Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 122 von 138
es ihm.
GR Mag Rüdiger
Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Grundsätzlich
ist es so, dass wir die Strategische Umweltprüfung und die Art, wie sie
durchgeführt worden ist, begrüßen. Wir finden es ganz wichtig, einmal ein
interessantes und für die Stadt Wien wichtiges Thema vorher ausführlich zu
diskutieren. Nur haben wir bei dem Ergebnis, das wir heute zur Kenntnis nehmen
sollen, einige Probleme damit, eine fix-fertigen Teil darin zu erblicken.
Der erste
Kritikpunkt an der Strategischen Umweltprüfung beziehungsweise an dem Ergebnis,
das da herausgekommen ist - es ist ja ziemlich dick -, ist, dass es einige
Fragen unbeantwortet lässt. Es geht uns darum, dass vorgesehen war, dass die
qualifizierte Öffentlichkeit teilnimmt. Dazu gehören etwa Umweltorganisationen,
die zum Teil innerhalb der Gemeindegrenzen arbeiten, sozusagen innerhalb des
Magistrats, und vom Magistrat abhängig sind, aber es haben auch Unabhängige
teilgenommen. Es ist kein einhelliges Ergebnis zu Stande gekommen. Die
Ökobüro-Gruppe hat das Ergebnis nicht voll unterstützt, sprich: alle
Umweltorganisationen, von Greenpeace bis zu Vier Pfoten, können sich dem
Ergebnis nicht anschließen, sondern wollen etwas anderes feststellen; darauf
möchte ich später noch zurückkommen.
Unser
Kritikpunkt an der SUP ist, dass die Teilhabe von Bürgern und Bürgerinnen
grundsätzlich nicht vorgesehen war und auch in der Folge SUP - das heißt, den
Standort betreffend - nicht vorgesehen ist. Auf meine Frage, ob das auch kommen
wird, hat mir die Frau Stadträtin gesagt: Die Bürger können sich dann an den
Obersten Gerichtshof wenden. Das ist meiner Meinung nach nicht die richtige
Form von Teilhabe und Bürgerpartizipation. - Das ist der eine Punkt.
Das Zweite
ist: Auf hartnäckige Fragen von uns, wo das Milliarden-Ding - es geht in
Wirklichkeit um ein Ding im Wert von 4,5 bis 5,5 Milliarden S -,
nämlich die dritte Müllverbrennungsanlage, stehen wird, wird hartnäckig
geschwiegen. Menschen kolportieren, dass sich der Otti aus Simmering irgendwie
wird bemühen müssen, es zu verstehen.
Wir glauben -
das sage ich jetzt ganz offen -, sie wird in Simmering stehen, und zwar am
Donaukanal, weil man das Wasser für die neue Müllverbrennungsanlage brauchen
wird. Dazu gibt es nämlich - daraus kann ich Ihnen später vorlesen - einen
Bericht einer Expertenkommission, die bis zum Ende dieses Monats sagen wird -
ursprünglich war der 24. Dezember vorgesehen, das wäre ein schönes
Weihnachtsgeschenk gewesen; aber nein, jetzt wird es am 19. Dezember so
weit sein, dann werden wir es ungefähr wissen -, wo der Müllofen stehen wird.
Es ist auch die Rede von einer Dreckschleuder, und manche sprechen vom
Sauberbrenner - ganz egal.
Auch ein
weiterer Punkt ist unklar geblieben. Es steht zwar im Ergebnis drin, dass der
Flötzersteig, eine der bekannten Müll-Dreckschleudern Wiens, zugesperrt werden
soll. Aber gleichzeitig gibt es Aussagen in dem Text - insgesamt ungefähr vier,
fünf Zentimeter dick sind diese zwei Büchlein -, die zeigen, dass es auch
Teilnehmer an dieser SUP gibt, die meinen, der Flötzersteig sollte nicht
zugesperrt werden, weil Mann oder Frau ihn noch brauchen wird.
Es ist auch
völlig unklar, ob nicht Müll gebraucht wird, der vom Umland zugekauft oder
zugeliefert werden muss. In der Studie, die "Festlegung von
Eignungszonen" heißt und an der Prof Schmidt sozusagen federführend
beteiligt war, steht zum Beispiel ganz am Schluss, dass die "Einbeziehung
des Umlandes von Wien in den Überlegungen" wäre. Es kann schon sein, dass
das ökonomisch günstig ist, aber wir glauben, man sollte sich von dieser Idee
verabschieden.
Ein weiterer
wichtiger Punkt, der dabei nicht beleuchtet wurde, ist die Verkehrsbelastung.
Dieser Punkt kommt in der SUP so nicht vor, desgleichen die Verschmutzung des
Wassers, das dem Donaukanal entnommen werden soll.
Aber unser
Hauptvorwurf in der ganzen Angelegenheit ist, dass da ein Betrag von 4,5 bis
5,5 Milliarden S - das wird die Investition in den Müllofen sein -
einer ganz geringen Summe von 70 Millionen S, die für die
Müllvermeidung ausgegeben werden soll, gegenübersteht. Ich nehme an, dass uns
die Frau Stadträtin nachher eine sehr lange Liste darüber vorlesen wird, welche
Müllvermeidungsmaßnahmen getroffen werden sollen. Aber es gibt erstens kein
Konzept dafür und zweitens sind die 70 Millionen S nicht einmal
vorgesehen in dem Budget, das wir vor kurzem verabschiedet haben. Wir haben
lange gesucht, aber wir haben es nicht gefunden. Es kann schon sein, dass es
irgendwo erfunden wird, aber bis jetzt steht es nicht drin.
Damit sind wir
beim Kern der Sache. Müllvermeidung heißt - und da bin ich bei Herrn Prof Vogel
aus der SUP, wenn er das sagt -, jede Tonne, die vermieden wird, ist eine
vermiedene Tonne auf sehr lange Sicht, das heißt, eine Millioneneinsparung auf
viele Jahrzehnte hinaus. Aber es gibt kein Konzept und es gibt keine Gruppe,
die das machen soll. Die Mehrheit hier, die SPÖ, hat einen Antrag von uns auf
Evaluierung der Maßnahmen zur Müllvermeidung abgelehnt.
Weiters wurde
ein Antrag abgelehnt, in dem gefordert wurde, dass Müllvermeidung zum Beispiel
bei großen Veranstaltungen verstärkt eingesetzt werden soll und Subventionen
nur dann gegeben werden sollen, wenn Müllvermeidung garantiert ist. Auch das
wurde abgelehnt. Abgelehnt wurde überdies der Antrag, nicht nur
70 Millionen S für Müllvermeidung zu investieren, sondern
150 Millionen S. Die Frage, die sich dabei stellt, ist, was von der Müllvermeidung
übrig bleibt. Wahrscheinlich so wenig, wie jetzt wenige von der
Mehrheitsfraktion herinnen sitzen, nämlich ganz wenig! (Widerspruch bei der SPÖ.)
Es gibt eine sehr
lange Liste von möglichen Maß-
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