Gemeinderat,
11. Sitzung vom 01.2.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 94
natürlich auch dazu, wie eben eine Tieferlegung des
überregionalen Straßenverkehrs im Gürtelbereich, ebenso wie eine Untertunnelung
und Verschwenkung der Triester Straße weg vom Matzleinsdorfer Platz hin
Richtung Eichenstraße.
Das ist natürlich ein riesiges Projekt, ein
Jahrhundertprojekt, ein revolutionärer Denkansatz, ein Projekt in einem
Gesamtausmaß, das viele Jahre, ja vielleicht Jahrzehnte in Anspruch nimmt.
Dessen ungeachtet sollte es angegangen werden.
Eine unglaubliche Aufwertung des ganzen Stadtteils,
eines ganzen Stadtviertels wäre damit verbunden und eine ungeheure Dynamik
könnte sich hier entwickeln. Ich glaube, jeder der in Berlin war, am Potsdamer
Platz, oder die Verwendung der Areale entlang der Berliner Mauer gesehen hat,
weiß, welche ungeheure Dynamik sich dort entwickelt und welche Bedeutung das
für das Leben und die Entwicklung einer Stadt haben kann.
Was die wirtschaftlichen Dinge betrifft, kann man,
glaube ich, feststellen: Eine Entwicklungsgesellschaft Südgürtel-Neu könnte
hier die Initiative ergreifen. 122 Hektar stehen zur Verwertung an. Eine
solche Entwicklungsgesellschaft aus Stadt Wien, ÖBB und privaten Investoren,
also aus Investoren, Liegenschaftseigentümern und öffentlicher Hand, könnte
hier eine langfristige Finanzierung und Verwertung des Areals sicherstellen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf jetzt
noch kurz auf den Beschluss- und Resolutionsantrag der GRÜNEN in Fragen
Osterweiterung eingehen.
Zur Osterweiterung selbst würde ich einmal kurz
formulieren: In welcher Form auch immer sie stattfindet, ist es keine Frage des
Ob, sondern eine Frage des Wann. Das ist ganz klar.
Das Volksbegehren mit mehr als 915 000
Unterschriften der Bürger ist für uns eine Verpflichtung. Unser Ziel hießt
Stilllegen Temelins und auf Sicht ein europäischer Ausstieg aus der
Kernenergie.
Die Bundesregierung hat die Opposition eingeladen, an
den Gesprächen mit der zukünftigen tschechischen Regierung teilzunehmen. Wir
alle hoffen auf ein gutes Ergebnis in Sachen Temelin und dass die Verhandlungen
eben zu einer einvernehmlichen Lösung führen werden und führen können. (Beifall bei der FPÖ.)
Allerdings, eines muss man auch feststellen, im
Hinblick auf diesen Monsterbau des Kommunismus, wie Fürst Schwarzenberg im
"Falter" dieses Bauwerk genannt hat: Ein Veto ist für uns
Freiheitliche die Ultima Ratio, so wie es für Lhptm Pröll ein Ass im Ärmel
darstellt. Das ist für uns unverzichtbar.
Zum zweiten Punkt unserer Betrachtung des Antrags der
GRÜNEN, zu den Benes-Dekreten. Die Benes-Dekrete, besser gesagt fünf
Einzeldekrete von - ich glaube - 115 und das Amnestiegesetz 1948, das in dem
Zusammenhang immer zu nennen ist, der damaligen Tschechoslowakischen Republik
können nicht Rechtsbestand der EU werden. Das ist - glaube ich - unbestritten.
Eine menschenrechtswidrige und rassistische Gesetzgebung, meine Damen und
Herren, kann und darf nicht mit der Rechts- und Friedensordnung der
Europäischen Union in irgendeiner Form in Zusammenhang gebracht werden und sei
es durch die Gesetzgebung eines zukünftigen Einzelstaats. Ein Staat wie die
Tschechische Republik kann nur Mitglied der Europäischen Union werden, wenn
dieser Staat Bestimmungen aus seiner Gesetzgebung streicht oder entsprechende
Handlungen klar macht und zusagt, dass diese Vertreibung und Ermordung der
Deutschen und Ungarn, die durch diese Gesetze legitimiert werden, nicht
weiterhin zum Rechtsbestand der Tschechischen Republik gehören. Und das
Amnestiegesetz bezeichnet die Verbrechen an Deutschen und Ungarn durch diese
Gesetzgebung als nicht rechtswidrig. Das ist ein ungeheuerlicher Vorgang, der
heute noch Rechtsbestand der Tschechischen Republik ist. Die Benes-Dekrete sind
ja nicht totes Recht oder totes Unrecht oder was man immer dazu sagt, sondern
sie sind angewandtes Recht der Tschechischen Republik. Es gibt eine ganze Reihe
von Urteilen, in denen genau nach diesen Benes-Dekreten Deutsche -
hauptsächlich Deutsche, von Ungarn weiß ich es nicht - tschechischer
Staatsbürgerschaft entsprechend behandelt wurden.
Solche Rechtszustände, meine Damen und Herren, sind
mit der Mitgliedschaft eines Staates, der, wie gesagt, der Rechts- und
Friedensordnung der Europäischen Union angehören will, unvereinbar. Wir lehnen
daher den grünen Antrag ab. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Als Nächster ist Herr GR Reiter zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Günther Reiter (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderates): Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Es wurde heute von dieser Stelle schon gesagt: In der
Regierungserklärung hat Herr Bgm Dr Häupl ganz konkret diesen Masterplan
"Verkehr für die Stadt Wien" angekündigt, der eben - und das ist
richtig und sinnvoll - eine Orientierung zum Verkehr in und um Wien bringen
soll.
Die Diskussionen im Arbeitsausschuss der
Stadtentwicklungskommission und in der Stadtentwicklungskommission hat es
gegeben. Ich bin ja im Arbeitsausschuss, Kollege Gerstl. Wir nehmen das zur
Kenntnis und wir anerkennen das auch, dass man mitarbeiten will, aber wenn
Anträge nicht formuliert werden, dann ist es ein bisschen schwierig, sie auch
abzustimmen. Das zu Ihrer Wortmeldung zu Beginn Ihres Redebeitrags.
Einerseits soll dieser Masterplan Verkehr die
Position Wiens - und das ist ja klar und sinnvoll - gegenüber diesen
übergeordneten Planungen darlegen. Auf der anderen Seite soll es die notwendige
Kooperation auch mit der Region geben, und es muss auch - und das ist wichtig -
eine Fortschreibung des Verkehrskonzepts 1994 geben.
Und es stimmt schon, das Modul 1 des Masterplans wurde
im Dezember oder Jänner ausgegeben. Die Zeit ist ins Land gegangen und
zwischendurch wurde der Generalverkehrsplan beschlossen. Nur - auch das muss
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