Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 100
man acht Jahre
Rechtssicherheit und vernünftige Planungsmöglichkeit haben kann, dann aus Jux
und Tollerei fünf Jahre nehmen soll.
Noch einmal
zum Kollegen Chorherr: Es wird ja immer so getan, als hätten die Manager und
die Leitungsorgane der Wiener Linien
überhaupt kein anderes Interesse, als irgendwie gegen den Eigentümer zu
obstruieren und möglichst die Eigentümerinteressen mit Füßen zu treten. Das
glaubt man ja dauernd, dass das die Wiener
Linien im Kopf haben. Das ist einfach
ein Unsinn! Im Wesentlichen wissen die Leitungsorgane von öffentlichen Unternehmungen
schon, dass sie gegenüber ihrem Eigentümer eine gewisse auch ideelle
Loyalitätspflicht haben und dass sie den Zielen, die man gemeinsam vereinbart
hat, auch gemeinsam nachkommen. So war es in der Vergangenheit, und die Wiener Linien werden auf Basis dieses
Vertrags ebenso wie in den vergangenen Jahrzehnten ausgezeichnete Leistungen
für Wien erbringen.
Der
öffentliche Verkehr in Wien wird weiterhin vorbildhaft sicher, zuverlässig,
sauber, pünktlich, bequem und behindertengerecht sein. Innovationen wird es im
ausreichenden Maße geben und die Politik hat, glaube ich, mit diesem Vertrag
wirklich eine sehr gute Grundlage dafür geschaffen. Man wird in Wien weiterhin
mit aller Kraft und Energie die Lebensbedingungen für die Menschen in unserer
Stadt verbessern, ebenso wird man den öffentlichen Verkehr in unserer Stadt auf
Basis dieses Vertrags weiter verbessern. - Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Herr
GR Römer.
GR Johann Römer (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Werte
Kolleginnen und Kollegen!
Zum Kollegen
Stürzenbecher vielleicht ein Wort. Es ist interessant, wenn man sich etwas
einbildet, dann bekommt man das so schwer weg, und dazu gehört zum Beispiel die
Privatisierungsgeschichte. Jetzt gebe ich schon zu - und das halte ich auch für
richtig und legitim -, dass man über Liberalisierung und Privatisierung nachdenken
muss. Sie werden jedoch, weil uns immer bewusst gewesen ist, welch schwieriges
Kapitel dieses Detail darstellt, nie von einem Freiheitlichen hier die Forderung
erhoben gehört haben, dass wir die Straßenbahn verkaufen wollten. Darüber wurde
unsererseits nie gesprochen, obwohl ich schon zugeben muss, dass wir damals
auch der Ausgliederung in dieser Form nicht zugestimmt haben. Aber es wurde nie
von uns gefordert: Verkauft die Straßenbahn!
Das nur so
nebenbei, weil es auch in einer Gewerkschaftszeitung einmal genauso geschrieben
stand, dass der Kollege Kabas das gesagt haben soll. Ich habe dann einen
Leserbrief geschrieben und habe gesagt, ich würde gerne das Protokoll haben.
Das wurde mir bis heute nicht zur Verfügung gestellt. Aber man bildet sich
etwas ein und glaubt dann immer, dass das so passiert ist. - Das nur als Einleitung.
Aber nun zum
öffentlichen Verkehr. Was will der Wiener? - Der Wiener will ein attraktives
öffentliches Verkehrsmittel, ein Verkehrsmittel, das ihn schnell von einem Ort
zum anderen bringt, das kundenfreundlich ist, das bequem ist, das sicher ist,
ein Verkehrsmittel, das, wenn er Schwierigkeiten hat, auch beinhaltet, dass ein
Beamter ihm freundlich weiterhilft, wenn er nicht weiß, was er tun soll. Er
will ein Verkehrsmittel, das wenig kostet, und zwar wenig kostet auf der einen
Seite, wenn er den Fahrschein kauft, und auf der anderen Seite wenig kostet,
weil öffentlicher Verkehr ja nicht kostendeckend geführt werden kann, sondern
aus Steuermitteln unterstützt werden muss. All das sind Dinge, die man bedenken
muss und die uns allen bewusst sind. Daher wissen wir auch, wie diffizil und
schwierig dieses Problem ist.
Heute liegt
uns nun dieser Vertrag vor, dieser Vertrag, den wir in Wirklichkeit jenen
verdanken, die damals so großartig "Hurra!" geschrieen haben, Menschen,
die öffentlich verkündet haben, wir treten der EU bei ohne Wenn und Aber, ohne
zu bedenken, was kommt, den wir jenen zu verdanken haben, die die Warnungen
Jörg Haiders, der jahrelang darauf hingewiesen hat, dass wir, bevor wir in die
EU gehen, die Hausaufgaben lösen sollen, nicht gehört haben, nämlich jene
Hausaufgaben, wozu auch die ganze Vorbereitung der kommunalen Wirtschaft gehört
hätte. Das heißt, wir müssen heute wieder einmal die Ausfallshaftung für jene
übernehmen, die damals einem bedingungslosen EU-Beitritt zugestimmt haben.
Wir waren vor einigen Jahren im Norden Europas - einige von
denjenigen, die damals mit dabei waren, sind ja noch im Saal - und haben uns
dort all diese Liberalisierungs- und Privatisierungsgeschichten im Bereich des
öffentlichen Verkehrs, der Wärmeversorgung und so weiter angeschaut. Es war
mehr als beeindruckend zu sehen, was damals, vor einigen Jahren, schon alles an
Ideen vorhanden war, obwohl damals ja noch niemand so genau wusste, wie das
umzusetzen sein wird. Daher ist es auch verständlich, dass es die EU-Richtlinie
noch nicht gibt und wir in Wirklichkeit nicht genau wissen, wohin die Reise
geht. Wir wissen nicht, wann sie verabschiedet werden wird, wir wissen nicht,
welche Übergangsfrist uns dafür bleiben wird, und wir wissen auch nicht, welche
weiteren Handlungen wir auf Grund dieser Vorschriften setzen werden müssen. Ich
glaube nur, dass das auch ein etwas schwieriges Problem sein wird, weil vielen
Leuten inzwischen auch bewusst geworden ist, dass man hier nicht einer maßlosen
Deregulierung das Wort reden kann, und vielen wahrscheinlich gerade das, was
man am Beispiel Großbritannien erlebt hat, in die Knochen gefahren ist.
Auch das, was
heute hier vorgelegt worden ist, ist eine mehr als schwierige Sache. Umsonst
haben nicht die Oppositionsparteien umfassende und, wie ich glaube, auch sehr
dezidierte Kritik an diesem Vertrag vorgebracht. Das sollte uns schon zu denken
geben.
Aber ich glaube,
viele Dinge kann man, da es ja nur ein zeitlich begrenztes Werk ist, natürlich
auch von der praktischen Seite her sehen: Wir haben in
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