Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 138
ein Grundprinzip sein, dass
sozusagen Dinge, die als Spielregeln vereinbart wurden, für alle Bürger dieser
Stadt Geltung haben müssen. Daher sind auch alle politischen Parteien
gefordert, diese Grundüberlegung, zu der sie sich bekannt haben, nun auch
umzusetzen und einzuhalten.
Der Auftrag
lautet, einen Platz zu finden, der für alle tragbar ist und der als Angebot dem
gerecht wird beziehungsweise dem entspricht, was über das Restitutionsgesetz
auch von der Summe her der Israelitischen Kultusgemeinde zugesagt wurde. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Ich hätte nur
gerne dann den Antrag, Herr Gemeinderat!
Zum Wort
gemeldet ist nun Herr GR Mag Reindl. Ich erteile es ihm.
GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin!
Das heutige
Aktenstück ist sicher ein richtungsweisender Schritt, um die Rapid-Sportanlage
auf den modernsten Stand zu bringen und die geplanten Bauarbeiten erfolgreich
abzuschließen.
Wie mein
Vorredner schon erwähnt hat, werden die ursprünglich budgetierten Baukosten
überschritten werden. Das hat folgenden Grund. Einerseits war die ursprünglich
geplante Membranüberdachung des Stadions nicht im gesamten Bereich möglich,
daher hat man jetzt eine Ausweichlösung gesucht und diese auch gefunden. Die
West- und die Osttribüne werden mit einem herkömmlichen Dach versehen.
Andererseits hat man bei der Nord- und Südtribüne statische Probleme
festgestellt, die darin bestehen, dass das Gewicht des Daches die Steher des
Daches halten und - wenn man das Dach abhebt - die Steher unstabil werden.
Daher sind Verstärkungsmaßnahmen notwendig, wenn das alte Dach abgehoben wird
und das neue aufgelegt wird, damit es dadurch zu keinen Gefährdungen kommt. (GR Günter Kenesei: Das ist die schlechteste
Ausrede!)
Besonders gut
und besonders wichtig ist auch die neue elektroakustische Anlage, die voll den
internationalen Kriterien entspricht. Auch die Video-fähige LED-Anlage ist
sicher ein Quantensprung in einem Wiener Stadion. Es können damit während der
Fußballspiele auch Videofilme abgespielt werden. Es wird hier also ein Stadion
in einem Tipptopp-Zustand errichtet.
Was die von
meinen Vorrednern angeführten Punkte bezüglich der Hakoah betrifft, so begrüßen
wir, dass auch von der ÖVP eine positive Lösung angestrebt wird. Wir haben
schon befürchtet, es werde nur ein Nein kommen und das wäre nicht gut für Wien.
Bald werden Standortgespräche stattfinden, die wir begrüßen. Wir sind auch sehr
froh darüber, dass es für den Hakoah in Bälde zu einer positiven Lösung in der
Standortfrage kommen wird. - Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Wagner. Ich erteile es ihm.
GR Josef Wagner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Vor zwei
Jahren hat der Gemeinderat für die Renovierung und Überdachung des
Hanappi-Stadions einen Sachkredit von 69 640 000 S genehmigt.
Der Bau und die Instandhaltung der Sportstätte ist uns Freiheitlichen ebenso
wichtig, wie allen anderen Fraktionen, wie ich annehme. Allerdings ist uns auch
wichtig, dass wir bei derartigen Vorhaben entsprechende Planung, begleitende
Kontrolle und Prüfung haben. Hätten wir das gehabt, dann wäre es nicht zu
dieser exorbitanten Überschreitung gekommen, die wir heute beschließen sollen:
einen Mehrbetrag in der Höhe von 24 Millionen S, was eine Steigerung
oder eine Kostenexplosion um 34 Prozent bedeutet.
Wenn wir über
die Planung und den Bau von Sportplätzen in Wien reden, dann müssen wir uns
aber auch, so wie es mein Vorredner auch bereits getan hat, mit einer ganz
wichtigen Sportstätte befassen, nämlich der Sportstätte des Sportvereins
Hakoah, der vor 63 Jahren in der finsteren Zeit des NS-Regimes verboten
wurde. Mit der zwangsweisen Auflösung des Vereins und der Arisierung des
Sportplatzes im Prater hat sich eine sehr erfolgreiche, weltbekannte Garde von
Sportlern verabschiedet, die zuletzt 25 000 Zuschauer gehabt hatte.
55 Jahre
nach dem Kriegsende ist das berechtigte Verlangen dieses Sportvereins nach
einem Ersatzgrundstück oder nach Rückgabe dieses Grundstücks im Prater nun noch
immer nicht umgesetzt, noch immer nicht erfüllt.
Sehr geehrte
Damen und Herren! Ich möchte schon festhalten: Es waren durchwegs
SPÖ-Bürgermeister und es waren, bis auf wenige kurze Zeitabschnitte,
sozialistische Bundeskanzler und sozialistische Bundesregierungen, die diesem
Verlangen des jüdischen Vereins Hakoah nicht nachgekommen sind.
Die SPÖ
beschließt heute so ganz locker mit der linken Hand weitere
24 Millionen S für ein Bauvorhaben, bei dem es Missstände gibt, bei
dem es Fehlplanungen gibt, und gleichzeitig führt sie die Funktionäre der
Hakoah weiter an der Nase herum, schickt sie im Kreis herum und redet sich von
einem Mal auf das andere Mal auf irgendwelche andere Leute aus. Aber nur sie
selbst und der Herr Bürgermeister wollen nicht dafür verantwortlich sein. Sehr
geehrte Damen und Herren! Diese Haltung der SPÖ ist beschämend und sie ist
einer Weltstadt Wien nicht würdig! (Beifall
bei der FPÖ.)
Bei den Kostensteigerungen
im Zusammenhang mit dem Hanappi-Stadion kann ich Ihnen die wirklich
verantwortlichen Personen noch nicht nennen. - Herrn Bgm Häupl und den
Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde möchte ich aber hier im vollen
Bewusstsein meiner Verantwortung als die Hauptverantwortlichen am Scheitern der
Restitution Hakoah bezeichnen. Ich werde Ihnen das auch in der gebotenen
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