Gemeinderat,
10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 56
immerhin in Oberösterreich mit der Gründung eines
Firmenausbildungsverbunds durch das Land Oberösterreich, die Arbeiterkammer und
die Wirtschaftskammer geendet hat.
Ich stelle daher gemeinsam mit den GRe Mag Hilmar
Kabas, Ing Herbert RUDOLPH und Heinz Christian Strache folgenden
Beschlussantrag:
"Der Gemeinderat soll ein umfassendes
Lehrlingsförderungsprogramm beschließen, welches unter anderem folgende Punkte
enthält:
Unternehmen, die Lehrlinge beschäftigen, sind bei
Gebühren und Abgaben zu entlasten.
Bei der Vergabe öffentlicher Aufträge ist unter
Anwendung der geltenden Vergabevorschriften bei Gleichwertigkeit der Angebote
das Unternehmen zu bevorzugen, welches im Verhältnis zur Unternehmensgröße die
meisten Lehrlinge beschäftigt.
Ausbildungsprogramme, die darauf abzielen,
lernschwachen Schulabgängern die Möglichkeit einer Berufsausbildung zu geben
beziehungsweise ihre Möglichkeit auf einen Arbeitsplatz zu erhöhen, sind zu
fördern.
Für spezialisierte Betriebe, die auf Grund ihres
Arbeitsgebiets keinen vollen Lehrberuf abdecken, ist die Einrichtung von
Ausbildungsverbänden zu fördern, damit sie Ausbildungsstätten für eine
Abschnittslehre sein können.
Kooperationen zwischen Unternehmen hinsichtlich der
Lehrlingsausbildung sind zu fördern. Besonderes Augenmerk soll dabei auf die
Möglichkeit gerichtet werden, dass ein Lehrling einen Teil seiner Ausbildung in
einem anderen Unternehmen absolvieren kann (Rotationsprinzip). Auf diese Weise
können auch spezialisierte Betriebe eine Ausbildung in einem vollen Lehrberuf
anbieten.
Bei den Fördermaßnahmen sind vor allem auch jene
Unternehmen zu berücksichtigen, die bereits in der Vergangenheit Lehrlinge
ausgebildet haben und dies auch laufend tun."
Ich glaube, das wäre gut, weil in Oberösterreich
dadurch immerhin erreicht werden konnte, dass heute bereits 1 000
Lehrlinge in diesem Verbund ausgebildet werden. Das wäre eine Möglichkeit,
zusätzliche Lehrstellen zu schaffen, und wir sollten daher nichts unversucht
lassen, auch in Wien so etwas durchzuführen und zu unterstützen. (Beifall bei der FPÖ.)
Zu den Anträgen anderer Fraktionen möchte ich noch
sagen, dass wir dem Antrag der Frau GRin Dr Vana und jenem der Frau GRin Jerusalem
zustimmen werden. Beim Beschlussantrag, den Herr GR Fuchs eingebracht hat,
werden wir ebenfalls die beantragte Zuweisung unterstützen, weil uns die
Intention interessant erscheint und viele Dinge darin wichtig sind und einer
genaueren Betrachtung unterzogen werden sollen.
Ich glaube prinzipiell, dass Ihnen die
Entlastungsangriffe, die Sie heute gestartet haben, indem Sie bei allem, was in
Österreich und in Wien passiert, der Bundesregierung die Schuld geben, nicht
gelungen sind, weil die Menschen in Wirklichkeit wissen, dass es dann, wenn
weniger Geld da ist, auch weniger gibt. Trotzdem muss man versuchen, das Beste
daraus zu machen. Die Menschen wissen auch: Wenn ich jemandem Schulden
hinterlasse, sodass er nicht einmal die Schulden zurückzahlen kann, sondern zur
Rückzahlung der Schulden neue Schulden aufnehmen muss, dann ist das eine
unsoziale Maßnahme, die schnellstens abgestellt gehört. Und diese Schulden
haben eben sozialdemokratisch geführte Regierungen hinterlassen, dessen sollen
wir uns bewusst sein. Seien wir daher froh, wenn hier eine Besserung erfolgt,
auch wenn wir durch ein Nadelöhr gehen müssen.
Ich glaube trotzdem, dass es beachtenswert ist, dass
die Bundesregierung das Konjunkturbelebungsgesetz 2002 vorgelegt hat, ein
umfassendes Paket, mit dem breitflächig aktiv in den Arbeitsmarkt eingegriffen
werden soll und Verbesserungen gebracht werden sollen. Ich glaube, das
Erfolgsmodell Österreich muss auch bei schwächerer Konjunktur funktionieren und
aufrechterhalten werden. Schauen wir alle gemeinsam, dass es auch ein
Erfolgsmodell Wien gibt und Wien die Spitzenreiterrolle in der
Arbeitslosenstatistik abgeben kann. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Driemer zum
Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Johann Driemer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Auf meinen Vorredner eingehend, nur ganz kurz: Ich
empfehle ihm, was die Frage der Kreditaufnahme und deren Rückzahlung betrifft,
einmal mit einem Wirtschaftsfachmann der ÖVP, mit dem Herrn Taus, in Kontakt zu
treten.
Meine Damen und Herren! Ich glaube, es wäre völlig
falsch, wenn wir hier die Konjunktur- und Arbeitsmarktprobleme Wiens und damit
auch Österreichs wegdiskutieren würden, wir haben nur, wie ich meine,
unterschiedliche politische Auffassungen bei der Lösung dieser Fragen. Das ist
aber auch legitim und daher möchte ich das nur erwähnen.
Ich kann es jedoch den Kollegen der ÖVP nicht
ersparen, Ihnen Folgendes zu sagen: Gäbe es eine Meisterschaft für
Ablenkungsmanöver, dann wären Sie sicherlich vorne auf einem der prämierten
Plätze, denn bei Ihnen heißt die Devise: Schutz der Bundesregierung und
Schuldzuweisungen und Forderungen ausschließlich an die Wiener Stadtregierung. (GR Robert Parzer: Bei Ihnen ist es genau
umgekehrt: Keine Lösungen und schuld ist die Bundesregierung!)
Meine Damen und Herren der ÖVP! Sie haben sich hier im
Adressaten Wiener Stadtregierung sicherlich geirrt. Ich sage das ganz trocken
und deutlich, denn Sie wissen, dass gerade die Wiener Stadtregierung in vielen
Bereichen investiv tätig wird. Sie fördert die Wirtschaft, investiert in
Ausbildung und in den Sozialbereich, während - und das ist die Gegenseite (Zwischenruf des GR Johann Römer.); ich
komme schon noch darauf zurück - die Bundesregierung in langer Kenntnis der
wirtschaftlichen Entwicklung nichts getan hat. Wenn sie den
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