Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 100
unternehmerische Entscheidung, aber keine kulturpolitische
Entscheidung. Und ich kann nicht - das ist ein alter Traum der GRÜNEN - von den
Erfolgreichen ständig zu den Nichterfolgreichen umverteilen, wenn das
Besucherinteresse, wenn das Marktinteresse einfach ein anderes ist.
Und nehmen wir zur Kenntnis, dass die junge Generation
ein anderes Einkaufsverhalten hat, das ja auch viele unserer Klientel trifft,
die Klein- und Mittelbetriebe und so weiter, wo wir auch immer wieder
versuchen, durch direkte Wirtschaftsförderungsmaßnahmen etwas zu machen. Aber
dem Strukturwandel, den prinzipiellen Änderungen der Kaufgewohnheiten, dem kann
man sich nicht durch Gesetze entgegenstellen. Und jeder, der das versucht, der
läuft gegen Windmühlen an und wird daran scheitern. Und es wird nicht unsere
Wirtschaftspolitik sein und es wird auch nicht unsere Stadtplanungspolitik sein
und es war auch nicht unsere Stadtplanungspolitik, zentralistisch etwas zu verhindern,
was private Unternehmen in dieser Stadt als Voraussetzung und als Marktnachfrage
erkannt haben. Und das war die Wirtschaftspolitik, die wir betrieben haben,
dazu stehen wir und daher haben wir zu diesem Gesetzesvorschlag damals Nein
gesagt. (Beifall bei der ÖVP.)
Wir sind als Kulturpolitiker kompetent zu sagen: Ja,
wir bekennen uns dazu, dass wir dem Stadtkino - und die Kollegen, die schon
länger im Haus sind, wissen, dass ja die ÖVP ein, sage ich einmal, nicht ganz
friktionsfreies Verhältnis zum Stadtkino hat, ich erinnere mich noch an die
legendären Duelle mit meinem Vorvorgänger als Vorsitzendem des Kulturausschusses,
den Billy Aigner, wo wir gesagt haben, wie viele Besucher denn im Stadtkino
waren - helfen sollen, dass wir es retten sollen und dass man ihm einen Partner
gibt, der vor allem von der Programmierung, von der Synergie her gescheit ist:
Das ist die "Viennale". Dazu bekennen wir uns kulturpolitisch.
Wozu wir uns nicht bekennen, ist ein wirtschaftspolitischer
Dilettantismus und zu versuchen, einen Strukturwandel gegen den Willen der Unternehmer,
die bereit sind zu investieren, und auf der anderen Seite gegen den Willen der
Konsumenten durchzusetzen. Wann immer das versucht wurde, ist es gescheitert
und hat den Steuerzahler viel Geld gekostet. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau GR Mag Unterreiner.
Ich erteile es ihr.
GR Mag Heidemarie Unterreiner (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Damen und Herren!
Worum geht es? - Es geht heute in diesem Akt um den
Fortbestand der Stadtkinos. Wenn man sich den Akt anschaut, dann geht es darum,
dass es jetzt einen neuen Betreiber gibt, einen neuen Gesellschafter gibt.
Also, es ist die "Viennale" der alleinige Gesellschafter der neuen
GesmbH. Wir werden diesem Akt zustimmen, weil wir uns das anschauen wollen, wie
der neue Betreiber dieses Stadtkino führen wird.
Es wird auch gesagt, wozu diese Gelder ausgegeben
werden sollen. Es geht darum, künstlerisch wertvolle Filme, die aber infolge
ihrer Themenauswahl oder Formsprache kein großes Publikum erwarten können und
für die sich daher oft keine Vertreiber oder Kinos finden, den interessierten
Teilen der Öffentlichkeit zu zeigen. So weit, so gut. Das klingt sehr gut. Man
könnte sich denken, das ist eine gute Sache.
Nur sollte man wissen, dass dieses hehre Vorhaben
eigentlich schon beim vorhergehenden Betreiber gescheitert ist, und es ist zu
befürchten, und wir fürchten uns eben davor, dass das in Zukunft nicht sehr
viel besser werden wird, wenn nicht sofort eine Änderung stattfindet.
Mit großem Interesse habe ich einen Bericht des
Kontrollamts gelesen. Vielleicht haben den einige Mitglieder des
Kulturausschusses aus den anderen Fraktionen auch in die Hand bekommen. Jemand,
der das lesen muss, ist Herr StR Mailath-Pokorny, und daher muss er auch wissen,
dass in diesem Bericht drinnen steht, dass es sehr große Mängel in der kaufmännischen
Geschäftsführung gibt, und es gibt einen ganz klaren Auftrag in diesem Bericht
des Kontrollamts, und wir sind froh, dass es solche Berichte gibt und dass
solche Berichte gemacht werden, dass das wirtschaftliche Denken im neu
geschaffenen Stadtkino einziehen soll.
Da mutet es dann einen Freiheitlichen eigenartig an,
wenn man da, so wie Herr Chorherr das heute gesagt hat, mit steuerlichen
Dirigismen einen wirtschaftlichen Erfolg erzielen möchte. Denn was wird denn in
diesen Kinos verkauft? Was ist denn das Produkt in diesen Kinos? - Das Produkt
sind Filme, und das Allerwichtigste ist, dass wir ein Publikum finden, das sich
diese Filme anschaut. Und so ein Kino kann nur wirtschaftlich erfolgreich sein,
wenn Leute in dieses Kino hineingehen. Ich finde es gut, wenn es solche Nischen
gibt für ein interessiertes kleineres Publikum, aber das muss dann wenigstens
kommen. Und wenn das Kontrollamt sagt, dass viel zu wenig Besucher da waren,
dann muss hier etwas geändert werden.
Und ich meine, das hängt natürlich auch mit der
Filmförderung zusammen. Schön wäre es, wenn die beiden Stadtkinos - es geht ja
nicht nur um das Kino am Schwarzenbergplatz, es geht auch um das Kino am
Spittelberg und um den Filmverleih, der jetzt neu geschaffen wurde - zum
Beispiel österreichische Filme zeigen würden. Und österreichische Filme sollten
so gemacht sein, dass das Publikum gerne hineingeht.
Und leider ist es so bei unserer derzeitigen Filmförderung,
dass das Publikum nicht angesprochen wird. Sie kennen unsere Meinung. Sie
kennen die Meinung der Freiheitlichen. Wir sagen, dass der Film ein Kulturgut
ist, aber - und da gebe ich meinem Vorredner Salcher sehr Recht - er ist auch
ein Wirtschaftsfaktor. In anderen Ländern ist das ausschließlich ein Wirtschaftsfaktor.
Wir stehen dazu, dass man Filme fördern soll. Aber man sollte niemals
vergessen, dass es
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