Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 99
doch bemerkenswerten
Steigerungen im Wiener Kulturbudget gestimmt haben. Das sind die Fragen, die
Sie beantworten müssen, wir haben unsere Antworten gegeben. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Ich
danke. - Als Nächster ist Herr StR Marboe zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihm.
StR Dr Peter Marboe: Frau Vorsitzende! Meine
Damen und Herren!
Zunächst nur
eine kurze Berichtigung zu dem, was bisher gesagt wurde, denn ich glaube, viel
mehr muss man dazu nicht sagen.
Dior Lohner
hat seinen Vertrag nicht ausgedient, sondern er ist vorzeitig vom Vertrag
zurückgetreten, und zwar gleich um drei Jahre. Jeder, der nicht hellseherische
Fähigkeiten hat, kann nicht wissen, dass der vielleicht in nächster Zeit
zurücktritt und dass man daher einen neuen Direktor bestellen muss.
Zweitens. Ich
finde es wirklich erstaunlich - und ich sage das hier mit aller Anerkennung -,
eine Leistung der Frau Finanzstadträtin Ederer und des Herrn Bürgermeisters -
und es war in erster Linie deren Leistung -, nämlich 30 Millionen
zusätzlich für den Rabenhof aufzubringen im vorigen Sommer, herunterzumachen
und heute hier zu sagen, man müsse das aus dem Kulturbudget nehmen. (GR Ernst Woller: Das wurde im Budget
umgewidmet!) Ich finde das unglaublich, und ich möchte einmal mehr dem
Koalitionspartner von damals danken, dass wir die Josefstadt vor dem Konkurs
gerettet haben. Darum ging es nämlich damals, um nichts anderes, meine Damen
und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
Kein Groschen
kommt aus dem Kulturbudget und das gesamte Baubudget ist erhalten. Also viel
besser kann man es, glaube ich, nicht machen, und ich hoffe wirklich, lieber
Herr Kulturstadtrat, ich hoffe in deinem Interesse, ich hoffe wirklich in
deinem Interesse, dass du es nicht ernst meinst, wenn du diese paar mühsam
konstruierten Probleme für unüberwindlich oder auch nur für schwierig hältst.
Ich weiß, wovon ich spreche, wenn ich an die ersten sieben Monate 1996/1997
zurückdenke.
Nach sieben
Monaten, meine Damen und Herren, will man keine Ausreden mehr hören, wer was
wann vor einem Jahr getan hat oder nicht, man will Taten sehen, und darum geht
es auch heute. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich bin auch
gerne bereit, mich jederzeit einem - wie nennt man das? - Wahrheitsgerät zu
unterziehen, wem es schwerer fällt, nicht Kulturstadtrat zu sein: dem Herrn
Woller oder mir. Ich bin sehr zufrieden mit der Art ... (GR Mag Christoph Chorherr: Das führen Sie einmal im Rabenhof auf!
Öffentlich! - Lebhafte Heiterkeit. - GR Mag Christoph Chorherr: Da reservieren
wir Karten!) Ja, aber Sie müssen noch so einen Dingsdetektor vorher finden.
Ich bin sehr zufrieden damit, wie wir diese Zeit genutzt haben.
Und noch
eines: Alles, was Sie, lieber Herr Woller, heute gesagt haben, hat fast
wortgleich - und ich staune, Sie müssen das Protokoll gelesen haben - die FPÖ
gegen Minister Edlinger gesagt, aber nur ein paar Monate lang: Der kann sich
nicht trennen von seinem Ministerjob. Der will immer noch lieber Minister sein.
Sie können es weiterspielen. Es ist undemokratisch. Man will nicht zur Kenntnis
nehmen, dass Demokratie heißt, einmal zu regieren, einmal in der Opposition zu
sein, und dass man alles ernst nehmen muss und dass man nicht den anderen mit
solchen eigentlich schon wirklich unglaublichen Unterstellungen denunzieren
soll. Minister Edlinger hat mir das Vorbild gegeben, wie man mit so etwas
umgeht: indem man einfach sachlich bleibt.
Wir nehmen die Kommunalpolitik und die Kulturpolitik ernst
genug und wir sehen darin ein sehr gravierendes politisches Thema auch für eine
solche Anfrage, meine Damen und Herren. Jetzt kann man damit verschieden
umgehen: Man kann beleidigt reagieren, man kann aggressiv reagieren, polemisch,
zynisch, man kann auch einsichtig sein, man kann mit der Sorge, die immer
hinter einer dringlichen Anfrage steht - und wir haben uns das nicht leicht
gemacht -, umgehen, man kann es auch verdrängen, wie das teilweise in der
Beantwortung heute erfolgt ist, und sagen, es ist gar kein Problem, es ist alles
nur konstruiert. Ich überlasse es irgendwem, der das einmal objektiv beurteilen
wird, wie er das interpretieren will; auch die heutige Debatte.
Ich kann nur
sagen: Lieber Herr Kulturstadtrat, nimm es nicht persönlich, aber nimm es
ernst. Nimm wirklich ernst, was hier gesagt wurde, und nimm ernst, warum diese
dringliche Anfrage heute stattfindet. Denn formal ist sie von uns eingebracht,
das stimmt schon, aber inhaltlich, meine Damen und Herren, ist sie längst von
der öffentlichen Meinung eingebracht und vom Umschwung dieser Meinung seit dem
27. April dieses Jahres.
Mir bleiben im
Wesentlichen, wie Sie gleich sehen werden, nur ein paar verbindliche Worte zu
sprechen oder ein paar verbindende, denn es geht um zwei Dinge: um die Integrität
des Ausschreibungsverfahrens und darum, einer Reparteipolitisierung des Wiener
Kulturlebens einen Riegel vorzuschieben.
Und weil Sie
heute den "kosmos frauenraum" erwähnt haben: Es war die Frau Klein
vom "kosmos frauenraum", die bei der Eröffnung des Tanzhauses ein
großes Transparent aufgehängt hat: Muss man jetzt wieder SP-Parteimitglied
sein, um zu einer Subvention zu kommen? - Fünf Jahre haben wir so ein
Transparent nicht in Wien gesehen und wir wollen es nie wieder sehen, meine
Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)
"Kein
Zweifel, die Kulturpolitik blickt auf ein Trümmerfeld zurück." - Das
würden Sie mir sicher übel nehmen, wenn ich das sagte. Aber nein, das
"profil" hat das geschrieben.
"Die Wiener SP
ist noch kein Jahr Alleinregentin in der Bundeshauptstadt und schon gibt es den
ersten kulturellen Sündenfall." - Das ist nicht von mir,
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