Gemeinderat,
8. Sitzung vom 21.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 99
Ich möchte gerne ein
paar Zahlen, die noch nicht gekommen sind, da jetzt auch vorsetzen. Es gibt
nämlich auch das, was Lügen mit Statistik heißt. Und das wird ja mit großer
Freude in diesem Land betrieben.
Unter den
Lehrstellensuchenden werden derzeit 398 Menschen in Wien auf 134 offene
Stellen ausgewiesen. Ja, aber 1 000 Jugendliche sind in diesen Lehrgängen
geparkt. Die sind ja trotzdem Suchende. Nur kommen sie in der Statistik nicht vor.
150 sind aus den Auffangnetzen der Vorjahre übrig geblieben und 300 sind
mittlerweile überhaupt arbeitslos gemeldet. Das heißt, im Grunde genommen sind
in Wien 2 000 Jugendliche auf der Suche nach Lehrstellen und diesen
2 000 stehen 134 offene Stellen gegenüber. So groß ist nämlich die
Katastrophe. Und da sind noch gar nicht die dabei, die überhaupt nicht auf der
Suche sind, sondern einfach auf der Straße stehen.
Jetzt gebe ich
aber der Regierung diesbezüglich auf: Ich erwarte mir von Ihnen Null und trotzdem
müssen wir etwas tun. Und deswegen schlage ich vor, dass es kommunale Maßnahmen
gibt, die wir auch sofort setzen können:
Erstens.
Maßnahme, die notwendig ist: Alle Jugendlichen, die die Schule verlassen und
sich auf Lehrstellensuche begeben, müssen in einer Kartei erfasst sein, damit
man alle auch nach einem halben Jahr anschreiben kann und fragen kann: Seid ihr
auf der Suche, habt ihr was gefunden, sucht ihr gar nicht? - Eine derartige
Statistik und eine derartige Kartei gibt es überhaupt nicht. Das heißt, wir
können sie nicht erreichen. Wir können nicht mehr mit ihnen in Kontakt treten.
Diese Kontaktaufnahme muss gesichert werden.
Zweiter Punkt.
Ich bin der Meinung, wir brauchen nicht nur den WAFF, der sicher eine
brauchbare Einrichtung ist, sondern wir brauchen neben dem WAFF ganz, ganz
dringend ein ArbeitnehmerInnen-Förderungsgesetz für Wien, ein Landesgesetz, in
dem die Rechte von Menschen, die arbeitslos sind oder auf Lehrstellensuche sich
befinden, festgeschrieben werden. In diesem Gesetz muss eine Garantie drinnen
sein, die diese Stadt für lehrstellensuchende junge Menschen übernimmt. Wir
müssen sie ausbilden und wir müssen sagen, dazu sind wir bereit, Wurscht was
der Bund gerade tut oder nicht tut. Jeder Jugendliche hat ein Recht auf Ausbildung.
Und wenn das (Beifall bei den GRÜNEN.)
im dualen System nicht mehr funktioniert, weil es zu wenig Angebot gibt, dann
müssen wir sagen, Kombination aus Werkstätten und Schule und die Ausbildung
gibt es jedenfalls. Und darum bitte ich die SPÖ in Wien. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke schön und als Nächster ist Herr GR Dkfm Dr Aichinger zum Wort gemeldet.
GR Dkfm Dr
Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich glaube,
wir sind uns alle einig, dass Arbeitslosigkeit zu den negativsten Erscheinungen
in unserer Gesellschaft gehört und sicherlich auch Jugendarbeitslosigkeit
dazugehört, weil es gerade der Jugend den Beginn des Berufslebens nicht immer
positiv darstellt. Aber wir sollten dieses Thema natürlich sachlich und auch
zielorientiert diskutieren und was wir dagegen gemeinsam und alle gemeinsam tun
können, weil gerade das Krankreden jener Punkt ist, der uns nicht gelingen sollte.
Prof Kramer hat erst gestern gesagt, dass der Konsum - und der wird sehr
dadurch beeinflusst, dass man Stimmung machen kann - die letzte Stütze der
Konjunktur ist beziehungsweise die letzte Stütze ist, dass wir nicht noch in
einen größeren Abschwung kommen, weil sich die Wirtschaftsforscher derzeit ja
gar nicht einig sind, ob wir in einem Abschwung, in einem Nullwachstum oder gar
in einer so genannten technischen Rezession sind, wie es Herr Prof Kramer
meint. Ich glaube, es müssen daher alle Gruppen in diesem Lande an diesem
Problem arbeiten. Ich möchte mich daher zurückbesinnen zur Aktuellen Stunde,
meine Damen und Herren, weil es keinen Sinn hat, immer den Schwarzen Peter
wegzuschieben und der Bundesregierung hier ganz einfach den Schwarzen Peter
zuzuschieben.
In der
Geschäftsordnung, meine Damen und Herren, steht bei "Aktuelle
Stunde", und ich darf zitieren: "Dient der Aussprache über Themen von
allgemeinem aktuellem Interesse aus dem Bereich der Gemeindeverwaltung."
Ich darf daher
zwei Punkte anführen, wo eben die Gemeindeverwaltung, die Stadtregierung und in
dem Fall auch natürlich die Mehrheitsfraktion tätig werden könnten und sollten,
um diesem Problem ganz einfach ebenfalls entgegenzuwirken, weil wir ja wissen,
dass gerade in Wien der Anteil noch höher ist als in den Bundesländern.
Warum ist das
so, meine Damen und Herren? - Wir sollten einmal anfangen, mehr Wirtschaft in
die Schulen zu bringen. Wie schaut denn das in den Schulen bei uns aus? Wird
die Jugend in den Volks- und Hauptschulen auf diese Problematik vorbereitet?
Warum sind diese Hauptschulen in den Bundesländern besser? - Da könnten die
Stadtregierung und die Schulverwaltung mehr tun, um ganz einfach hier die
Jugend reichlich vorzubereiten, weil wir auch in Wien mehr Lehrbetriebe und offene
Lehrstellen haben und sie sind nicht besetzt. Ich weiß, wovon ich spreche,
meine Damen und Herren. Ich bilde selbst ... (GR Johann Hatzl: Was sagt da die Wirtschaftskammer? Was sagt da die
Wirtschaftskammer?)
Sehr geehrter Herr
Präsident! Ich bilde seit 30 Jahren Lehrlinge aus und ich weiß (GR Johann Hatzl: Was haben Sie getan
dafür?), wie schwierig es ist, auch qualifizierte Lehrlinge zu bekommen.
Wir müssen früher beginnen. Sie haben selbst gesagt, bitte (GR Johann Hatzl: Was haben Sie getan dafür? Überhaupt nichts!),
Herr GR Scheed hat selbst gesagt, dass es ja kein Problem von heute auf morgen
ist. Es ist ein langfristiges Problem, das wir längerfristig
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