Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 122 von 138
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Kommen Sie!
Also wenn
keine Zwischenrufe mehr sind: Glauben Sie mir (GRin Renate Winklbauer: Wir haben Sie fünf Jahre lang ausgehalten!),
zum Wesen der Demokratie gehört die Regierung und die Opposition. Und so wie
wir die Regierung anerkennen und niemandem vorwerfen, dass er ungern dort ist,
muss auch die Regierung die Opposition anerkennen. Ich würde wirklich vorschlagen,
dass wir uns auf dieses Spiel einigen, meine Damen und Herren.
Beim heutigen
Beschluss oder bei dem morgigen geht es um etwas ganz anderes: Da geht es ganz
konkret um die Qualität der Kulturpolitik in dieser Stadt und für diese Stadt
in den nächsten Jahren, und das sind nun einmal Jahre der sozialdemokratischen
Alleinregierung. Wir sind der Meinung, dass dieses Budget den hohen Standards,
die für diese Stadt gesetzt wurden, nicht gerecht wird, und wir können daher
die Zustimmung sicher nicht geben. - Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste ist Frau GRin Mag Unterreiner zum Wort gemeldet. - Bitte.
GRin Mag
Heidemarie Unterreiner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Kulturstadtrat! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Die Rede
meines Vorgängers war meines Erachtens nicht die Rede eines Politikers der
Opposition, sondern er hat uns das Spiel "Wer ist der bessere Kulturstadtrat?"
vorgeführt. Ich glaube, das werden wir in den nächsten Jahren bei den Kulturdebatten
noch mehrmals vorgeführt bekommen. Es geht bei einem Kulturbudget ja auch nicht
nur um die Höhe der Gelder, sondern es geht auch um die Menschen, die in diesem
Kulturbetrieb tätig sind oder sein werden. Hier, Herr StR Mailath-Pokorny,
müssen Sie und alle Genossen im Haus jubilieren, denn in Wien ist es so, dass
die ganze Stadt wieder in die kulturpolitische Geiselhaft genommen wurde - in
aller Demut, versteht sich natürlich.
Ihr könnt euch
also alle gegenseitig zurufen: Jubilate! Das Kulturressort ist wieder das
Ideologieressort! Förderungen bekommen die Linientreuen; die anderen werden
kaltgestellt.
StR Marboe hat
zwar in den letzten Jahren auch die sozialistische Kulturpolitik ohne Risse und
Brüche fortgeführt (Ironische Heiterkeit
des StR Dr Peter Marboe - StR Dr Peter Marboe in Richtung der GRin Renate
Winklbauer: Jetzt ist ein Zwischenruf fällig!), aber eher aus einem
Unvermögen heraus, eine klare Haltung zu beziehen. Ich liebe es, Beiwörter zu
finden, und mir ist immer aufgefallen, dass Herr StR Marboe als Zauderer tätig
war. Deswegen finde ich es immer sehr eigenartig, wenn Sie jetzt Ihrem Nachfolger
zurufen: Tun Sie doch endlich etwas! - Sie haben wirklich viele Jahre lang Zeit
gehabt und Sie waren der Zauderer. (GRin
Renate Winklbauer: Ja, da gebe ich Frau Kollegin Unterreiner Recht!) Sie
waren "Peter der Zauderer", "der Kunktator". (Heiterkeit des StR Dr Peter Marboe sowie
des GR Kurth-Bodo Blind.)
Jetzt haben
wir einen neuen Stadtrat und er ist derjenige, der zum Pasterk'schen
Ideologieressort zurückkehrt: Er ist "der Rückschrittler", er ist
"der Regressor".
Was uns
Freiheitliche betrifft, so könnten wir uns eigentlich einen besseren Stadtrat
für Kultur vorstellen, denn jetzt sind wieder ganz "klare
Verhältnisse" geschaffen: Die SPÖ definiert die Kunst, die SPÖ macht die
Kunst - denn es ist ganz logisch: Wer an der Macht ist, bestimmt, was Kunst
ist. - Die Wiener SPÖ kontrolliert, unterstützt und beeinflusst wiederum den
gesamten Kulturbereich in Wien.
Da gibt es ein
Theater, das aus sich heraus, aus einem Ensemble heraus einen Nachfolger für
das Direktorenamt kürt: Zack! Peitsche! Diesem Hackl wird ein Beil ins Kreuz
gehauen (Heiterkeit der GRinnen Renate
Winklbauer, Inge Zankl und Marianne Klicka.) und nach vehementen
Interventionen beim Bürgermeister zwar zurückgezogen, aber gegen einen anderen
Parteigünstling ausgetauscht. - Das ganze Ensemble ist in Aufruhr, die
beliebtesten Schauspieler wollen nicht mehr inszenieren, wollen nicht mehr
spielen - aber die SPÖ hat das bekommen, was sie wollte. (GR Mag Christoph Chorherr: Haben Sie die Rolle im Auge - für sich? -
Allgemeine Heiterkeit.) Eigentlich wäre das gar nicht so schlecht! (Heiterkeit der Rednerin.) Nach meiner
Tätigkeit als Politikerin! - Mein Gott, man hat ja lange genug zu tun gehabt
mit diesem Kulturbereich. Das wäre vielleicht die nächste Karriere! - Danke für
die Anregung!
Also die SPÖ
hat etwas erreicht: Aus dem letzten so genannten bürgerlichen Theater hat sie
ein sozialistisches Theater gemacht (Heiterkeit
der GRin Renate Winklbauer.) - kontrollierbar und beeinflussbar; samt der
Dependance, Herr Kollege Woller, denn dort hat sich dieses Schauspiel auf einer
kleineren Ebene genauso brutal abgespielt. Das vom Finanzstadtrat skizzierte
Bild des schwer manövrierbaren Tankers ist ja eigentlich noch steigerungsfähig,
haben wir heute feststellen müssen, denn das erfolgreiche Gegenmodell - das Sie
ja angestrebt haben, Herr StR Mailath-Pokorny - der Wiener Kulturpolitik, und
zwar im Gegensatz zur Bundespolitik, hat eigentlich nach einem halben Jahr
schon Schiffbruch erlitten, denn die wichtigste Verantwortung einer guten
Kulturpolitik, nämlich die Erhaltung und Förderung des kulturellen Reichtums
einer Gesellschaft - gemeint ist damit die Vielfalt, die Freiheit im
Kulturleben -, die wurde eigentlich mit den jüngsten Intendantenbesetzungen mit
Füßen getreten. Es geht nicht um die Wünsche und Bedürfnisse der
Kulturschaffenden oder der Freunderln, sondern es geht bei Subventionsvergaben
um die Bedürfnisse der Menschen, die Kunst und Kultur erleben wollen!
Um noch einmal ganz
kurz zur Josefstadt zurückzukehren: Jeder, der sich für dieses Theater interessiert,
vor allem das Publikum, wollte weder Beil noch
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