Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 138
ben auch dort, wo sie
sinnvoll ist und wo sie nicht die Versorgung oder das Ordnungswesen für den
Bürger in Frage stellt, nämlich zum Beispiel die Parkraumüberwachung. Auch da
höre ich von rechtlichen Schwierigkeiten und von diesem und jenem. Ja, meine
Damen und Herren, Schwierigkeiten sind da, um überwunden zu werden und ich kann
mir vorstellen, dass man, wenn der Wille dazu da ist, zum Beispiel die Parkraumüberwachung
sehr wohl übertragen kann. Noch dazu, wo - wenn man sich die Rechnungsabschlüsse
der letzten Jahre durchsieht - gerade für diese Parkraumüberwachungstrupps eine
Menge Personal aufgenommen wurde.
Ein weiteres
Thema zum Beispiel ist eine intelligente Vermögensverwaltung von Haus- und
Liegenschaftsbesitz und von Firmenbeteiligungen. Na, das ist das leidige Thema,
wo man der ÖVP immer sagt, dass das alles eigentlich nicht sehr sinnvoll ist.
Da gibt es sogar noch drastischere Ausdrücke.
Wir haben unlängst
vom Herrn Vizebürgermeister gehört, dass im Zusammenhang mit den Planungen zur
"Holding neu" Überlegungen angestellt werden, dass in diesem Rahmen
auch eine Liegenschaftsholding gegründet werden soll. Ja, was ist jetzt damit?
- Das ist auch wieder so eine kleine Nebelbombe. Da wird im Hintergrund daran
gearbeitet. Ich kann zumindest den Schluss daraus ziehen, dass die Vorschläge
der ÖVP nicht ganz unbrauchbar waren und doch irgendetwas dran sein muss, und
dass man jetzt darüber auch Überlegungen anstellt, aber man erfährt nichts
darüber. Es ist nun alles sehr unklar geworden. Das wäre doch ein Gegenstand,
wo man sagt, hier kann die Stadt mit gemeinsamen Kräften - und hier wäre
durchaus ein Diskussionsprozess angebracht - Maßnahmen setzen, die auch für das
Budget von großem Interesse sind. Allerdings so wie es jetzt gemacht wird im
Geheimen und sehr unklar, ist ja großes Misstrauen angebracht, auch wenn man bedenkt,
dass die Spitzenposition in dieser "Holding neu" erst ausgeschrieben
wird, wenn man weiß, wer es werden soll. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Serles. Ich erteile es ihm.
GR Dr Wilfried
Serles (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Herr Finanzstadtrat!
Sie haben Ihr
Eingangsstatement zum Budget 2002 durchaus sachlich, durchaus selbstkritisch begonnen
und ich schätze diesen sachlichen Diskussionsbeitrag. Man kann jetzt über den
Vergleich des 9-Milliarden-EUR-Budgets der Stadt Wien mit einem Tanker durchaus
streiten. Ich halte es aber für richtig, dass Sie auf die begrenzte
Manövriermasse und damit auch auf die Grenzen hingewiesen haben, die einem
Finanzstadtrat gestellt sind, der neue Akzente setzen will. Herr Stadtrat, ich
halte es für ebenso bemerkenswert und durchaus diskussionswürdig, wenn Sie dieses
Budget als eines charakterisiert haben, mit dem Sie die Mühen der konjunkturellen
Ebene bewältigen wollen. Das ist durchaus etwas, worüber man reden kann,
worüber man diskutieren kann, worüber man auch geteilter Meinung sein kann.
Herr Stadtrat
und Herr Vizebürgermeister! Ich halte es für richtig, wenn Sie die Besorgnis
erregende Situation Wiens auf dem Gebiet des Arbeitsmarkts angesprochen haben.
Bis zur Wortmeldung des Klubobmanns der SPÖ war ich auch der Meinung, dass
diese Besorgnis erregende Situation am Arbeitsmarkt ein Thema wäre, das uns in
unserem Bemühen um die Stadt einen könnte. Seit der Replik des Klubobmanns der
SPÖ auf das Statement des Klubobmanns Kabas sieht das Ganze ein wenig anders
aus.
Wien hat
tatsächlich mit der Arbeitslosigkeit ein veritables Problem. Seit dem
Amtsantritt des Wiener Bgm Häupl, seit dem Jahr 1994 bis zum dritten Quartal
des Jahres 2001, hat Wien 20 000 Arbeitsplätze verloren. Das ist eine
triste Bilanz des Wiener Bürgermeisters. Die anderen österreichischen
Bundesländer haben im Vergleichszeitraum etwas weniger als
100 000 Arbeitsplätze hinzugewonnen. Auch hier sieht man, dass Wien -
und Herr Klubobmann Kabas hat daher zu Recht darauf hingewiesen - in der Arbeitslosenstatistik
leider das Schlusslicht Österreichs bildet. Und Herr Klubobmann Oxonitsch -
leider sind Sie jetzt nicht da -, wenn Sie angesichts dieser Besorgnis
erregenden Entwicklung nichts anderes anzubieten haben, als einen völlig
unpassenden Vergleich mit dem Rotlichtmilieu, dann muss ich Ihnen wirklich
sagen, da hört sich die Freundschaft auf. Das ist der Tiefstand der politischen
Kultur in diesem Haus und das zeigt, dass die SPÖ - und Sie sind ja nicht irgendein
Hinterbänkler der SPÖ, sondern immerhin der Klubobmann dieser
Gemeinderatsfraktion - außer Polemik, billiger Polemik, nichts anzubieten hat
und schon gar keine sachlichen Rezepte im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit! (Beifall bei der FPÖ.)
Herr Stadtrat!
Leider haben Sie die Sachlichkeit, mit der Sie begonnen haben, nicht die vollen
eineinhalb Stunden lang durchgehalten. Im Verlauf Ihrer Wortmeldung sind Sie
durchaus in Propagandaformeln des Vorworts zum Wiener Budget, der so genannten
grünen Seiten, abgeglitten. Und Herr Stadtrat, es hat den Anschein, als wäre
mit dem Wechsel der Budgetwährung vom Schilling in den Euro und mit dem Wechsel
der Budgetansätze von brutto auf netto auch ein Wandel des Herrn
Finanzstadtrats von einer beschreibenden Prosa des eigenen Rechnungswerks, die
durchaus auch mit dem Stilmittel der Übertreibung arbeiten kann, das ist
durchaus zulässig, hin zu einem Fantasy-Schriftsteller erfolgt, der Fiktionen
schildert, die mit der Wiener Budgetwirklichkeit überhaupt nichts mehr zu tun
haben.
Wir haben bereits
gehört - nämlich heute und auch im Vorwort zum Wiener Budget -, dass es keine
Leistungskürzungen geben soll. Stattdessen ist festzuhalten, es gibt veritable
Ausgabenkürzungen im Gesamtbetrag von 2,8 Milliarden S. Sie haben
auch heute hier von einer Rekordinvestitionsquote gesprochen. Das
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