Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 99
wieder
vorkommen und dass die Kritik der Opposition in diesem Zusammenhang so ernst
genommen wird, dass wir uns im Rahmen einer Enquete wirklich den Kopf darüber
zerbrechen, wie wir dieses Problem in Zukunft besser lösen können. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Ich
danke. - Als nächste Rednerin ist Frau GRin Mag Unterreiner zum Wort gemeldet.
Ich erteile es ihr.
GRin
Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau
Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Das
ist ja angenehm, wenn der Herr Stadtrat vor einem sitzt, da kann man ihn
anschauen, das ist angenehmer, als wenn man ihn im Rücken spürt. Ich möchte ein
bisschen zurückgehen. (Heiterkeit bei den
GRÜNEN.) Ja, das muss ich sagen. Das ist angenehmer, wenn man jemandem in
die Augen schauen kann. (GR Mag Christoph
Chorherr: Ist schon in Ordnung!)
Ich
gehe zurück. Genau vor einem Jahr, eigentlich war das auch zurzeit der
Budgetdebatte, haben wir uns schon des Themas Probleme in der Josefstadt
angenommen. Ich habe damals Herrn StR Marboe kritisiert, er war damals
amtsführender Stadtrat, das war meine Aufgabe als Opposition, und habe damals
schon darauf hingewiesen, dass er eigentlich, was die Entschuldung der
Josefstadt anbelangt, die Sache erst angegangen ist, als diese Misere gar nicht
mehr zu verbergen war.
Und
auch damals habe ich schon die Frage des neuen, des zukünftigen Direktors
angeschnitten und habe damals schon darauf hingewiesen, dass es gut wäre, den
Ensemblegedanken der Josefstadt weiterzuführen oder wieder einzuführen. Ich
habe damals schon Persönlichkeiten genannt, die im Ensemble vertreten waren,
weil wir eben der Meinung waren und auch noch sind, dass die Josefstadt ein
Stammpublikum hat und dieses Stammpublikum liebt das Theater so wie es ist.
Die
Josefstadt ist so eine Art Grundversorgungsanstalt, so nennt das der Hans
Heider in der Presse vom 6.11., die, was die Theater anbelangt, die eine
gewisse Größe haben, diese Grundversorgung eigentlich schafft. Uns kam das eben
sehr nahe liegend vor, dass man daran denkt, jemanden zu nehmen, der aus dem
Ensemble kommt. Nun, es kam eben ganz anders, es folgte das heute schon
zitierte und sattsam bekannte Schlamassel.
Wie
ist das gekommen? - Es fand eine Ausschreibung statt. So weit, so gut. Aber es
hat sich jetzt herausgestellt - und das hat meine Vorrednerin auch schon gesagt
-, die Ausschreibung allein war zu wenig. Man braucht klare Parameter dazu,
wofür das jeweilige Theater stehen soll, und das hat man versäumt. Diese
Positionierung eines Theaters und jedes Theater hat ein anderes Publikum und
jedes Theater hat auch eine gewisse Aufgabe, jedes Theater erfüllt auch die
Erwartungen eines gewissen Publikums, diese Positionierung sollte und muss
definiert werden, bevor man darangeht, einen neuen Intendanten zu finden. Das
heißt, die Grenzen dieses Prinzips der Ausschreibung wurden hier aufgezeigt. Es
kam, wie wir alle wissen, zu einer drei zu zwei Abstimmung in der Jury und auch
was die Jury anbelangt, muss man überlegen, ob diese Jury das richtige Instrumentarium
ist, denn die Schwächen der Jury wurden hier auch aufgezeigt (GR Mag Thomas Reindl: Immer bei der Wahrheit
bleiben!), weil man genau gespürt
hat, wer wen hineingesetzt hat. Auch das sollte man überlegen, wenn wir jetzt
darangehen, zukünftige Kriterien für die zukünftigen Intendantenfindungen zu
erarbeiten. Aber das ist interessant, denn ich habe jetzt gar keine Lust, da
auf den Stadtrat loszugehen, ich möchte diese Situation, auch wie meine Vorrednerin,
nützen, um darauf hinzuweisen, dass hier eben Schwächen aufgebrochen sind und
der Sinn so einer Diskussion ist auch, dass man nachdenkt, dass so etwas nicht
mehr vorkommt.
Eine
Person, die sich gar nicht beworben hat, die hier eigentlich nur das Privileg
hatte, mit dem Herrn Stadtrat Gespräche zu führen, wurde erst einmal genannt.
Und dass das natürlich zu Aufruhr führen musste, das ist ja ganz klar, denn es
musste hier der Eindruck entstehen, Herr Stadtrat, dass hier parteipolitisch
vorgegangen wurde.
Ich
möchte jetzt erklären, warum. Es wurde Beil genannt. Wir alle wissen, Beil ist
der lange Weggefährte Peymanns und Peymann und Beil stehen für eine ganz
bestimmte Art, Theater zu leiten. Das mag für das eine oder andere Theater sehr
gut sein, sehr interessant sein. Die Frage aber, ob das gerade für die
Josefstadt richtig ist, musste man sich hier stellen und da sind so Worte, die
dann immer wieder vorkommen, zum Beispiel das Brechen von Traditionen. Ich habe
das so oft gehört hier in diesem Haus. Das Brechen imperialer Achsen wurde
immer gesagt, damals noch von Ihrer Vorgängerin aus Ihrer eigenen Fraktion, von
Frau Dr Pasterk.
Was
wollte Beil, als er gefragt wurde, wie er die Josefstadt führen will? - Er hat
gesagt, er möchte völlig neue Schauspieler finden. Das musste Unmut erzeugen in
einem Theater, wo der Ensemblegedanke sehr wichtig ist. Er hat gesagt, er
möchte einen vollkommen neuen, einen absoluten Neubeginn machen.
Das
musste natürlich dazu führen, dass diejenigen, die seit vielen Jahren dort
gemeinsam arbeiten, verstört sind. Und er wollte ausschließlich Zeitgenossen
spielen und auch das war natürlich ein Grund, warum sich auch das Publikum sehr
beschwert hat.
Das
heißt, dieser Ansatz, das Brechen der Tradition, war unserer Meinung nach nicht
richtig und deswegen musste der Verdacht, dass da vielleicht die Ideologie eine
Rolle gespielt haben könnte, auftauchen, Herr Stadtrat.
Natürlich, es kam
dann anders. Beil hat abgesagt, es heißt, weil das Budget zu gering war, die wahren
Gründe kenne ich nicht. Und es wurde ein weiterer
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