein Wirbelschichtofen gewählt wird,
wie das auch als eine der Möglichkeiten angegeben war, sondern diese Form der
Verbrennung, geheißen: weil die Fernwärme das nicht will.
Oder
bei der Müllverbrennungsanlage Flötzersteig. Auf die Frage, ob denn nicht diese
Äußerung, die Stellungnahme der Fernwärme im SUP-Abfallwirtschaftsplan etwas
vage ist, nämlich der Hinweis, dass der Flötzersteig ja einen hohen Wert darstellt
als Anlage und dass man sich nicht vorstellen kann, den zu schließen - auch
Herr GenDior Skyba hat im Sommer in einem Interview noch gesagt, er könne sich
nicht vorstellen, dass der Flötzersteig geschlossen wird -, war eigentlich die
Antwort, die wir bei der Besprechung bekamen, wenig überzeugend.
Und
selbst gestern im Fernsehen um 19.00 Uhr hat BV Brix den Vogel abgeschossen
mit seiner Äußerung, indem er gesagt hat, er kann sich vorstellen, dass die Müllverbrennungsanlage
in Simmering kommt, aber nur, wenn der Flötzersteig offen bleibt. Das wird zwar
den Simmeringern nicht sehr viel helfen, aber den Anrainern am Flötzersteig
schon gar nicht.
Zum Standort hat auch BV Wurm in einer Diskussion
gesagt: Ja, ein privater Betreiber entscheidet selbst, wo er was hinbaut. Und
ich sage jetzt: Na ja, und ein privater Betreiber, wie die Fernwärme, wird auch
selbst entscheiden, ob sie den Flötzersteig schließt oder nicht. - Im Übrigen
haben Vertreter der Fernwärme Simmering als Wunschstandort schon längst
genannt.
Sie haben jetzt in Ihrer Beantwortung gesagt, es ist noch
nicht bekannt, wer der Betreiber sein wird. Ich bezweifle allerdings Ihren
Konnex, dass Sie sagen: Erst wenn der Standort feststeht, wird man wissen, wer
der Betreiber ist. Es ist schon richtig, natürlich wird der Betreiber auszuschreiben
sein, aber ich traue mich zu wetten, unabhängig davon, wo der Standort sein
wird, dass der Betreiber die Fernwärme Wien sein wird. Und als Conclusio kann
ich sagen: Die Fernwärme wird den von ihr bevorzugten Standort wählen, eine ihr
genehme
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