Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. - Zur Geschäftsgruppe Gesundheits- und Spitalswesen liegt keine Wortmeldung
mehr vor.
Wir kommen nun zur Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau
und Stadterneuerung.
Herr GR
David Ellensohn: It is allowed to start your speach. (Heiterkeit.)
GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Ich werde
aber trotzdem versuchen, in Deutsch zu reden. (Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Das will ich hoffen! - Neuerliche
Heiterkeit.) Es ist laut Geschäftsordnung nicht erlaubt, in Englisch zu
reden. Ich wäre schon in der Lage.
Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Stadtrat! Herr
Vorsitzender!
Danke, Herr Vorsitzender, dass Sie meinen Namen
richtig ausgesprochen haben. Ich bin in London geboren, deswegen ist mein
Vorname David.
Als
vor einem Jahr die neue Bundesregierung angelobt wurde, war mein - und nicht
nur mein - größtes Problem dabei, dass eine in meinen Augen rechtsextreme
Partei erstmals in Europa in einer Regierung mit dabei war. Ich habe damals die
asoziale Komponente der Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen Partei nicht
unterschätzt und leite damit über zum Thema, zum Wohnbau.
Auch im Wohnbau ist ganz klar die nicht vorhandene
Sozialpolitik der Freiheitlichen Partei erkennbar. Vor einem Jahr sind die
Freiheitlichen angetreten im Bund und haben gesagt: Wir werden die Mieten senken!
Ein Jahr später ist sehr einfach nachzuprüfen, dass das falsch war. Das ist
nicht das Einzige, was falsch war. So gesehen ist es kein großes Problem. Die
Inflationsrate ist so hoch, wie seit vielen Jahren nicht. Das ist nicht nur wegen
des hohen Ölpreises so, einen Teil davon haben sie hausgemacht; natürlich nicht
alleine die Freiheitliche Partei, da darf die ÖVP auch mitschneiden. Ein Teil
der Inflationsrate ist hausgemacht. Dadurch wurde eine Mietspirale in Gang
gesetzt, die wir hoffen, aufhalten zu können.
Mein eigentlicher Punkt ist aber die Gemeinnützigkeit.
Am 18. Oktober 2000 hat Karl-Heinz Grasser in seiner Budgetrede erklärt,
er werde 60 000 Wohnungen, die dem Bund gehören, verkaufen; angeblich an
die Mieter und Mieterinnen. Das war die Idee. Angeblich. Das schaut heute ganz
anders aus. Es kaufen nicht irgendwelche Mieter. Bei der BUWOG zum Beispiel
sind laut Umfragen maximal 5 Prozent der Mieter überhaupt bereit zu
kaufen. Die Vorgabe war, wenn 30 bis 40 Prozent der Mieter und Mieterinnen
Eigentum erwerben wollen, dass man es dann in private Hände gibt.
Jetzt ist etwas ganz anderes passiert. Die BUWOG hat
einen neuen Aufsichtsratspräsidenten. Das ist der Karl Ernst Plech, ein
Kärntner - das wäre noch nicht das Problem -, ein Haider-Freund - das ist
vielleicht eines - und ein Immobilienmakler mit einer eigenen Kanzlei. Und der
verkauft jetzt die 60 000 Wohnungen. Damit diese Wohnungen statt
12 Milliarden S - das war das, was man ausgerecht hat - mehr bringen,
hat man vorher noch ganz schnell das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz geändert,
nämlich so, dass man die Wohnungen in Zukunft teurer vermieten darf. Damit
werden die Erlöse in etwa 15 Milliarden S betragen,
15 Milliarden S, die man einnimmt, um Karl-Heinz Grassers großen
Plan, das Null-Defizit, das Null-Verantwortungs-Defizit, das Null-Zukunfts-Defizit
zu verwirklichen.
Wer diese zusätzlichen 3 Milliarden S, die
da eingenommen werden sollen, bezahlen wird, ist auch klar. Das zahlen ganz
sicher nicht die Käufer dieser 60 000 Wohnungen. Das werden jetzt Banken
sein, das sind Immobilien-Trusts, das sind Versicherungen, und die werden sich
diese zusätzlichen 3 Milliarden irgendwo holen. Die werden sich diese bei
den Mietern und Mieterinnen holen. Das ist die Asozialpolitik der
Bundesregierung.
Das hat insofern etwas mit der Wiener Wohnbaupolitik
zu tun, als die Österreichische Volkspartei und die Freiheitliche Partei
Österreichs auch in Wien fordern, dass wir Gemeindewohnungen verkaufen. Angeblich
an die Mieter. Wie das serienweise ausschauen würde, wird jetzt im Bund
vorpraktiziert. Am Ende würde der Karl-Marx-Hof nicht den Menschen gehören, die
dort wohnen, sondern irgendeiner Immobilienfirma, die das Geld natürlich
gewinnbringend anlegen will und die das wieder hereinbringen muss. Das zahlen
dann alle Mieter und Mieterinnen und nicht nur die in einem Gemeindebau oder in
einer gemeinnützigen Wohnung. Dadurch würde der Wohnungsmarkt insgesamt
anziehen und Wohnen insgesamt teurer werden.
Das war die Überleitung zu Wien. Ein kleines Lob - es
ist nicht meine Aufgabe, die Politik der SPÖ in der Stadt zu loben -:
Hocharchitekturstandort, okay; Neubau von 5 000 Wohnungen ist passiert, es
hätten mehr sein können; Rekordvergabe von 11 809 Gemeindewohnungen im
Jahr 2000, auch okay; für 2001 die neue Allgemeine Wohnbeihilfe - da könnte man
auch ein bisschen herumkritisieren, aber es ist besser, es kommen 33 000
Familien einmal in den Genuss, als sie bekommen es nicht, wie es vorher war -;
über 2 000 Notfallswohnungen sind vielleicht zu wenig, aber sie sind auch
besser als nichts. Und der § 15, die Millionärsförderung, wie wir das in
der Vergangenheit genannt haben, ist im Jänner endlich abgeschafft worden.
Ich leite aber über vom Lob - das Lob der Stadtregierung
wird Herr Faymann besser übernehmen - zur Kritik und damit verbunden zu den
Forderungen der Grünen.
Mehr Verteilungsgerechtigkeit der Mittel. Nach wie vor ist
Wohnbauförderung in erster Linie Mittelstandsförderung. Es werden in erster
Linie Leute gefördert wie ich, die über ein Nettoeinkommen von - Sie wissen das
- über 40 000 S verfügen, aber es werden nicht Leute gefördert wie
meine Großmutter, die eine Mindestpension erhält. Mehr Verteilungsgerechtigkeit
heißt für uns - Sie kennen das Modell, ich werde es
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