Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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man sich halt dazu; man braucht den Schein ja nicht zu
wahren.
Aber viel besser ist das mit dem Verein Wiener
Stadtfeste ja auch nicht. Er hat zwar rechtzeitig am 23. April einen
Antrag gestellt, aber der ist aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen
monatelang herumgereist, in Verstoß geraten, sagen die Beamten, oder vielleicht
hat ihn einer auf eine Weltreise mitgenommen oder man hat ihn verlegt. Es ist
ja nicht um viel gegangen, um 9,1 Millionen S. Schlussendlich hat der
Antrag einen Eingangsstempel vom 17. Juli bei der MA 7. Das sind fast
drei Monate.
Na gut. Auf diese Art und Weise, könnte man
praktischerweise sagen, hat man diese zwei Brüderpaare getrennt und der
Kleinere kriegt erst nach dem Loyalitätsbeweis nach der Sommerpause seine Subvention
als Dankeschön.
Und noch etwas, und das hat die Kollegin Ringler
schon angesprochen. Am 23. April wurde der Antrag gestellt, am 28. und
29. April war das Stadtfest, und da müssen wir uns hier als Opposition
jetzt im Herbst durchlesen im Antrag beziehungsweise in der Begründung dann von
der MA 7: "Im Hinblick auf eine möglichst große Flexibilität bei der
gesamten Veranstaltung gibt es keine exakte Projektplanung." - Fünf Tage
vor dem Stadtfest war man nicht im Stande, eine exakte Projektplanung
vorzulegen. Das sind sozusagen die Chaos-Tage von Wien, denn wie soll das sonst
stattfinden, wenn keiner weiß, was dann überhaupt kommt? - Das war ein Jahr
früher, glaube ich, wo Sie dort waren. Das ist eigentlich gar nicht so lustig.
Das ist wirklich die gelebte Arroganz der Macht.
Und dann wollen Sie uns noch allen erklären, dass das
überhaupt nichts mit Parteipolitik zu tun hat. Das sind ja unabhängige Vereine.
Jetzt, heute, hat der Kollege Salcher gesagt, Sie sind stolz darauf. Im Ausschuss
hat noch der Kollege Tschirf gesagt, das hat mit der ÖVP nichts zu tun. Man
findet dort nichts, was auf die ÖVP hinweist. (GR Dr Matthias Tschirf: Wir
haben etwas initiiert, auf das wir stolz sind!) Ja, ist gut. Ich komme
darauf.
Das ist natürlich schon ein gewisser Unterschied zwischen
euch und der SPÖ. Die SPÖ macht das, wenn man es positiv formuliert, ehrlicher,
wenn man es negativ formuliert, eindeutiger. Da lädt dann im Internet schon der
Bürgermeister ein. Die SPÖ lädt ein, um das genau zu sagen. Da gibt es dann
dort zwar durchaus viele Künstlergruppen, aber es gibt auch diese eindeutigen
sozialistischen Stände, wie zum Beispiel die Riesenrutsche der Bank Austria.
Oder - ich habe das schon einmal erwähnt - das Mitarbeitercamp der Fraktion
Christlicher Gewerkschafter, das eine neue Bedeutung gekriegt hat nach diesem
Sommer. Wahrscheinlich haben dort einmal die Vertreter des kleinen Mannes bei
Lagerfeuerromantik campen müssen, einmal nicht in der Villa, und sich überlegt,
welche Einkommensteile sie der Bevölkerung so in etwa bekannt geben. Oder es
gibt die Bänderinsel der SPÖ. Die ÖVP, wie gesagt, die macht das ein bisschen
dezenter. Die sagt, kein Plakatständer, höchstens der eine vom Liberalen Forum.
Ich habe da ein paar Beilagen. Gott sei Dank habe ich
mir jetzt nicht die Mühe gemacht, etwas herauszusuchen vom 18. Wiener
Stadtfest. Aber ich bin dankbar dafür, dass eine große Dokumentation beigelegt
war dem Antrag vom 17. Wiener Stadtfest. Da heißt es zum Beispiel
geheißen: "VBgm Görg war zufrieden." Hat ja nichts mit der ÖVP zu
tun. Und hier: "140 Meter langer Tisch mit VP-Bezirksmandataren, die
die Leute zum Diskutieren eingeladen haben." Steht dann dabei: "Viele
Wiener hatten keine Lust zu politisieren." Aber bitte. "Nach den
Worten des Veranstalters, der Wiener ÖVP." Also, doch Veranstalter
offensichtlich. Zumindest nach der Pressedokumentation, die dieser Verein
Wiener Stadtfeste hier beigelegt hat. Nach Angaben des Veranstalters, der Wiener
ÖVP. Ich muss mich ja auf das verlassen. Ich glaube euch das ja gerne, aber es
ist meines Erachtens wirklich eindeutig, dass es zumindest in diesen Tagen ein
sehr starkes Nahverhältnis gibt. Und was dann die Grätzelfeste,
Gemeindebaufeste, den Alltagskulturbetrieb betrifft, so ist das eindeutig, weil
natürlich zufällig die Vereine gemeinsam mit der Partei die Veranstaltungen machen.
Meine Damen
und Herren! Mit einer absoluten Mehrheit im Rücken kann man sich viel erlauben,
man braucht sich nicht genieren. Traurig ist für mich, dass die ÖVP da
mitpartizipiert und sich arrangiert hat.
Wir, meine
Damen und Herren, werden natürlich diesem Aktenstück nicht zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Der Herr
Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter
GR Dr Michael LUDWIG: Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
In der Tat ist
es so, dass das Wiener Stadtfest, das es seit 18 Jahren gibt, zu einer
Institution geworden ist und nicht nur viele Wienerinnen und Wiener, sondern
auch zahlreiche Touristen haben an diesen Stadtfesten in der Vergangenheit
teilgenommen. Und auch die mediale Berichterstattung, die zu einem großen Teil
auch dem Akt beiliegt, zeigt, dass die Unterstützung der Öffentlichkeit für das
Stadtfest bisher eine große war.
Weil in der
Diskussion angesprochen wurde, dass es da und dort die Möglichkeit gibt, über
das Stadtfest Parteifinanzierung zu üben, möchte ich darauf verweisen, dass
selbstverständlich alle finanziellen Transaktionen, die über diesen Akt, über
dieses Ansuchen laufen, auch entsprechend abgerechnet werden und vom Kulturamt
überprüft werden.
Es wurde in der
Diskussion auch darauf hingewiesen, dass das Stadtfest schon von der
Alleinregierung der SPÖ unterstützt wurde. Meines Erachtens nach ist das auch
ein Zeichen dafür, und das sollte auch hier im Gemeinderat eigentlich
alleiniges Kriterium der
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