Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Wirtschaftsblatt, nicht mehr als 420 Millionen S
zahlen, das wäre immer noch ein Quadratmeterpreis von 3 000 S, aber
immerhin günstiger.
Meine Damen und Herren! Der Grundstückskauf durch die
Gemeinde Wien ist natürlich ganz im Sinne und Interesse der Hauptgläubigerin,
die "Bayrische Hypo-Bank Austria", an der die Gemeinde Wien wiederum
indirekt beteiligt ist, um wenigstens einen Teil der Milliardenschulden von
Liaunig's Rumpfimperium wiederzubekommen. Das Ganze ist schon eine tolle
Nummer!
Meine Damen und Herren! Die Stadt Wien holt sich von
uns Steuerzahlern das Geld und kauft das Grundstück um mehr als eine halbe
Milliarde S, um letztendlich die Verbindlichkeiten an die Bank Austria -
und daher auch jene an die Stadt Wien - zu reduzieren.
Auch ein Bürogebäude, Objekt 100, auf der
Liegenschaft, soll laut Mietvertrag um 100 S pro Quadratmeter an die
Waagner-Biro-Holding vermietet werden. Großzügiger geht es schon nicht mehr.
Nicht genug, dass man den Kaufpreis überhöht, senkt man den Mietpreis, der am
Immobilienmarkt derzeit zwischen 160 S und 300 S für Büros liegt, auf
100 S. Damit entgehen der Stadt Wien jährlich mindestens
5 Millionen S. Das sind nach den zehn Jahren an die
50 Millionen S. Das heißt, wir bekommen nicht nur Einnahmen von
50 Millionen S, wie wir heute gehört haben, sondern wir verlieren
50 Millionen S, weil wir hätten es ohne weiteres auf
100 Millionen S bringen können.
Was soll diese Billigstvermietung? Warum will man so
die Stadt Wien schädigen? Gibt es Gründe oder Hintergründe dafür? - Lauter
offene Fragen. Das stinkt! Und weil es so stinkt, gibt man das Grundstück eben
der MA 48, denn diese ist für jeden Mist in dieser Stadt zuständig! (Beifall
bei der FPÖ.)
Ob die MA 48 diese gewaltige Fläche braucht oder
nicht, ist der Gemeinde Wien egal. Dabei könnte man mit diesem 14 Hektar
großen Areal, Herr Stadtrat, durch eine vielfältige Nutzung den 22. Bezirk
aufwerten und für die MA 48 wäre immer noch Platz genug, weil mehr als
20 000 Quadratmeter, bei der ganzen Agenda, die wir heute gehört
haben, benötigt sie nicht. Aber die Gemeinde Wien braucht quasi als Feigenblatt
für das Waagner-Biro-Areal einen Nutzer und der soll vorerst einmal die
MA 48 sein.
Wir Freiheitliche kritisieren Folgendes:
Erstens. Die gesamte Fläche von 14 Hektar allein
für die MA 48 ist Gigantomanie und gar nicht erforderlich!
Zweitens. Der Standort bietet sich für ein
Gesamtkonzept städtebaulicher Natur an. Geben wir den Architekten eine Chance
in Form eines Ideenwettbewerbs.
Herr Stadtrat! Ich habe geschrieben: "Kommen Sie
nach Ottakring." Sie waren bei uns in Ottakring. Wir haben bei der
Endstelle der U 3 ein ähnlich großes Areal mit einem Gesamtkonzept. Dort
haben wir die HTL untergebracht, ein Personalhochhaus, Banken, Geschäfte,
Parkdecks, die MA 37 wird hinsiedeln, Teile von der MA 48, Wiener
Wohnen und das Arbeitsmarktservice sind dort, das Bundesheer hat dort Anlagen, Wienstrom und auch die
U 3-Endstelle befinden sich dort. Das wäre ein Beispiel für den
22. Bezirk. Überlegen Sie sich das noch, Herr Stadtrat!
Drittens.
Es werden zirka 100 oder auch mehr Magistratsfahrzeuge das ganze Umfeld dort
mit ihren täglichen Ein- und Ausfahrten belasten, noch dazu wenn der Verkehr in
der Stadlauer Straße durch einen Bahnschranken schwer behindert ist. Ich
glaube, es wäre interessant, dass man dort die Niveaugleichheit beseitigt.
Viertens. Wir kritisieren, die Miete für das
Objekt 100 ist zu gering angesetzt.
Fünftens. Unsere Kritik ist, man hat die
Dekontaminierung mit 150 Millionen S gedeckelt, aber diese sind rasch
verbraucht. Wenn man bedenkt, dass bei der Hauptfeuerwache in Floridsdorf, wo
wir bei Probebohrungen - es waren neun an der Zahl -, dort, wo die
Kontamination war, nicht mehr als Asche gefunden haben, danach waren wir
erstaunt, dass auf dem ehemaligen Teerfabrikengelände eine Kontaminierung in
einer Mächtigkeit von 26 Millionen S letztendlich lag und bezahlt
wurde, aber auf einer Fläche, die ein Zehntel des Waagner Biro Geländes
ausmachte, wo sichtbare Kontamination vorhanden ist.
Sechstens. Wir Freiheitliche kritisieren, dass der
Kaufpreis um gute 1 000 S pro Quadratmeter zu hoch angesetzt ist. Das
veranlasst mich doch zu der Annahme, dass der überhöhte Kaufpreis bereits die
Abdeckung der Entfernung der gesamten Kontamination bedeutet, und zwar zu
Lasten des Steuerzahlers. (Beifall bei
der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Wie sagte Goethe in
"Torquato Tasso": So merkt man Absicht und man ist verstimmt. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Herr GR
Mag Reindl, bitte.
GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! (GR Georg
Fuchs: Sie müssen sehr verwirrt sein, wenn Sie noch einmal zu Ihrem Platz
zurückgehen!)
Ich bin nicht verwirrt. Ich habe nur eine Unterlage
vergessen. Das wirft einen manchmal aus dem Konzept.
Wir diskutieren heute einen sehr wesentlichen und
sehr wichtigen Schritt für die MA 48, der für die MA 48 insgesamt
eine wesentliche Verbesserung in der Organisation bringt, wesentliche
Einsparungen durch Einsparungen bei anderen Dingen, die in Stadlau konzentriert
werden. Das ist auch ein sehr arbeitnehmerfreundliches Gebiet, das hier für die
neuen Arbeitsplätze erworben wird.
Zu meinem Vorredner von der ÖVP muss ich sagen: Kollege
Gerstl, burgtheaterreif! (GR Georg Fuchs:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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