Gemeinderat,
6. Sitzung vom 25.10.2001, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 100
führen. Es macht
keinen Sinn, bei 30 Prozent mehr Bewohnern in der Donaustadt, und einige
Prozent sind es auch in Floridsdorf, von der A 5 direkt auf die Brünner
Straße zu kommen und dort den Menschen die Lebensqualität zu vermiesen.
Noch einmal:
Wir treten für den Umfahrungsring mit wirklich strategischer
Umweltverträglichkeitsprüfung ein. (Beifall bei der SPÖ.)
Auf Wien kommt
in der künftig erweiterten Europäischen Union in der regionalen, auch in der
nationalen und in der europäischen Verkehrsnetzsituation eine sehr wichtige
Knotenfunktion zu, und zur Stärkung der Wirtschaftskraft wie auch der
Umweltqualität und der Lebensqualität bedarf es der von mir geschilderten
Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur.
Damit komme
ich auch schon zum Schluss, meine sehr geehrten Damen und Herren. Wien wird im
Wettbewerb der europäischen Zentralregionen stark zu positionieren sein. Und
das, meine ich, muss auch im Interesse der blau-schwarzen, der momentan
blau-schwarzen Bundesregierung sein. Und wenn nicht: Bgm Dr Michael Häupl und
auch die sozialdemokratischen Mitglieder der Stadtregierung werden selbstbewusst
- das kann ich Ihnen versichern - darauf aufmerksam machen. - Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GR
Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Mag
Gerstl gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Mag
Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Gestern Abend
ist die Milleniums-City, zweiter Teil, eröffnet worden, unter Anwesenheit des
Herrn VBgm Rieder und des Herrn BV Lacina, und dort ist ein Film für alle
Ehrengäste gezeigt worden, der den Titel trug: "Banditen". Und dieser
Titel wurde dort folgendermaßen beworben: "Sie handeln wie Gentlemen, aber
sind Banditen, und nur zu dritt sind sie das perfekte Paar."
Ich will den
Film nicht näher erzählen, aber ein Dreier-Paar haben wir auch hier, ein
interessantes Dreier-Paar, ein Dreier-Paar, das verantwortlich ist für die Agenden
auf der Roßauer Lände, auf der Spittelauer Lände. Einen Bezirksvorsteher, der
diese Idee geboren hat, bis es dann dazu gekommen ist, dass er Herrn StR
Schicker dazu überredet hat, diesem Verkehrskonzept zuzustimmen, der sich
wahrscheinlich danach gedacht hat, aber dann setze ich mich drauf und möchte
das gerne ganz vorne für mich präferieren. Er hat eine Pressekonferenz einberufen,
eine Stau-Schau, eine Nicht-Stau-Schau, veranstaltet an einem Montag, glaube
ich, war es. Und er hat dann auch, damit es nicht weitere Zuständigkeiten gibt,
das alles auf sich konzentriert.
Und vom Herrn
Bürgermeister hat man zu dieser Zeit überhaupt nichts gehört. So hat der Herr
Bürgermeister auch heute gesagt in seiner Anfragebeantwortung, er kümmert sich
erst dann um Dinge, wenn es zu besonderen Situationen kommt.
Meine Damen
und Herren! Wenn ich mich in der Stadt immer erst dann darum kümmere, wenn
etwas passiert ist, dann ist es sehr, sehr schade für diese Stadt. Diese Stadt
braucht Männer und Damen, die sich darum kümmern, dass man sich vorausschauend
um die Dinge kümmert, und nicht erst in der Nachschau. (Beifall bei der
ÖVP.)
Und, meine
Damen und Herren, der Herr Bürgermeister hat gesagt, erst nach Beginn des Experiments
hat er ein erstes Gespräch mit dem Verkehrsstadtrat geführt.
Das heißt:
Müssen wir jetzt bei allen Probemaßnahmen, die wir in der Zukunft haben - wir
werden in späterer Folge noch beim Masterplan darauf zu reden kommen -, damit
rechnen, dass wir jetzt zig Proben durchführen, und erst dann, wenn sie gescheitert
sind, schaltet sich der Herr Bürgermeister ein? - Na, das kann es ja wohl nicht
sein. Absolut nicht.
Ich habe mir
eher gedacht, dass die SPÖ etwas mit modernem Raubrittertum, mit Robin Hood zu
tun hat. Doch Robin Hood kann ich bei dieser Aktion nicht erkennen. Man nimmt
den Menschen etwas weg, man nimmt ihnen die Fahrspur weg, aber man gibt ihnen
nichts zurück. Was passiert so? - Robin Hood hat das Geld, das er bekommen hat,
den Armen gegeben. (GR Johann Driemer: Die Bundesregierung macht es umgekehrt!)
Was machen Sie? - Sie streiten sich, von wo Sie das Geld nun herbekommen.
Sie haben niemanden, dem Sie das Geld geben können. Sie nehmen das Geld vom
Steuerzahler nämlich zuerst weg, machen eine Maßnahme und kommen danach drauf,
dass es die falsche Maßnahme war. Also da habe ich mir schon etwas mehr
erwartet, dass Sie für die Menschen besser mit dem Geld umgehen können. Einen
Robin Hood hat diese Stadt leider nicht; sie würde ihn dringend benötigen.
Ich möchte nun
auf diese Roßauer Lände und auf diese Verantwortung noch einmal klar zu
sprechen kommen. Da gibt es den Brief einer Familie, der an den Herrn
Bürgermeister gegangen ist und an den Herrn Verkehrsstadtrat, und ich glaube,
der spricht eindeutig für sich. In dem Brief heißt es:
"Mich
persönlich kostet diese stauerzeugende Parkspur täglich mindestens
30 Minuten meiner Freizeit, das sind 2,5 Stunden in der Woche und
somit monatlich 10 Stunden. Das Ganze mal zwei, denn auch meine Gattin ist
in derselben Weise davon betroffen. Abgesehen von den durch den Extrastau verursachten
Mehrkosten an Treibstoff kann ich resümierend behaupten: Die Gemeinde Wien,
vertreten durch die gewählten Volksvertreter, stiehlt meiner Familie monatlich
20 Stunden unserer Freizeit."
Das ist der
Punkt, um den es geht: Wir nehmen den Leuten ihre eigene Zeit weg.
Und es heißt
abschließend in dem Brief:
"Sie haben sich
zur Wahl gestellt, um Verantwortung zu bekommen. Sie wurden vom Volk gewählt,
um Verantwortung zu tragen. Ergo, stehen Sie auch
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