Gemeinderat,
10. Sitzung vom 23.1.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 56
Stromsteuer, die wirkliche Stromsteuer, vor nicht allzu
langer Zeit verdoppelt hat. Also, wir sollten da durchaus konkret und fair
miteinander umgehen.
Die Frage, wie man zu einer Effizienzsteigerung zwischen
den Beteiligten kommen kann, halte ich für eine berechtigte Frage. Dafür gibt
es ja vom Unternehmen her einen Plan, der Schritt für Schritt umgesetzt werden
soll, um die Effizienz der Energieallianz insgesamt zu stärken.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Die zweite Zusatzfrage: Herr GR Stark,
bitte.
GR Rudolf Stark
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Die Form der strategischen
Partnerschaft österreichischer EVU in Form von Kapitalverschränkungen ist ja
wirtschaftlich gesehen nicht ganz unumstritten. Ich darf einen deutschen
Experten zitieren: "Die Politik der Österreicher, sich gegenseitig
aufzukaufen, ist eine reine Geldvernichtungsmaschinerie. Man blockiert sich
gegenseitig und hätte das Geld sinnvoller einsetzen können."
In solche Beteiligungen
wurden in Österreich bisher über 20 Milliarden S investiert. Ein
sinnvollerer Weg wäre gewesen, so meinen Experten, den vom Kollegen Tschirf
angerissenen Weg der Fusionierung zu gehen.
Meine
Frage an Sie, sehr geehrter Herr Stadtrat: Halten Sie es aus politischer Sicht
für denkbar, dass man langfristig gesehen diese gegenseitigen Beteiligungen
auflöst und den Weg der Fusionierung beschreitet?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Also, langfristig ist das alles sozusagen entweder mit einem inhaltsleeren Ja
oder einem inhaltsleeren Nein zu versehen, denn ich denke, dass die
Kernentscheidung ja eigentlich die ist: Was steigert die Effizienz und schafft
mehr Vorteile in der Wettbewerbssituation? - Das hängt von den jeweiligen Bedingungen
ab.
Ich sage noch einmal: Ich bin ein Befürworter des
Bemühens, zu einer österreichischen Lösung zu kommen. Da kann es verschiedene
Formen geben. Ich will mich jetzt nicht festlegen, aber das sollte eigentlich
die Priorität Nummer 1 sein.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Herr GR Mag Chorherr, bitte.
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Herr Vizebürgermeister!
Sie haben
in der Anfragebeantwortung auch auf den Wettbewerbsmarkt im Strombereich
hingewiesen. Und da gibt es ja jetzt ein ganz wesentliches Element: Wie viel
Atomstrom ist im jeweiligen Landesversorger drinnen? - Ich habe das im
Ausschuss gefragt und der Dior Kastl hat damals gesagt: Na ja, rund 8 bis
10 Prozent.
Jetzt
bekomme ich meine Stromrechnung, wo nach dem Gesetz, das auch wir verhandelt haben, festgelegt ist, dass auch
Atomstrom ausgewiesen wird. Und was steht da auf der Wiener Stromrechnung
drauf? - Null Prozent Atomstrom!
Das ist unrichtig, das
wissen Sie, und Sie haben auch die stadteigene Verantwortung, das über Verordnung
festzulegen.
Die
Vorarlberger haben das sehr korrekt gelöst. Die Niederösterreicher machen eine
Lügengeschichte sondergleichen auf dieser Ebene. Und die Wiener machen es jetzt
so, dass sie sagen: Na ja, jeder, der eine Stromrechnung will, wo halt null
Prozent Atomstrom steht, wir haben schon auch Nicht-Atomstrom im Netz. Wer
keinen Atomstrom will, der kriegt null Prozent Atomstrom, und die großen
Industriefirmen, denen es eh
egal ist, denen liefern wir den Atomstrom. - Das ist eine Sauerei!
Bevor ich jetzt rechtliche Schritte einleiten muss gegen
das Unternehmen WIENSTROM, das mir sonst lieb und teuer ist: Was werden Sie
tun, um sicherzustellen, dass eine saubere Stromkennzeichnung erfolgt? - Ich
kann damit leben, weil ich weiß, dass wir ungefähr 8 Prozent oder
10 Prozent Atomstrom im Netz haben. Aber werden Sie gemäß dem gesetzlichen
Auftrag, der im ElWOG geregelt ist, dem Unternehmen WIENSTROM die Rahmenbedingungen
erklären, dass nicht auf den Stromrechnungen null Prozent Atomstrom draufstehen
darf?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Also, ich teile Ihre Einschätzung, dass diese Vorgangsweise - die allerdings
nicht auf WIENSTROM und Niederösterreich beschränkt ist, sondern sich mit
Ausnahme von Vorarlberg und Oberösterreich in allen anderen Bundesländern und
bei allen anderen Netzbetreibern wiederfindet - eine merkwürdige Reaktion auf
das Ergebnis von Umfragen ist, womit der jeweilige Energieversorger die Sorge
zum Ausdruck bringt, dass Ankündigungen, wie beispielsweise, glaube ich, von
Raiffeisen, dass sie atomfreien Strom liefern, ohne dass überprüft werden kann,
ob das richtig ist oder nicht, zu Wettbewerbsverzerrungen führen. Also, dahinter
steht die Sorge, dass es in der Bevölkerung, entgegen Ihrer Einschätzung und
auch meiner Einschätzung, Menschen gibt, die sagen: Ich nehme nur einen Strom,
wenn mir garantiert wird, dass er atomstromfrei ist.
Ich erinnere an die Aufregung, die es gegeben hat,
als Minister Bartenstein Atomstromlieferungen vom Kernkraftwerk Bohunice
zugelassen hat. Da hat es Emotionen in der Öffentlichkeit gegeben.
Daher billige ich es den Unternehmungen zu, dass sie
auf diese Stimmung in der Bevölkerung Bedacht nehmen wollen.
Zweitens: Das in dieser Frage nicht glückliche Gesetz
lässt zwei Interpretationen zu, die sich sogar in einer Reihe von
Durchführungsverordnungen wiederfinden, nämlich die Produkt- und
Händlerkennzeichnung. Beide Varianten werden zum Beispiel nach der
niederösterreichischen Verordnung zugelassen, aber auch nach Verordnungen
anderer Bundesländer. Und auf diese Verordnungen gestützt gehen die
Energieträger dort, in den anderen Bundesländern, den Weg, dass sie sagen, wir
nehmen jene Kennzeichnung, wo wir die Möglichkeit haben, zu differenzieren und
zu sagen: In der Gesamtmenge haben wir folgenden Anteil an Atomstrom, wir
können es rechnerisch ausweisen, dass das in den jeweiligen Bereichen so
zugeordnet wird. Rechnerisch. Natürlich nicht technisch, das wissen Sie genauso
wie ich.
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