Gemeinderat,
9. Sitzung vom 14.12.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 138
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Einen wunderschönen guten Morgen! Ich darf Sie zur heutigen 9. Sitzung des
Wiener Gemeinderats herzlich begrüßen.
Hiermit erkläre ich die Sitzung für eröffnet.
Auch darf ich meiner Hoffnung Ausdruck geben, dass
wir bis Sonntag früh wieder zu Hause sein werden, damit Sie die Messe oder
andere Ereignisse nicht versäumen, etwa die "Pressestunde" im ORF -
an diesem Sonntag mit Herrn Dr Gusenbauer - oder was immer Sie hören wollen. (Heiterkeit.)
Bei einer Messe um 9 Uhr geht sich "Gusi" um 11 Uhr aus,
das ist kein Problem.
Ich hoffe,
dass es am heutigen Tag in dieser etwas aufgelockerten Stimmung weitergehen
wird, und ersuche Sie, jetzt wieder formalistisch sein zu dürfen.
Entschuldigt für den ganzen Tag sind Frau GRin
Schöfnagel und Herr GR Stark - soweit sie krank sind, wünsche ich ihnen gute
Besserung - und entschuldigt für den Vormittag ist Frau GRin Ringler.
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (PrZ 0022/GM/01-KVP)
wurde von Herrn GR Dr Matthias Tschirf gestellt und ist an die amtsführende
Stadträtin der Geschäftsgruppe Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz und
Personal gerichtet: Inwieweit wurden Sie als zuständige Stadträtin für
Konsumentenschutz im Zuge der Liberalisierung der Strommärkte mit Beschwerden
über Stromlieferanten konfrontiert?
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Sehr
geehrte Damen und Herren! Einen schönen guten Morgen!
Ich darf Ihnen im Zusammenhang mit der Frage, die an
mich gerichtet wurde, sagen: Was immer Sie am Sonntag Vormittag tun werden -
"Pressestunde" schauen, oder irgendetwas anderes -, Sie werden es in
wohliger, ökologisch produzierter Wärme tun. Denn dies ist in Wien möglich. -
Damit komme ich zum ernsthaften Teil der Beantwortung dieser Frage, nämlich zu
dem Thema KWK-Zuschlag. Sie fragen mich, was ich als Konsumentenstadträtin dazu
sage.
Dieses Thema wurde hier in dieser Runde schon mit dem
sachlich zuständigen Stadtrat sowie gestern auch im Zuge der
Anfragebeantwortung des Herrn Bürgermeisters behandelt. Dazu werden Sie von mir
als Konsumentenstadträtin keine andere Position hören. Denn Ihre Frage
impliziert, dass es bei mir viele Beschwerden über den KWK-Zuschlag gäbe. Ich
kann Ihnen sagen, das ist nicht der Fall.
Jetzt könnte man sagen, es sei so, weil sich die
Leute nicht hinreichend auskennen und das alles noch nicht wissen. Ich glaube
das aber nicht. Denn ich war in meiner beruflichen Tätigkeit sehr lange im
Konsumentenschutz tätig und weiß von da her, dass das Verständnis von
Konsumentenschutz keines ist, das sich ausschließlich auf finanzielle Fragen
beschränkt.
Vielmehr ist es so, dass die Wiener Konsumenten und
vor allem die Wiener Konsumentinnen - da gibt es nämlich den Umfragen zufolge
auch Unterschiede zwischen Männern und Frauen - sehr daran interessiert sind,
dass Umweltfragen und gesamtgesellschaftliche Fragen auch auf Preisgestaltungen
Einfluss nehmen. Sie legen nicht nur Wert darauf, was ein Produkt kostet - das
ist wichtig, keine Frage -, sondern auch darauf, was dieses Produkt selbst
darstellt und ob es da inhaltliche Aspekte gibt, die für Verbraucher wichtig
sind. Der wichtigste Aspekt ist jener des Umweltschutzes und einer ökologisch
orientierten Produktion.
Insofern kann ich die Frage so beantworten, dass ich
mit keinen Beschwerden darüber konfrontiert wurde und dass ich aus vielen
Diskussionen weiß, dass Konsumenten und Konsumentinnen kein simplifiziertes
Verständnis von Konsumentenschutz haben, wonach sie sich nur auf den Preis
konzentrieren würden, sondern dass ihnen auch der Inhalt, der dahinter steht,
wichtig ist.
Weniger Verständnis gibt es, wenn man als Konsument
das Gefühl hat, dass man etwas zahlt und nichts davon hat. Das heißt, wenn
Steuern erhöht werden - zum Beispiel, wie es bei der Stromsteuer der Fall war,
verdoppelt werden -, dann haben die Verbraucher nach meiner Erfahrung weniger
Verständnis, wenn es dazu keinen Hintergrund gibt. Im Zusammenhang mit dem KWK-Zuschlag
ist, glaube ich, den Menschen der Hintergrund wichtig.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. - Die erste Zusatzfrage wird von Herrn GR Dr Tschirf gestellt. -
Bitte.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin!
Es wundert mich zwar, dass
hinsichtlich des KWK-Zuschlags das Konsumentenverständnis ein anderes ist - in
Niederösterreich wird das etwa von der niederösterreichischen Arbeiterkammer,
auch von Ihren Fraktionskollegen, anders beurteilt -, aber meine Frage bezieht
sich auf etwas anderes, nämlich auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen.
Die Allgemeinen
Geschäftsbedingungen, die WIENSTROM vorlegt, sehen vor, dass unterschiedliche
Kündigungsmöglichkeiten bestehen, einerseits, was WIENSTROM gegenüber dem
Kunden betrifft, und andererseits, was den Kunden gegenüber WIENSTROM betrifft.
Halten Sie als Konsumentenstadträtin die wenig freundlichen Zuschriften, die
man von WIENSTROM bekommen kann - etwa die Drohung, dass der Strom abgedreht
wird -, für eine Art und Weise, wie ein Unternehmen mit seinen Konsumenten
umgehen sollte?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Mir sind keine
diesbezüglichen Beschwerden zugegangen. Im Gegenteil - ich sage ganz ehrlich,
zu meiner eigenen Überraschung, weil das ja ein sehr kompliziertes Thema ist -,
es haben sich Menschen bei mir gemeldet - ich gebe aber gerne zu, dass es vor
allem Geschäftsleute
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