Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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Ich möchte abschließend noch sehr deutlich auf eine andere Problematik
eingehen. Es sind ja nicht nur die Förderungen, die für einen
Wirtschaftsstandort und für die Wirtschaft entscheidend sind, sondern es sind
auch die Rahmenbedingungen. Damit kommen wir zu einem Punkt, wo ich
geharnischte Kritik äußern muss. Wenn das kommt, was jetzt im Raum schwebt,
meine Damen und Herren, und was ich unter dem Begriff Belastungswelle subsumieren
möchte, dann muss ich sagen, dass damit all unsere Bemühungen der aktiven monetären
Wirtschaftsförderung wieder konterkariert sind. Und das wollen wir von der ÖVP
bei Gott nicht hinnehmen! (Beifall bei
der ÖVP.)
Nachdem man uns angesichts unserer Warnungen vor
einer Belastungswelle von Tarif- und Gebührenerhöhungen, die wir ja in den
letzten Monaten schon ausgesprochen haben, alles Mögliche bis hin zu Unterstellungen
nachgesagt hat, beweist das, was in den letzten Tagen bekannt wurde und auch
heute, unter anderem von der Umweltstadträtin Kossina, bestätigt wurde, dass
unsere Warnrufe sehr zu Recht erfolgt sind.
Ich nenne stellvertretend - weil ich das alles jetzt
nicht lückenlos noch einmal wiederholen möchte - drei Dinge:
Erstens: Die Vorbereitung dieser Verordnung, die es
WIENSTROM ermöglichen soll, zur Förderung der Kraftwärmekopplung zirka
12 Groschen pro Kilowattstunde auf den Strompreis aufzuschlagen.
Meine Damen und Herren! Im Vergleich zu den anderen
Bundesländern liegen wir ohnedies im obersten Feld. Das ist ein Nachteil für
den Wirtschaftsstandort! - Ich gehe in diesem Zusammenhang, insofern als ich
jetzt von der Wirtschaft spreche, nicht auf die Belastung der Bevölkerung ein,
obwohl natürlich auch das ein sehr wesentlicher Aspekt ist. Was aber den Wirtschaftsstandort
betrifft, so ist zu sagen, dass das eine Belastung für den Wirtschaftsstandort
und eine Wettbewerbsverzerrung bedeutet, die mit dem Bemühen, die Wirtschaft zu
fördern, beziehungsweise mit dem Bekenntnis dazu überhaupt nicht in Einklang zu
bringen sind. (Beifall bei der ÖVP.)
Der zweite Punkt wurde heute bei der Fragestunde von
der Frau Umweltstadträtin noch einmal sehr pointiert ausgesprochen, nämlich
ihre bekräftigte Forderung nach einem Pflichtpfandsystem für Einweg- und
Mehrweggebinde. Die Einhebung eines Pfands in der Höhe von 7 S pro
Einwegflasche würde eine Belastung nicht nur für die Bevölkerung, sondern vor
allen Dingen auch für die Klein- und Mittelbetriebe bedeuten. Da fördern wir
die Nahversorgung, wir bemühen uns darum, dass die Mittel, die in Form der
Direktförderung für die Nahversorger ausgeschüttet werden, nicht gekürzt werden
- obwohl auch diese Mittel jetzt knapper werden -, wir bemühen uns, die
Nahversorgung, den kleinen Greißler aufrechtzuerhalten, und dann wird der
Wirtschaft eine solche Erschwernis - und der Bevölkerung eine Verteuerung -
auferlegt!
Es soll uns in diesem Zusammenhang niemand mangelndes
Umweltbewusstsein vorwerfen: Natürlich sind wir für eine Eindämmung des Mistes.
Natürlich sind wir für Maßnahmen, die der Umwelt in hohem Maße dienen. Die
reflexartige Einführung eines Obolus aber kann wohl nicht der Weisheit letzter
Schluss sein.
Ganz zum Schluss möchte ich auch noch anführen, dass
wir auch einen Verkehrsstadtrat haben, der meint, angesichts einer schwierigen
Verkehrssituation mit dem reflexartigen Vorschlag, dass Lkw zu Spitzenverkehrszeiten
auf den Hauptverkehrsadern nicht fahren dürfen sollten, den Wirtschaftsstandort
aufzuwerten. Das Gegenteil ist der Fall! - Und damit will ich es auch schon bewenden
lassen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Danke. -
Als Nächster ist Herr StR DDr Schock zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrte
Frau Vorsitzende! Herr Vizebürgermeister! Meine Damen und Herren!
Es ist nicht ganz einfach, den Inhalt dieses vorliegenden
Geschäftsstücks sofort zu erkennen. Es beinhaltet eine allgemeine Analyse der
Wiener Wirtschaft, ihrer Schwächen und Stärken, und dann sind da noch einige
allgemeine Absichtserklärungen angeschlossen, die so allgemein sind, dass sie
wahrscheinlich von allen Fraktionen in diesem Haus unterschrieben werden
können.
Es gab daher im Finanzausschuss auch ein Rätselraten:
Warum wird denn eigentlich dieser Akt mit diesem geringen Inhalt heute
überhaupt hier vorgelegt? Warum wird dieser Akt hier vorgelegt, wenn die
Richtlinien der neuen Wiener Wirtschaftsförderung, die ja nächstes Jahr erst in
Kraft treten soll, offenbar noch gar nicht fertig sind?
Meine Vorrednerin, Frau Kollegin Rothauer, hat
diesbezüglich schon ein bisschen Licht ins Dunkel gebracht, indem sie auf die
Budgetmittelknappheit in unserer Wiener Wirtschaftsförderung hingewiesen hat.
Es findet sich der eigentliche Inhalt auch nur ganz
versteckt, so versteckt, dass man ihn auf den ersten Blick überhaupt nicht
erkennen kann. Es soll nämlich die Innovationsförderung der Stadt Wien mit
30. September, also bereits in zehn Tagen, auslaufen. Es werden keine
neuen Anträge für die Innovationsförderung mehr entgegengenommen. Die Stadt
muss also wegen dieser Budgetmittelknappheit ihre Innovationsförderung im
vierten Quartal überhaupt aussetzen. Weil das Budget des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds
nicht bis zum Jahresende ausreicht, muss er seine Förderungsaktivität schon in
zehn Tagen einstellen. Im vierten Quartal, also in den Monaten Oktober, November
und Dezember, wird es daher überhaupt keine Innovationsförderung der Stadt mehr
geben. Die Nahversorgungs-Starthilfe in Stadterweiterungsgebieten etwa soll
überhaupt ersatzlos abgeschafft werden. Es wird daher ab nächstem Jahr für
Stadterweiterungsgebiete überhaupt keine spezielle
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