Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 100
sonst noch einfließen
- auch betonen, dass es uns auch wichtig sein müsste, dass Wiener Beschäftigte
in Wien den öffentlichen Verkehr betreiben, das heißt, in Wien ihren
Arbeitsplatz haben, und dass es unser aller Anliegen sein muss, dass dies auch
in Zukunft so sein wird.
Ich hoffe
daher, dass wir mit diesem Vertrag dazu beitragen können, dass die Wiener
Verkehrsbetriebe und ihre Beschäftigten derart fit für die Zukunft gemacht
werden, dass sie, egal welche Richtlinien die EU vorgeben wird, auch in Zukunft
bestehen werden können, sodass wir auch in Zukunft mit gutem Gewissen auf die
Wiener Verkehrsbetriebe setzen können. Das wünsche ich den Wiener Verkehrsbetrieben
und das wünsche ich uns Wienern! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Zum
Wort gemeldet ist der Herr Vizebürgermeister. Ich erteile es ihm. - Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder: Herr Vorsitzender! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Die WIENER
LINIEN haben im vergangenen Jahr einen neuen Fahrgastrekord zu verbuchen gehabt:
Es waren 749,9 Millionen Fahrgäste. Wenn man Untersuchungen, bei denen es
um die Beurteilung öffentlicher Verkehrsmittel aus der Sicht der Gäste beziehungsweise
der Touristen geht, im internationalen Vergleich betrachtet, dann stellt man
fest, dass auch hier die Verkehrsmittel in Wien eindeutig positiv, ja weitaus
positiver beurteilt werden, als etwa die Verkehrsmittel der Stadt Berlin.
Was die vorhin von Klubobmann Chorherr angesprochene Frage
betrifft, nämlich wie es mit der Entwicklung der Marktanteile der öffentlichen
Verkehrsmittel auf der einen Seite und des Individualverkehrs auf der anderen
Seite aussieht, so ist seit 1993 der Anteil, den der öffentliche Verkehr bewältigt,
deutlich gestiegen, nämlich auf 33 Prozent. Auch diesbezüglich ist der
Anteil in Wien im Vergleich zur Situation in anderen Großstädten wie etwa
München, Hannover und so weiter wesentlich höher.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sprechen daher
hier über einen Vertrag, der mit einem Unternehmen abgeschlossen wird, das
nicht nur bei der Bevölkerung und nicht nur bei den Gästen Wiens, sondern auch
bei internationalen Experten hohes Ansehen und einen guten Ruf genießt. Ich
denke, dass uns das Anlass sein sollte, diesem Unternehmen weder mit
rechtlichem noch mit politischem Misstrauen zu begegnen. Ich habe bei manchen
Wortmeldungen - nicht nur heute - den Eindruck gehabt, dass so mancher, der
sich hier geäußert hat, in diesem Unternehmen nicht einen Partner sieht, nicht
jemanden sieht, mit dem man gemeinsam ein Problem bewältigt, sondern jemanden,
vor dem man sich schützen muss und gegen den man möglichst feste und dichte
Rechtsbarrieren aufbauen muss. Ich meine, das sollte eigentlich nicht der Stil
sein, in dem man mit einem in der Bevölkerung derart fest verankerten
Unternehmen umgeht. (Beifall bei der
SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist hier - auch
unter dem Aspekt eines gewissen Misstrauens - auch um die Frage gegangen, was
denn an Rationalisierungen eigentlich schon alles geschehen wäre. Nun, ohne
dass es hier des Drucks, des Vertrags bedurft hätte - und der Vertrag übt
natürlich auch einen gewissen Druck auf das Unternehmen aus, Rationalisierungen
durchzuführen -, ist allein in den letzten Jahren, innerhalb eines
verhältnismäßig kurzen Zeitraums, eine Strukturreform eingeleitet worden, deren
Auswirkungen sich schon jetzt - auch im Personalstand - zeigen. Ich meine damit
die Veränderungen in der Fahrzeuginstandhaltung und der Instandhaltung im
Bereich des Geleisebaus. Es geht hier um wesentliche Veränderungen, um
deutliche Rationalisierungsmaßnahmen, die meines Erachtens zeigen, dass das
Unternehmen - ich habe heute in der Fragestunde bereits Gelegenheit gehabt,
darauf hinzuweisen - nicht erst eines Vertragsdrucks bedarf, um sich dieser zentralen
Herausforderung zu stellen, nämlich unabhängig davon, ob der Vertrag vorhanden
ist oder nicht, ob das jetzt eine gesicherte Situation ist oder nicht, alles
daranzusetzen, effizienter zu sein, mit den vorhandenen Mitteln auszukommen.
Ich betrachte es als groben Unfug, wenn hier gesagt worden
ist, ein Personalvertreter habe quasi nicht das Recht, sich engagiert - über
die Art und Weise kann man manchmal geteilter Meinung sein, aber wenn man den
Betreffenden kennt, weiß man, dass das noch ein Ausdruck der Sanftmut war - für
sein Unternehmen einzusetzen. Ich wäre froh, wenn sich alle hier in diesem Saal
mit dem gleichen Engagement für das Unternehmen der WIENER LINIEN einsetzen
würden. Ich denke daher, dass das auch durchaus legitim ist. - Und dass hier
von einem Diktat der Gewerkschaft gesprochen wird, verstehe ich in diesem
Zusammenhang überhaupt nicht. Ich habe den Eindruck, hier herrschen
Vorstellungen von einer anderen Welt!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist auch die Frage
diskutiert worden, was dieser Vertrag denn jetzt im Hinblick auf eine
vernünftige Arbeits- und Aufgabenteilung bedeuten würde: was also im Rahmen der
Politik der Stadt zu geschehen hat, was im Unternehmen zu geschehen hat, und
wie diese Rollen verteilt sind.
Punkt 1: Unsere Aufgabe, meine sehr geehrten Damen und
Herren des Gemeinderats, ist es, die Verkehrspolitik und die Stadtentwicklung,
dem heutigen und künftigen Bedarf der Bevölkerung entsprechend, gemeinsam zu
prägen und zu gestalten. - Diese Richtlinien haben wir dem Unternehmen vorzugeben
- wir können das nicht an das Unternehmen delegieren.
Die Aufgabe des
Unternehmens aber ist es - sie wird durch den Vertrag dem Unternehmen übertragen,
wie es auch bisher der tatsächlichen Übung entsprochen hat -, dafür zu sorgen,
dass auf Grund dieser Rahmenrichtlinien eine Weiterentwicklung stattfindet.
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular