Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 103 von 138
Budget diskutieren,
eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass in diesen zwei Tagen alle
Stadträte anwesend sind und nicht nur jeweils zu ihrer Geschäftsgruppe. Wir
sind ja auch anwesend. (Beifall bei der
ÖVP, bei der FPÖ und bei den GRÜNEN. - Ruf bei den GRÜNEN: Unsere Stadträtin
ist da! - Ruf bei der SPÖ: Zufällig! - Weitere Zwischenrufe.)
Meine Damen
und Herren! Noch einmal: Rad fahren ist etwas Positives, aber die
Rahmenbedingungen müssen stimmen. Was meine ich damit? - Einerseits muss in
erster Linie die Trennung von Gehsteigen neben Radwegen vorhanden sein. Die
Gehsteige müssen breit genug sein. Denken Sie nur daran, dass sehr oft, wenn
das geplant wird, auch Schanigärten hinzukommen. Das ist ebenfalls etwas, was
man unterstreichen kann, aber wo soll dann der Fußgänger hin? In den
Schanigarten hüpfen? Oder auf den Radweg treten? Dort hat er Nachrang.
Daher erwarte
ich mir von einer Stadt wie Wien vorausschauende Planung. Es darf nicht erst im
Nachhinein wieder versucht werden, Fehler zu beheben. Ich glaube auch,
gemischte Geh- und Radwege ohne Trennung sind vielleicht in ganz wenigen Fällen
von Radverkehr und Fußgeherverkehr geeignet, aber nicht im dicht bebauten
Gebiet. Weil die jährliche Zuwachsrate 10 Prozent beträgt, muss man darauf
eben von vornherein Rücksicht nehmen.
Daher noch
einmal: Die bauliche Trennung muss als Standard gelten; Trennung durch
Markierung nur in Ausnahmefällen, keine gemischten Geh- und Radwege ohne
Trennung im bebauten Gebiet, übersichtliche und direkte Radwegführung auf
großen Kreuzungen und an neuralgischen Punkten. Ich denke da an U-Bahn-Auf- und
Abgänge. Dort ist Schritttempo notwendig, dort wären auch Zebrastreifen notwendig.
Wo ein Fußgänger den Radweg queren muss, hat er zwar Vorrang, nur weiß er es
nicht, weil das viel zu wenig publik gemacht wird. Ich glaube, auch die deutlichere
Definition des Vorrangs für Fußgänger auf Mischflächen ist unbedingt erforderlich.
Meine Damen
und Herren! Bereits an jedem zwölften Unfall sind Radfahrer beteiligt. Ich
behaupte, dass es hier eine sehr große Grauzone gibt. In "Wiens
web-service" habe ich nachgesehen: Es gibt dort Informationen für
Pedalritter und es gibt Informationen für Inline-Skater, ich habe allerdings
keine Informationen für Fußgänger gefunden.
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner
(unterbrechend): Frau Kollegin
Korosec! Ich bitte Sie, zum Ende zu kommen.
GRin Ingrid Korosec (fortsetzend): Meine Damen und Herren! Es muss das Ziel der
Verantwortlichen in unserer Stadt sein, Lebensqualität zu erhalten und zu
steigern. Das bedeutet aber: für alle Gruppen der Gesellschaft und nicht zu
Lasten der Schwächsten, in diesem Fall zu Lasten der Fußgänger. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau GRin Jerusalem gemeldet. Ich
erteile ihr das Wort. Ich bin überzeugt davon, sie weiß, dass die neue Geschäftsordnung
für diese Berichtigung 3 Minuten zulässt.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Eine klitzekleine Berichtigung, und zwar
zum Redebeitrag von Frau GRin Novak-Schild.
Ich habe nicht
von einem fehlenden Springerpool im Bereich der SozialarbeiterInnen der
MA 11, Jugendamt, gesprochen, sondern ich habe gesprochen vom fehlenden
Springerpool bei den SozialpädagogInnen, die in den Wohngemeinschaften bei den
Kindern arbeiten, die außerhäuslich untergebracht sind. Da müssen einander die
Leute innerhalb der Region gegenseitig aushelfen.
Es wird,
soviel ich weiß, ab Jänner einen Pool geben, dieser wird aber nur längere
Krankheiten auffangen und damit ist es nicht getan. Wenn wir nicht pro Wohngemeinschaft
4,3 Dienstposten vorsehen, dann wird das nicht funktionieren können.
Das ist es,
was ich in meiner Rede gesagt habe. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Strache gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Heinz
Christian Strache (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte
eingangs ganz kurz auf die Worte der Frau Gemeinderatskollegin Jerusalem
eingehen. Ich habe es als eine Unglaublichkeit empfunden, als Sie sich hierher
gestellt und gemeint haben, dass der Schulboykott, der gerade auch im
Gymnasiumsbereich vonstatten geht, der Bundesregierung in die Schuhe zu schieben
wäre.
Da müssen wir
schon erleben und auch hier einmal klarstellen, wer für diesen Schulboykott an
den Gymnasien verantwortlich ist, unter anderem dafür, dass es nicht zu
Schiausflügen kommt, dass es nicht zu Schischulwochen kommt, dass es nicht zu
Wandertagen oder Wanderwochen für die Schüler kommt. Es waren die roten und
grünen Lehrergewerkschafter, die zumindest auf gymnasialer Ebene den Boykott
gegen die Bundesregierung umgesetzt und dort auch diesen Leistungsverlust
herbeigeführt haben. Das sollte man hier auch festhalten.
Warum haben
sie das gemacht? - Man hat gemeint, man kann der Bundesregierung eins auswischen
und das auf dem Rücken der Kinder und Schüler. Ob das eine "klasse
Sache" ist, sei dahingestellt. Die Eltern beurteilen das anders, die
Eltern lehnen solche Aktionen ab, genauso wie wir diese Aktionen ablehnen. Aber
warum tun sie das? - Sie haben den Boykott deshalb initiiert, weil sie eine
Stunde Mehraufwand pro Woche hinzunehmen haben.
Dabei ist es
vielleicht interessant anzumerken, dass das ursprüngliche Programm für eine
Koalitionsregierung von SPÖ und ÖVP einen Mehraufwand von zwei Stunden
vorgesehen hat. Wie Sie das gegenüber
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