Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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kündigte EVN-Generaldirektor Gruber an. Die Anmeldung des
Deals bei der Kartellbehörde stehe unmittelbar bevor. Endgültige Beschlüsse
würden im Juni" - also in diesen Tagen - "gefällt."
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Wir begrüßen
diesen Weg. Er ist ein Teil unserer Idee des Energieverbundes Ost. Aber, sehr
geehrter Herr Vizebürgermeister - darf ich Sie persönlich ansprechen (GR Mag Christoph Chorherr steht bei VBgm Dr
Sepp Rieder und verstellt dem Redner die Sicht.) -, ich muss trotz dieses
Vorschlags, den ich der Zeitung entnehme, massive Kritik anbringen. Es gibt
einen Unterausschuss Wiener Stadtwerke. Es werden hier Deals in Milliardenhöhe
vorbereitet, durchdacht, eventuell sind sie sogar schon durchgeführt, und der
dafür zuständige Unterausschuss wird von Ihnen in keiner Weise informiert. Ich
finde diese Vorgangsweise enttäuschend und - entschuldigen Sie den Ausdruck -
auch präpotent. Und auch dagegen bitte unser schärfster Protest!
Solange es aber keine weitreichende Lösung im
Energiebereich gibt, gilt es, verstärkt den Bereich der Wiener Stadtwerke zu
erweitern und somit auch die Zukunft für die Bediensteten zu sichern und die
Interessen der Wiener Bevölkerung zu wahren. Nach dem Vorbild großer
europäischer Energiekonzerne sollten daher auch die Wiener Stadtwerke ihren
Aufgabenbereich neu organisieren und vor allem erweitern. Erste kleine Schritte
gibt es ja bereits im Bereich der Telekommunikation.
Die Wiener Stadtwerke sollten aber auch als
umfassender Dienstleistungsanbieter unter anderem folgende Unternehmensbereiche
erfassen: Wienstrom, Wiengas, die Fernwärme wie bisher; neu
das Wasser, die MA 31, den Kanal, MA 30, und die EBS. Der Vorteil für
die Bevölkerung liegt unter anderem in einem vereinfachten Verrechnungssystem,
in vereinfachter Ablesung, Zahlung und in günstigen Tarifen. Ein Rabattsystem
in Form einer Treuekundenkarte für die abgenommenen Leistungen jeglicher Art
könnte diesen Anreiz erhöhen. Für die Stadtwerke besteht dadurch die
Möglichkeit einer höheren Kundenbindung und somit die Verminderung der Gefahr
des Kleinkundenverlustes.
Durch Gesamtpakete für Strom, Gas, Fernwärme, Wasser,
Kanal, Müll könnten entsprechende Vorteile für die Kunden geschaffen werden.
Eventuell höhere Tarife in einem Angebotsbereich könnten durch günstige Tarife
in einem anderen Bereich oder durch ein Gesamtrabattsystem ausgeglichen werden.
So kann verhindert werden, dass zum Beispiel Billiganbieter in einer Sparte
Kunden abwerben. Mit solch einem noch weiter ausbaufähigen Mehrsäulenprojekt
könnte es möglich sein, die Zukunft der Wiener Stadtwerke und die Zukunft von
deren Bediensteten langfristig zu sichern.
Wir Freiheitliche, sehr geehrter Herr
Vizebürgermeister, werden uns dafür einsetzen, dieses Ziel zu erreichen - zum
Wohl der österreichischen E-Wirtschaft, zum Wohl der Wiener Stadtwerke, aber
vor allem zum Wohl der österreichischen Wirtschaft und des Wirtschaftsstandorts
Wien und somit auch zum Wohl der Klein- und Mittebetriebe Wiens und
letztendlich der Bevölkerung Wiens. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Als nächster Redner ist Herr VBgm Dr Rieder zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder: Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Es ist schon richtig, wahrscheinlich war die
Bezeichnung "stinknormal" für das Budget des Jahres 2000 doch nicht
ganz passend, immerhin hat es da einige Probleme für meine Vorgängerin zu lösen
gegeben, die sie tatsächlich perfekt gelöst hat, so perfekt, dass es mir als
einem damals im Gesundheitsbereich doch mit einem erheblichen Teil davon
Profitierenden gar nicht aufgefallen ist, wie schwierig die Situation war.
Sie war schwierig, weil es unklar war, welche Konsequenzen
es bei der Rückzahlung der Getränkesteuer gibt. Bei der Gelegenheit taucht bei
mir als Konsument nur die Frage auf - ich könnte sie auch hier in den Raum
stellen -: Wer hat denn schon etwas bemerkt davon, dass es keine Getränkesteuer
mehr gibt? Wo sind denn die Getränke billiger geworden? - Das nur so am Rande,
weil es gleichzeitig bei einer Maßnahme sofort eine Erhöhung gab und eine
Subvention eingefordert worden ist.
Noch sind wir nicht ganz über dem Berg. Es glaubt
zwar niemand wirklich daran, dass sich der Europäische Gerichtshof doch noch
dazu hinreißen lässt, dass es zu einer Rückzahlung der Getränkesteuer kommen
muss, aber der Verwaltungsgerichtshof hat ja in seiner Wut das noch einmal an
den Europäischen Gerichtshof herangetragen.
Das Zweite ist die Anzeige- und Ankündigungsabgabe.
Beide Abgaben gibt es natürlich nicht mehr, die sind ja aufgehoben worden, aber
bei den Fällen, von denen die Rede war, geht es um solche, die noch unter die
Verjährungsfrist fallen, sodass das jetzt eingebracht werden muss, und ich
denke, dass man das auch akzeptieren muss. Es kann ja nicht sein, dass die
Stadt sagt, die, die lange genug gewartet haben, steigen jetzt gut aus, und die
Unternehmer, die gleich gezahlt haben, fallen jetzt auf die Nase.
Die Forderung nach einer Vereinheitlichung der
Abgabenordnung unterstütze ich voll und ganz. Es gibt Bemühungen - allerdings
mit einer gebührenden Skepsis -, zwischen den Bundesländern und dem Bund in den
Verhandlungen über die Strukturreform zu einer Vereinheitlichung zu kommen,
weil es natürlich merkwürdig ist, wenn diese Dinge von Bundesland zu Bundesland
unterschiedlich sind.
Was Ihren Antrag zur Frage der Unterstützung von Kleinst-
und Kleinbetrieben bei den Problemen der Euro-Umstellung betrifft, bin ich durchaus
offen. Ich halte nur Ihren Antrag nicht für zielführend, daher
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