Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 100
ja nicht mehr regieren, wenn der Koalitionspartner sagt, es
kann jetzt nichts mehr beschlossen werden. Also, wenn nach fast neun oder zehn
Monaten alleiniger Verantwortung und sechs Monaten alleiniger Regierungsverantwortung
immer noch versucht wird, mühsam etwas als Ausrede heranzuziehen, was vor einem
oder vor eineinhalb Jahren war, dann zeigt das nicht von großem
Selbstvertrauen. Jetzt ginge es darum, dass man nicht Ausreden braucht, sondern
dass man tätig werden muss, meine Damen und Herren.
Und wenn es stimmen sollte - er wird ja dann auch
noch sprechen -, dass es keine Zusagen gegeben hat, dass er nicht, so wie
behauptet wird, dem Herrn Welunschek irgendetwas in Aussicht gestellt hat, dann
muss man, glaube ich, wirklich den "Standard", den "Falter und
andere Publikationen klagen, die das nämlich behaupten. Das sind Zeitungen, die
den Rabenhof massiv unterstützt haben und daher große Glaubwürdigkeit besitzen.
Denn immerhin steht im Falter: "Von der Wiener SPÖ wurde dem Theatermacher
signalisiert, dass er für den Fall einer erfolgreichen Wiener Wahl mit Subventionen
rechnen könne." - Wenn das nicht stimmt, dann klagen Sie doch oder
schreiben Sie zumindest einen Leserbrief!
"Er", nämlich Welunschek, "hat
sich", schreibt Kralicek weiter im "Falter", "auf ein unsauberes
Spiel" - Herr SPÖ-Kultursprecher, ein "unsauberes Spiel", das
wird heute über die SPÖ-Kultur- und -Theaterpolitik geschrieben im
"Falter" - "eingelassen und muss die Konsequenzen tragen."
Im "Standard", auch eine Zeitung, die dem
Ganzen immer sehr wohlwollend gegenüber stand: "Neben dem interimistischen
Direktor Karl Welunschek, dem die Leitung von der SP einst versprochen" -
versprochen! - "worden war", meine Damen und Herren. Entweder Sie
dementieren das oder Sie sagen das, was sehr wahrscheinlich ist, nämlich dass
es zutrifft.
Und jetzt eine Frage - und deshalb, Frau Ringler,
verstehe ich euer Ja wirklich nicht -: Ist es denn wirklich wieder notwendig,
Parteimitglied zu sein, um zu einer Subvention zu kommen? - Sie waren doch
dabei im Tanzhaus. Früher hat man von einer ganz grundsätzlichen Stimmung her
gewusst, dass jeder sein kann, was er will. Er kann parteipolitisch wählen, was
er will, er kann öffentlich sagen, was er will, es ist damit kein Nachteil und
kein Vorteil verbunden. Jetzt werden bei der Eröffnung des Tanzhauses wieder
Transparente entrollt, jetzt muss man wieder SPÖ-Mitglied sein, um zu einer
Subvention zu kommen. So schnell ist das in knapp einem halben Jahr gegangen,
meine Damen und Herren.
Ich verstehe Ihr Ja nicht, weil natürlich dieses Ja
als nachträgliche Entschuldigung all dieser Dinge, die ich aufzulisten versucht
habe, interpretiert werden muss. Sie sanieren nachträglich diesen
unerträglichen Zustand. Wenn es Ihnen wirklich am Honorar gelegen ist, dann
stimmen Sie doch dafür, dass an Sonderdotierung an die IG zum Beispiel so viel
Geld kommt, dass diese Honorarforderungen erfüllt werden können, und die
Geschichte hat sich. Sie stimmen aber für viel mehr, als nur für die Auszahlung
der Honorare. (GR Mag Christoph Chorherr:
Stellen Sie den Antrag! Der Antrag liegt nicht vor!) Der Antrag ist doch
ganz etwas anderes. (GR Mag Christoph
Chorherr: Sie sagen, stimmen Sie dem Antrag zu, aber Ihr Antrag liegt nicht
vor! So bekommen Sie gar nichts!) Sie hätten abstimmen können so wie wir.
Wir stellen jetzt einen Abänderungsantrag und ich hoffe, dass Sie dem zustimmen
werden. (GR Mag Christoph Chorherr: Dem
stimmen wir auch zu!) Ja, das will ich hoffen, und dann kann man vielleicht
noch aus diesem Schlamassel herauskommen.
Meine Damen und Herren! Eines möchte ich übrigens
auch sagen: StR Mailath hat nichts zu tun mit dem Problem, also er ist
schuldlos an der Entstehung dieses Problems. Er hat damit nichts zu tun. Er hat
das übernommen. Ich möchte das wirklich in aller Deutlichkeit sagen. (Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Von wem?) Das habe ich gerade darzulegen versucht. Du kannst nicht sagen,
du hast das übernommen von vorher, du hast das übernommen vom Kultursprecher
der Sozialdemokratischen Partei, mein lieber Freund! Denn wenn das nicht
eindeutig ist, was ich jetzt zitiert habe, dann kann ich dir nur raten, die
Zeitungen zu lesen. (Amtsf StR Mag Dr
Andreas Mailath-Pokorny: Der war nicht Stadtrat! Der war politisch nicht verantwortlich!)
Ich habe dir erklärt, dass meine politische Entscheidung darin bestand,
mich nicht auf so ein Schlamassel einzulassen, in das du jetzt hineingezogen
wirst. Das ist ja das Geheimnis guter Kulturpolitik, dass man sich nicht von
den eigenen Leuten in ein Schlamassel hineinziehen lässt, aus dem man nicht
mehr herauskommt, meine Damen und Herren. (Beifall
bei der ÖVP.)
Wir werden daher einen Antrag stellen. Wenn die SPÖ,
wie sie das schon einmal gemacht hat bei "Am Puls", die Größe hat,
das aus eigenem zu ersetzen, dann soll es uns alle freuen, denn dann fehlen die
Mittel nicht für die, denen sie jetzt abgehen werden. Wenn das nicht geht, dann
wollen wir einen Antrag stellen, meine Damen und Herren, dass diese Mittel
nicht aus dem Kulturbudget kommen dürfen, sondern aus einer Sonderdotierung,
wie das übrigens, lieber Herr Stadtrat, immer der Fall war. Ich verstehe nicht,
warum du dich zum ersten Mal auf so etwas einlässt. Wir haben ja öfter
entschulden müssen in der Vorgängerzeit - eine meiner ersten Aktionen war eine
Entschuldung, unter anderem vom Herrn Welunschek - und haben das selbstverständlich
als Sondermittel bekommen. (Amtsf StR Mag
Dr Andreas Mailath-Pokorny: Du hast gerade gesagt, du hast es nicht bekommen!)
Glaubst du, ich hätte mir von der Finanz einreden lassen, dass ich
25 Millionen S aus dem Kulturbudget nehmen muss. Das ist doch nicht
dein Ernst.
Daher werden wir einen Antrag stellen, dass diese Mittel,
über die heute entschieden werden soll, nicht
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