Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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weiteren Realisierung
Ihrer Projekte zur Verfügung. Und wenn Sie diese Forderungen vielleicht in Ihr
Programm aufnehmen, dann, glaube ich, klappt es auch mit dem U-Bahn-Bau. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Herr
GR Reiter. - Bitte.
GR Günther Reiter: (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wenn man so
ein bisschen die Debatte seit gestern verfolgt, dann finde ich es einmal
wirklich positiv, dass die ÖVP dem Rechnungsabschluss zustimmt und noch nicht
in das Triumvirat der vereinten Opposition eingestiegen ist. Das finde ich gut
und wichtig so, aber ein gewisser Paradigmenwechsel - das hat auch der ehemalige
Planungsstadtrat eben angeführt - ist schon zu sehen und der findet auch statt.
Denn wenn man so ein bisschen die Pressekonferenzen der letzten Wochen Revue
passieren lässt, so hat das - der Scharfmacher Gerstl war ja heute gemäßigt
hier am Rednerpult bei seiner ersten Rede - anders geklungen. Da war vom
Sündenkatalogen der SPÖ die Rede, da wurde von der Kanzel von 20 Todsünden
gesprochen und so weiter und so fort. Das war ein bisschen Realitätsverweigerung,
die sich hier breitgemacht hat.
Ich nehme nicht
an, dass dieser Kurswechsel der ÖVP so dramatisch und schnell stattfinden kann,
denn ich möchte schon daran erinnern, dass wir sowohl den Ausbau der
öffentlichen Verkehrsmittel als auch einen sinnvollen entlastenden Straßenbau
in der Koalitionsregierung beschlossen haben, und das sollten Sie im Übereifer
der Neupositionierung nicht ignorieren.
Auch wenn das
von Vertretern der Opposition anders gesehen wird und auch, wenn man hier über
mangelnde Maßnahmen in der Verkehrspolitik klagt, ist es doch so, Kollegin
Zheden, dass man das an die Adresse der schwarz-blauen Bundesregierung zu richten
hat, denn dort sitzen nämlich die Bremser. Nehmen Sie zur Kenntnis - die Fakten
sprechen ja eine ganz deutliche Sprache -, dass Wien weiterhin große
Investitionen im Bereich des öffentlichen Verkehrs durchführen wird. In den
letzten Jahren waren es allein an die 18 Milliarden S, die in den U-Bahn-Bau,
in die Niederflurstraßenbahn, Busse, Beschleunigungsmaßnahmen, Modernisierung
des Fuhrparks, Aufzugseinbauten und vieles andere mehr geflossen sind. Dafür -
machen Sie sich keine Sorgen - sorgen auch weiterhin unser Bürgermeister und
die zuständigen StRe Dr Rieder und - Dipl Ing Schicker.
Behutsam, den
Wählerwillen immer vor Augen - auch das wurde schon erwähnt -, werden wir den
ursprünglich gemeinsamen Weg in diesem Trend vom Auto zu den Öffis, zu den
öffentlichen Verkehrsmitteln weiter verstärken. Das ist überhaupt keine Frage.
Das Institut Sozialdata gibt uns Recht. Man hat hier ermittelt, und es ist
einfach Faktum, dass Wien einen Anteil von 33 Prozent im
Personennahverkehr hat. Das kann man sich international anschauen. München hat
24 Prozent, Stuttgart 22 Prozent, Bremen 16 Prozent. Ich will
Sie da nicht mit Prozentsätzen quälen, aber auch österreichweit sind wir Spitze.
Linz hat 20 Prozent öffentlichen Personennahverkehr und liegt mit diesen
20 Prozent am 2. Platz, gefolgt von Graz mit 16 Prozent,
Salzburg mit 13 Prozent. Wien hat 33 Prozent! Wir werden weiter daran
arbeiten, das ist keine Frage, aber so zu tun, als wären wir im öffentlichen
Nahverkehr nicht positiv, geht, glaube ich, wirklich an der Realität vorbei.
Und wenn im
Jahr 2000 117 Linien, also U-Bahn, Straßenbahn und Busse,
725 Millionen Fahrgäste befördert haben, dann ist das europaweit Spitze,
und das lassen wir Sozialdemokraten uns von der Opposition nicht schlecht
machen. (Beifall bei der SPÖ.)
Und wenn der
neue Planungsexperte und Landesgeschäftsführer, Kollege Gerstl, in seinen
Presseaussendungen von Plan- und Ziellosigkeit von Rudi Schicker spricht, dann
ist das, gelinde gesagt, wirklich lächerlich, und man sollte es ignorieren,
denn es ist doch völlig klar, in den nächsten fünf Jahren werden wir einen
neuen Stadtentwicklungsplan für Wien erstellen. Wir werden den Masterplan neu
machen. Die Prinzipien sind doch ganz klar auch in der Regierungserklärung des
Bürgermeisters nachzulesen. Die Wiener wollen schneller und umweltfreundlicher
unterwegs sein.
Frau GR Zheden
hat ihren Wunsch geäußert, dass die U-Bahnen an die Stadtränder gebaut werden
sollen. Genau das geschieht doch bitte. Sie sind natürlich heute bei Ihrer
ersten Rede noch nicht so informiert, das ist mir vollkommen klar, aber
diejenigen, die ein bisschen länger in der Stadtentwicklungskommission sitzen -
da sind ja einige unter uns, auch von den Oppositionspolitikern -, die wissen
doch ganz genau, dass die U 1 in die Großfeldsiedlung gebaut wird, dass
die U 2 zum Donauspital gebaut wird. Das ist die Prioritätenreihung, die
wir dort beschlossen haben. Die wissen, dass in der vierten Prioritätenreihung
- auch das wurde in der Stadtentwicklungskommission beschlossen - rechtzeitig -
und da bin ich sicher, dass das auch geschieht - mit den Planungen zur
U 1-Südverlängerung gestartet wird und dass die U 6 nach Stammersdorf
gebaut wird. Das ist völlig klar.
Und eines ist
auch klar: Im öffentlichen Personennahverkehr wird es eine Verlängerung der
S 45 geben und die Intervallverdichtungen der S 80 auf
20 Minuten.
In diesen fünf
Jahren - auch das ist gesagt worden vom zuständigen Stadtrat - werden an die 50 000
zusätzliche Parkplätze geschaffen werden. Auch die Anzahl der
Park-and-ride-Anlagen wird verdoppelt werden. Die Wiener werden sicher
unterwegs sein, meine sehr geehrten Damen und Herren. Alles, was mit
Verkehrsberuhigung zusammenhängt oder mit Tempo 30 oder sicheren
Fußgängerübergängen, das wird es geben.
Überregional - um
einen anderen Schwerpunkt zu nennen - muss Wien auch ein TEN-Knoten werden.
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