Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 138
der falsche
Weg. Zentralistische Lenkungspolitik hat bisher noch überall zur Ineffizienz,
zum Kollaps und zur Korruption geführt. Obwohl Herr StR Rieder heute in seiner
Budgetrede und vor allem bei der Erstellung des Budgets einen relativ holprigen
Tanz der sieben Schleier aufgeführt hat, kann er doch nicht verschleiern, dass
mit diesem Budget und vor allem mit diesen Fördermaßnahmen im Rahmen des WWFF
die linke Wirtschaftsideologie fröhliche Urständ feiert. Die Volkspartei wird
dabei sicher nicht wortlos zusehen! (Beifall
bei der ÖVP.)
Da
kommt das Misstrauen in die Kräfte des Marktes zum Ausdruck, da werden halb
pragmatisierte Forschungs- und Wirtschaftsbeamte erzeugt, da wird mit
Bürgergeldern Schindluder getrieben, wie zum Beispiel beim Callcenter Vienna. -
Das brauchen wir Wiener nicht! Wenn das das berühmte rot-grüne Gegenmodell sein
soll, wenn diese Rückkehr in marxistische Urphilosophie und Urangst Mut zur
Gegenwende machen soll, na dann, meine sehr geehrten Damen und Herren, danken
wir! "Adieu Stabilitätspolitik!" ist dann wahrscheinlich noch das
Geringste, was dabei passieren kann.
Ich
sage es noch einmal: Wir, die Wiener Volkspartei, werden nicht wortlos zusehen!
Wir sagen, was Wien braucht! (Beifall bei
der ÖVP.)
Wir
brauchen starke Betriebe mit Leitprogrammen und Leitprodukten. Wir brauchen
Ausgründungen junger Unternehmungen in modernen Technologien und
Initialzündungen, wie sie zum Beispiel der Wettbewerb "Best of Bio"
im abgelaufenen Monat dargestellt hat. Von 100 Projekten haben sich
letztendlich 3 hervorragende als Sieger herauskristallisiert; 21 davon werden
wahrscheinlich in Ausgründungen münden. Das ist gewaltig viel, meine sehr
geehrten Damen und Herren. Das ist der richtige Weg, Förderungen durchzuführen
- nicht die Förderung über Einrichtungen, die unter der Hand von Funktionären
das Geld der Privaten verwirtschaften oder zumindest in irgendeiner Art und
Weise anwenden wollen, die ausschließlich ihren Interessen zugute kommt.
Was
wir brauchen, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist die Schaffung von
Rahmenbedingungen und nicht Durchführungsverordnungen. Das ist genau der
Unterschied: In dem einen Fall wird Wirtschaft gemacht, in dem anderen Fall
wird kommunale Wirtschaft schlecht gemacht. Was wir brauchen, ist Start- und
Risikokapital, das auch retour gezahlt werden soll. Das soll nicht als Geschenk
irgendwelchen Institutionen zur Verfügung gestellt werden - sozusagen als
verlorene Förderung, die nie wiederkommt, weil sie in Einrichtungen mündet, die
sowieso nichts bringen können -, sondern eine Hilfe zum Start darstellen, aber
mit der Verpflichtung, sie bei Erfolg auch wieder zurückzuzahlen.
Wir
brauchen kein Gegenmodell, das durch Schulden finanziert wird und das Sie uns hier
in diesem Raum die längste Zeit immer wieder vorführen. - Es wird hier ja immer
mehr Bundespolitik gemacht, anstatt tatsächlich die Wiener Probleme zu
besprechen. - Wir brauchen keine Knebelung der Wirtschaft durch kommunale
Betriebe.
Die
erste Rede, die ich hier gehalten habe, hat der KMB gegolten - ich weiß nicht,
ob jemand das noch kennt: das ist die Krankenhausmanagement und
Betriebsführungs-Gesellschaft, die heute 1,4 Milliarden S kostet. Das
muss man sich einmal vorstellen: nur zum Betrieb des Allgemeinen Krankenhauses!
Damals habe ich schon gewettert gegen diese Art kommunaler Betriebe oder
Halbkommunalisierung oder wie immer man das auch nennen will. Wenn es ein
ordentlicher kommunaler Betrieb ist, der auch seine Rechenschaft zu geben hat,
dann ist das in Ordnung, aber diese Halbbereiche, diese Graubereiche sind
nichts, was wirklich Sinn macht.
Öffnen
Sie Ihre Wirtschaftspolitik dem Markt, schaffen Sie Rahmenbedingungen, aber
nicht Durchführungsverordnungen - ich bleibe dabei -, dann werden wir Erfolg
haben für die Menschen in dieser Stadt, dann werden wir Erfolg haben für Wien!
Ihr Weg der zentralen Lenkungswirtschaft führt nicht zum Erfolg und daher
werden Sie bei uns auch keine Zustimmung zu diesem Budget finden. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Stark zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR
Rudolf Stark (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Wenn
auch heute schon mehrfach auf die Bedeutung großer Wirtschafts- und
Technologiezentren verwiesen wurde, sind die Klein- und Mittelbetriebe doch ein
wesentlich größerer Bestandteil der Wiener Wirtschaft. Um deren Bedeutung
hervorzuheben, erwähne ich immer gerne einige statistische Zahlen.
Betrachtet
man zum Beispiel die Leistung der Betriebe, dann erarbeiten Betriebe mit bis zu
99 Mitarbeitern über die Hälfte des Brutto-Produktionswerts. Oder:
Betriebe mit bis zu 99 Mitarbeitern beschäftigen rund die Hälfte der
Arbeitnehmer Wiens. Oder: Die Anzahl der Arbeitgeberbetriebe, die 1 bis
49 Beschäftigte haben, beschäftigen fast 98 Prozent und nur
2,3 Prozent der Wiener Betriebe beschäftigen mehr als 50 Dienstnehmer.
- Aus diesen wenigen Zahlen erkennt man die Wichtigkeit der Klein- und
Mittelbetriebe für Wien.
Schon in meiner
Wortmeldung anlässlich der Rechnungsabschlussdebatte habe ich einerseits auf
diese Wichtigkeit hingewiesen, andererseits auf die große zusätzliche Belastung
dieser Betriebe anlässlich der Einführung des Euros. Abgesehen von den
finanziellen Belastungen durch die Umstellung auf den Euro wird eine Vielzahl
dieser Betriebe als Wechselstube agieren müssen. Bevor sich die Konsumenten in
langen Schlangen vor den Kreditinstituten anstellen werden, wird man zum
nächsten Greißler, Bäcker, Wirt, Fleischer oder Trafikanten gehen und dort
seine Sem-
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