Gemeinderat,
7. Sitzung vom 19.11.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 138
be von 10 Groschen auf 20,74 Groschen erhöht, also
verdoppelt worden ist. Wo ist denn da, meine sehr geehrten Damen und Herren der
Freiheitlichen Partei und der Österreichischen Volkspartei, der Aufschrei geblieben,
was das für eine ungeheuere Belastung der Gewerbebetriebe und der Haushalte
ist? - Ich mache Sie nur aufmerksam: Diese Stromabgabeerhöhung bedeutet für Gewerbebetriebe
tatsächlich eine Verteuerung von über 5 000 S pro Jahr. Das ist ein
Hammer, den Sie mit Schweigen registriert haben, aber jetzt pudeln Sie sich
auf. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich sage Ihnen, wir räumen in der Frage der Energiepolitik
der Versorgungssicherheit und der Frage der Sicherung der kalorischen
Kraftwerke nicht nur eingedenk der Ereignisse in Kalifornien, sondern auch im
Wissen um die Abhängigkeit von der Atomstromerzeugung in großen Teilen Europas
eine außerordentliche Priorität ein, und wir sind der Meinung, dass auch in
diesem Bereich, genauso wie anderswo im Wettbewerb, das Bestbieterprinzip und
nicht das Billigstbieterprinzip gelten muss. Das bedeutet, dass man
Unternehmungen, die nicht nur auf kalorische Aspekte, sondern auch auf ökologische
Aspekte Rücksicht nehmen, nicht in den gleichen Topf werfen kann mit
Unternehmungen, die sich um die Frage der Ökologie nichts pfeifen und auch
nichts pfeifen müssen. Das kann nicht auf einen Nenner gebracht werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Vorfeld der
Budgetdebatte haben sich einige Oppositionspolitiker veranlasst gesehen, nicht
nur die Politik der Stadtregierung schlecht zu machen und zu kritisieren - das
ist möglicherweise das Recht der Opposition (GR Mag Christoph Chorherr: Danke!
Danke!); ich glaube, es
kommt immer auf den Stil an, auf die Frage, wie man es kommentiert, wie das mit
den Tatsachen, Herr Klubobmann, auf einen Nenner zu bringen ist -, sondern mir
ist aufgefallen, dass auch der Wirtschaftsstandort Wien krankgejammert und mies
gemacht worden ist. Da ist in Aussendungen der Freiheitlichen Partei vom
"Schlusslicht" Wien bei den wichtigsten Wirtschaftsdaten die Rede, da
ist davon die Rede, dass Prag und Budapest uns überholt haben oder uns
überholen.
Ich denke, dass auf der einen Seite solche Aussagen
eigentlich auch mit den internationalen Ranking-Daten irgendwie auf einen
gemeinsamen Nenner gebracht werden sollten - die Wirtschaftsforscher und
Experten werden sich über solche Aussagen sicher nur wundern -, auf der anderen
Seite habe ich ein bisschen die Sorge, dass möglicherweise internationale
Investoren irritiert werden, wenn sie solche Aussagen von Vertretern
politischer Parteien hören, denn nach den EUROSTAT-Daten für Februar 2001 liegt
Wien in der Wertschöpfung, also Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, bei den 211
untersuchten Regionen auf dem vierten Platz nach London, Innere Stadt, Hamburg,
Luxemburg und Brüssel. 163 Prozentpunkte heißt, mit 63 Prozentpunkten
über dem EU-Durchschnitt, über dem EU-Standard.
Noch ein anderes Beispiel, das vielleicht Herrn
Klubobmann Kabas nahe liegt: Kärnten liegt beispielsweise mit
92 Prozentpunkten unter dem Standard.
Unter diesem Gesichtspunkt ist es nicht überraschend,
dass auch nach den jüngsten AC-Nielson-Kaufkraftdaten 2001 Wien mit einem Wert
von 115,5 das höchste Wohlstandsniveau Österreichs aufweist. Davon profitiert
die Wiener Bevölkerung, aber auch die Regionen um Wien herum.
Wir werden alles daransetzen, diese Spitzenposition
auch unter schwieriger werdenden Bedingungen und nicht immer mit voller
Unterstützung der Bundesregierung aufrechtzuerhalten und zu verbessern, und wir
wollen alles daransetzen, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass von dieser
Entwicklung auch in Zukunft alle die profitieren, die unsere Hilfe brauchen,
und auch die, die in Ausbildung stehen. Das Budget 2002 wird dazu seinen
Beitrag leisten. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke schön.
Bevor ich nun die Generaldebatte eröffne, darf ich
Herrn GR Blind für die abfälligen Bemerkungen über den Herrn Bundespräsidenten
einen Ordnungsruf erteilen. Das entspricht nicht der Würde des Hauses. (GR Kurth-Bodo Blind: Es stimmt trotzdem!)
Herr GR Blind, ich würde Sie bitten, Ihre Immunität nicht über Gebühr auszunützen.
Ich komme nun zur Debatte über die Postnummern 1
und 2 und darf festhalten, dass jeweils die Erstredner pro Partei
40 Minuten, die sonstigen Redner 20 Minuten Redezeit haben.
Herr GR Mag Chorherr, bitte.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren! Herr Finanzstadtrat!
Ich möchte bei diesem Budget mit dem Bild beginnen,
das Sie zu meiner Überraschung selbst gewählt haben, das Bild des Tankers. Also
eigentlich ist ja das Bild des Tankers immer ein Kritikpunkt für starre,
unflexible Entwicklungen. Ich war überrascht, dass Sie selber für das Wiener
Budget den Tanker gewählt haben, weil er in der Tat genau das ist, was wir ihm
vorwerfen: starr, unflexibel, hält am Kurs auch dann fest, wenn sich die
Großwetterlage oder sogar das Ziel geändert haben. Und dieses Budget zeigt
genau das Problem des Tankers: Obwohl man gegensteuern müsste, wird nicht gegengesteuert.
Lassen Sie mich das ausführlich an genau dem Punkt
festmachen, den Sie selber gewählt haben, das ist der Punkt der Arbeitslosigkeit.
Noch einmal kurz zurück zum Tanker. Der Tanker Stadt
Wien beziehungsweise der Tanker der absoluten SPÖ-Mehrheit hat ein Horn. Und
Wurscht, welches Chaos auf diesem Tanker herrscht, bläst dieses Horn immer das
Gleiche. Auch wenn es stimmt, was das Horn verkündet, ist es nur ein Teil der
Wahrheit. Dieses Horn verkündet: Schwarz-Blau ist schuld, der Bund ist schuld.
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